Ausstellungseröffnung in der Städtischen Galerie Theodor von Hörmann in Imst
Elmar Peintner präsentiert neue Werkgruppe „Wetterfühlen“

Elmar Peintner stellt nach 16 Jahren wieder in der Städtischen Galerie von Hörmann in Imst aus. "Wetterfühlen" ist der Titel der Schau mit aktuellen Arbeiten des Imster Künstlers.
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IMST(alra). Unter dem Titel „Wetterfühlen“ zeigt Elmar Peintner seine jüngsten Arbeiten in Imst. Coronabedingt musste auf eine Vernissage verzichtet werden, die Ausstellung des international bekannten Imster Künstlers ist jedoch seit 11. Dezember eröffnet. Bereits 16 Jahre liegt die letzte Einzelausstellung des Zeichners und Malers in der Städtischen Galerie Theodor von Hörmann zurück – bis Jänner besteht nun die Möglichkeit die umfassende Schau zu besuchen.

Einem Thema, das 2020 wohl weltweit das Geschehen beherrschte, widmete sich Elmar Peintner intensiv in seinen aktuellen Werken – COVID-19 und der damit verbundene Lockdown mit all seinen Auswirkungen auf menschliche Gemütszustände und die gesellschaftlichen Vorgänge beschäftigten den Künstler in den letzten Monaten. Aufgegriffen hat Peintner dabei den Gedanken, dass sich ein veränderlicher Prozess vollzieht – ein Art Umkehr vom Streben nach immer noch höhergesteckten Zielen in Richtung Entschleunigung und bewusster Wahrnehmung für das Wesentliche. An dieser Entwicklung orientiert sich die entstandene Werkgruppe, die unter dem Begriff „Wetterfühlen“ zusammengefasst ist.

Zwischen Intuition und Isolation

Die Bedeutung des Wortes „Wetterfühlen“ verbindet Elmar Peintner dabei mit weit mehr als den Befindlichkeiten, mit denen der menschliche Körper auf meteorologische Bedingungen reagiert. „Hinter dem „Wetterfühlen“ steckt für mich vielmehr auch die Fähigkeit, zwischenmenschliche Stimmungen zu erspüren und die Natur und ihre Zeichen im Schauspiel ihrer Vielfalt zu erfassen – somit die eigene Intuition bewusst wahrzunehmen“, erklärt Peintner. Die Überleitung vom Wetter zum Lockdown bzw. der Pandemie sieht der tiefgründige Künstler in der Plötzlichkeit und dem weltweiten Ausbruch, der sich dem Wetter gleich, über die gesamte Bevölkerung, über den gesamten Erdball ausgebreitet hat. Die resultierende Isolation, fehlende oder eingeschränkte soziale Kontakte, mangelnde körperliche Berührung bis hin zu bedrohten Existenzen sind massive Begleiterscheinungen. Das gesellschaftliche Zusammenspiel wird dadurch beeinflusst und entscheidend infrage gestellt. Die Reaktionen reichen von gesteigerter Sensibilität bis zu Aggression. Ein auferlegter Rückzug, der vom Absturz in die Einsamkeit bis zum kreativen Ausschöpfen plötzlich entstandener Ruhe und Freiräume alles bedeuten kann. All diese Faktoren in einer Mischung aus eigenem Erfahrungsstand und Beobachtung des nahen Umfeldes beleuchtet Elmar Peintner. Der Zeitraum seit dem Ausbruch der Pandemie sowie Rückblenden auf Ereignisse der Kindheit flossen in die künstlerische Reflexion und Aufarbeitung des Themenschwerpunktes ein.

Tagebuch in 37 Bildern

Entstanden ist eine Art bildgewordenes Tagebuch, das in den 37 Exponaten der Ausstellung Einblick in die emotionale Bandbreite und die vielschichtige Wahrnehmung des Künstlers gewährt. Technisch zeigt Elmar Peintner Arbeiten in Bleistift und Eitempera, Acryl und Pigmenten, Öl sowie Grafitstaub auf Leinwand und Papier. Mehrschichtig, transparent bis deckend legt er den Bildaufbau an. Exakte Details und perfektionistische Feinheiten zeugen von der enormen Beobachtungsgabe, mit der Peintner seine Motive erfasst. Die Schau ist eine Dokumentation, die aus dem weltweiten Tagesgeschehen die persönlichen Perspektiven und Zugänge herausfiltert und sie in tiefsinnig erspürten Metaphern und atmosphärischen Farbstimmungen wiedergibt. Elmar Peintner befreit seine Motive von ihrer Ursprünglichkeit und verleiht ihnen eine tiefere Bedeutung, die sie zu kostbaren Momentaufnahmen der Gefühlsebene machen.

Geschichten entdecken und Farben fühlen

Sichtbar gemacht hat Peintner seine Botschaften in der Darstellung von unterschiedlichen Räumen, denen er veränderliche Wetterformationen als Basis und zugleich Stimmungsgrundlage verliehen hat. Den grauen wolkenverhangenen Tag beschreibt er ebenso wie den blauen Himmel oder die dunkle Nacht. Dieser Basis ließ er im Entstehungsprozess ein erspürtes Motiv folgen. Zimmer, Hütten, Container, ein Spiel-Tipi, ein Boot, Wachtürme und sogar ein Schneckenhaus etc. verwendet er als symbolische Orte des Rückzugs, Phasen der Ich-Bezogenheit. Diese Motive stehen im Dialog mit der Farbstimmung, die sie trägt. Die Intention Elmar Peintners liegt auch abseits der visuellen Erfahrung – er möchte beim Betrachter auch ein Fühlen von Farben auslösen. Als wiederkehrendes Motiv findet sich der Stuhl in unterschiedlicher Umgebung – die Auseinandersetzung mit der eigenen sitzenden Tätigkeit als Künstler, der insgesamt eingeschränkten Bewegung sowie dem „Aussitzen“ der vorherrschenden Situation wird damit vom Künstler aufgearbeitet.

Tiefgründiges Konzept – sensible Beobachtung und präzise Technik

Die Werkgruppe Elmar Peintners kommt einer großen Entdeckungsreise gleich. Auf den ersten Blick sind es klare, geordnete und ebenso präzise Motive, die der Betrachter rasch zu erkennen glaubt. Mit jeder Perspektive und mit jedem Augenblick der Aufmerksamkeit öffnet sich jedoch ein neues Detail, das sich nicht nur in der aufwendigen Technik des Künstlers zeigt, sondern vielmehr in den Geschichten, die das Bild weit über das Sichtbare hinaus beschreiben. Die große Kunst beweist Peintner auch damit, dass er mit seinen Bildern eine Tür zu öffnen vermag, durch die der Betrachter eintreten kann. Seine Aussagen folgen einem sensibel erdachten Konzept, das anregt. Anregt zu entdecken, zu hinterfragen, weiterzudenken, den Geschichten eines anderen seine eigenen hinzuzufügen. Nahezu tröstlich lässt sich für den aufmerksamen Betrachter in der Tiefe der Bilder und in den Kernaussagen des Künstlers erkennen, dass man in dieser Zeit nicht allein ist mit seiner stark geforderten Gefühls- und Gedankenwelt und den Farben des eigenen Ichs.

Zur Person:
Elmar Peintner wurde 1954 in Zams geboren und lebt und arbeitet in Imst. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Prof. Max Melcher. Elmar Peintner zählt zu international anerkannten zeitgenössischen Künstlern Österreichs. Seine Ausstellungstätigkeit reicht von Europa, USA bis Asien. Zahlreiche Auszeichnungen internationaler Grafikbiennalen unterstreichen den internationalen Ruf, den sich Elmar Peintner mit seinen Arbeiten geschaffen hat.

Was: Ausstellung WETTERFÜHLEN
Wann: 11.12.2020 – 09.01.2021
Öffnungszeiten: Di bis Sa 14 – 18 Uhr und zusätzlich bis 20.12.: Sa und So, 14 – 19 Uhr geschlossen ist die Galerie am: 24.12, 25.12., 26.12., am 1.1. sowie am 6.1.
Wo: Städtische Galerie Theodor von Hörmann Stadtplatz 11 6460 Imst
Kontakt und Info: Kulturbüro Stadt Imst Städtische Galerie Theodor von Hörmann Kathrin Deisenberger, MA Tel. 0664 606 98 207 kultur@imst.gv.at www.kultur-imst.at

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