Helmuth Gstrein schöpft elektrische Energie aus dem Bächlein nebenan

Helmuth Gstrein | Foto: Wenzel
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Ein Leben nur für Politik und Schreibtischarbeit? Für den Imster Vizebürgermeister Helmuth Gstrein kann das nicht alles gewesen sein. Seine große Leidenschaft ist ein kleines Kraftwerk. Er hat es selbst gebaut und freut sich über jede Kilowattstunde Strom, die er einem kleinen Bächlein in der Nähe seines Hauses abringen kann.

IMST. Wasser ist in Österreich öffentliches Gut. Das gilt auch für das Bächlein, das entlang der Imster Gafiailgasse rinnt. Wer wie Helmuth Gstrein auf die Idee kommt, seine Energie in den Bau eines Kleinkraftwerks zu stecken, braucht zuerst ein so genanntes Wasserrecht. Doch dieses ist heute extrem schwer zu bekommen. Kleinkraftwerk-Fan Gstrein hat es geerbt. Sein Großvater hat 1899 eine Drechslerwerkstätte an dem Bächlein gebaut und die dazu nötigen Räder mit Wasserkraft betrieben. Die Werkstätte ist längst verwaist. Doch Helmuth Gstrein nutzt sie heute für den Betrieb seines Kleinkraftwerks. Vor vier Jahren hat er die alten Rohre ausgetauscht, in denen 100 Jahre lang Wasser vom Bächlein zur Werkstätte floss. Die neue Leitung ist 152 Meter lang, die Fallhöhe beträgt 50 Meter.

Wer hätte das gedacht: Diese Konstellation genügt für die Erzeugung von rund 40.000 Kilowattstunden Ökostrom im Jahr. Diese Menge reicht für zehn Haushalte.

Anlagenteile per eBay gekauft
Was hat Gstrein motiviert, das Kraftwerk zu bauen? Ich bin ein technisch interessierter Mensch. Schon als kleiner Bub habe ich gesehen, wie sich die Räder in der Werkstatt drehen. Das hat mich fasziniert. Das Know-how für den Kraftwerksbau hat er sich im Selbststudium angeeignet. Den Asynchron-Generator, das Herzstück der Anlage, hat er über eBay gekauft, einige andere Teile auch. Es ist schon der zweite Generator. Der erste hat wegen schwerer Mängel leider nie richtig funktioniert, schildert er. Eine Pelton-Turbine, die den Asynchron-Generator antreibt, hat Gstrein nach eigenen Berechnungen anfertigen lassen.

Der Generator muss exakt mit 1000 Umdrehungen pro Minute laufen, damit der Strom ins öffentliche Netz eingespeist werden kann. Dazu sind einige Feineinstellungen nötig, die der Kleinkraftwerk-Experte jedoch längst im Griff hat.

Anerkannte Ökostrom-Anlage
In Summe hat er rund 25.000 Euro investiert. In ein paar Jahren wird sichs rechnen. Ein eigener Stromzähler sorgt für die exakte Abrechnung. Laut Vertrag bekommt der Kraftwerksbetreiber derzeit eine Gutschrift von sechs Cent pro Kilowattstunde.

Doch darum geht es ihm in erster Linie nicht. Dass seine Konstruktion im Wasserbuchauszug als ÖkostromAnlage anerkannt wurde, ist ihm viel wichtiger.

Und dass die Anlage fast wartungsfrei läuft. Das Kraftwerk kann ich zum Nachbau nur empfehlen, bemerkt er. Aber wie gesagt: Eine große Hürde für Privatpersonen ist heute leider das Wasserrecht.

Helmuth Gstrein | Foto: Wenzel
Pelton Turbine | Foto: Wenzel
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