Sommerlesung "über lebenslust und auch viel frust" - beeindruckend-berührendes Literaturprojekt der Lebenshilfe Werkstätten Imst u. Ötztal-Bahnhof

einige der kreativen Schreibtalente der Lebenshilfeeinrichtungen Imst und Ötztal-Bahnhof mit der Autorin Annemarie Regensburger, Vertretern der Stadtgemeinde Imst u. Mitarbeitern der Lebenshilfe vor dem Literaturwürfel
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  • einige der kreativen Schreibtalente der Lebenshilfeeinrichtungen Imst und Ötztal-Bahnhof mit der Autorin Annemarie Regensburger, Vertretern der Stadtgemeinde Imst u. Mitarbeitern der Lebenshilfe vor dem Literaturwürfel
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IMST(alra). Die Lebenshilfe Werkstätten Imst und Ötztal-Bahnhof widmeten sich in den letzten Monaten einem intensiven Literaturprojekt - in einer kreativen Schreibwerkstatt, die unter der erfahrenen Anleitung von Assistentin Daniela Maria Hinterholzer stattfand, brachten mehr als 20 Klienten der Einrichtung in eigenen Worten in Form von kurzen Texten/Gedichten zum Ausdruck, was für sie das Leben in all seinen Farben und Stimmungen ausmacht.

Am 30. Juni lud die wortkreative Gruppe nun zur Sommerlesung "über lebenslust und auch viel frust" nach Imst in das ubuntu-forum. Im Rahmen der Lesung fand auch eine Buchpräsentation statt - Ulrike Lami und Harald Peer, Klienten der Lebenshilfe Ötztal-Bahnhof durften ihre Werke bereits in gedruckter Form präsentieren. Die beiden hatten ihre Texte für eine Aktion des Vereins "Wortfinder" eingereicht, der im deutschsprachigen Raum kreatives Schreiben & Literatur von besonderen Menschen und Menschen in besonderen Lebenslagen ermöglicht, fördert und auch publiziert.

Als prominente Autorin reihte sich Annemarie Regensburger in die Leserunde ein und fühlte sich laut eigener Aussage auf Augenhöhe mit den Autorenkollegen und -kolleginnen der Lebenshilfe. Das Publikum teilte diese respektvoll anerkennende Haltung - restlos vollgefüllt waren die Räumlichkeiten und ebenso gebannt wie begeistert lauschten die Besucher den einzelnen Vorträgen.

Das Menschsein rund um die Sehnsucht nach Liebe und Nähe, tiefe Freundschaft, Geborgenheit, die Suche nach dem Glück und die individuelle Definition dieses Zustandes, aber auch die Traurigkeit, der Ärger und die Bedrückung, wie auch sozialkritische Wahrnehmungen waren in pure und klare Texte gefasst. Die Ehrlichkeit und die kraftvolle Emotion die von jedem einzelnen der kreativen Schreibgruppe in die Worte und den selbstbewussten, persönlichen Vortrag gelegt wurden, berührten besonders.

Die Botschaft in und zwischen den Zeilen war immer wieder spürbar - in der Tiefe und dem Wesen der Gefühle sind die Bedürfnisse aller Menschen eins, im Lachen und im Weinen, im Glück und der Trauer liegt eine Verbindung, eine Begegnung, die keine Unterschiede sieht - für die kein Handicap zählt.

Annemarie Regensburger unterstrich mit ihrem Text "Lebens-Hilfe", den sie eigens für die Lesung geschrieben hatte, auf eindrückliche Art und Weise, wie sehr wir alle vom ersten Augenblick an, durch alle Phasen des Lebens Hilfe benötigen. Ein Begriff der auf keinen Fall etwas wie Mitleid erwecken soll, sondern vielmehr unsere gegenseitige Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und ein Miteinander fordert. Und auch Regensburgers "Der kluene Prinz", der an unser stärkstes Sehorgan - das Herz appelliert - denn nur damit sieht man gut - durfte an diesem Abend mit all seiner Herzlichkeit und den lebendigen Emotionen nicht fehlen.

Im Skulpturengarten des Künstlers Gebhard Schatz, der sich gegenüber des ubuntu-forums befindet, waren die Texte auch in Form eines riesigen Literaturwürfels nachzulesen - dieser Würfel wird von den Schreibkünstlern der Lebenshilfe ab Ende November anlässlich der KUNSTSTRASSE IMST erneut zum Einsatz kommen - dann wird das Thema ZeitGeist als Ausgangsidee für die Schreibwerkstätte dienen. Zum "Nachhören" gibt es das Literaturprojekt der Lebenshilfe auch als CD.

Musikalisch begleitete das Ensemble der Musikschule Mittleres Oberinntal Klasse Waltraud Reitmeier die Lesung, den geselligen Ausklang untermalte zum Abschluss das Upperland Jazz Duo.

Gedicht der Imster Autorin Annemarie Regensburger:
Lebens - Hilfe

Von earschtn Schroa ou
brauchn Menschn
Hilfe zum Lebm
Händ dia hebm
an die Bruscht
zur Mama legn
beim earschtn Schritt
Halt und Sicherheit gebm

Von earschtn Tag ou
Blick dia sagn
du bisch recht
wie du bisch
ih hilf dir
beim Wearn
Blick dia sagn
ih mag dih gearn

A Lebm lang
Woart dia stärkn
und hoalen
dia aumuntern
zum Toalen
dia Hoffnung gebm
Woart diea Muet machen
zum Lebm

© Annemarie Regensburger

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