Bedeutsame frühgeschichtliche Fundstücke in Oberhofen!

Interessante Schau: Die Votivfigürchen findet man meist bei Opferplätzen, stehen damit in kultischem Zusammenhang.
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  • hochgeladen von Georg Larcher

OBERHOFEN. Neu und bedeutsam sind die frügeschichtliche Funde, die jetzt im Heimatmuseum im Oberhofen eine neue Heimat gefunden haben: Die "rätischen Funde“ aus dem Jahr 2011 hat die Gemeinde jetzt endlich von Finder und Grundstückseigentümer käuflich erwerben können. Der Fundplatz im Oberhofer Wald weist auf die kriegerischen Ereignisse im Rahmen des Alpenfeldzugs von 16./15. vor Christus hin - es sind die ersten derartigen Funde in Nordtirol! Die Gegenstände ordnen die Forscher der jüngeren Eisenzeit und der frühen römischen Kaiserzeit zu. In anderen Ländern gibt es ähnliche Funde an rätischen Siedlungs- und Opferplätzen.
"Diese Zeugnisse früherer Zeiten sind unser neues Aushängeschild, wir würden von Sensation sprechen, innerhalb von Fachkreisen wird lieber das Wort "bedeutsam" gebraucht", freut sich Bürgermeister Peter Daum. Er denkt bereits daran, das Heimatmuseum irgendwann in einem historischen Gebäude in Oberhofen neu einzurichten, auch um diese Aufsehen erregenden Fundstücke der Vorfahren würdig zu präsentieren. Die Fundstellen in Oberhofen weisen auf eine sakral motivierte Niederlassung der einheimischen rätischen Bevölkerung hin.
Stolz auf den geschichtlich bedeutsamen Zuwachs im Ausstellungraum ist das Chronistenteam unter der Leitung von Alt-Bgm. Helmut Kirchmair. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, 24.9., erklärten Univ. Prof. Gerhard Tomeni sowie Mag. Johannes Pöll vom Bundesdenkmalamt (Abteilung für Archäologie), was hinter diesen Funden steckt.

Zirler entdeckt Sensation im Oberhofer Wald
Bereits 2011 wurde der Zirler Hobbyarchäologe Anton Kartnaller auf der Waldparzelle von Karl Staudacher im Pircherwald (nahe Bingeshof) fündig. "Ich bin gerne alleine unterwegs und suche am liebsten an abgelegenen, ruhigen Plätzen, bin dann ganz zufällig darauf gestoßen", erklärt der glückliche Finder. Eine Reihe von Metallgegenständen und darunter zwei interessante Figuren tauchten beim Sondern auf. Kartnaller meldete das. Die Fundmeldung wurde von Univ. Prof. Gerhard Tomedi dem Bundesdenkmalamt weitergeleitet, auch die bayrische Akademie der Wissenschaften beschäftigt sich mit der Datierung der Teile.

Bedeutsame und in Tirol einzigartige Zeugnisse der Vergangenheit

Die zwei klonen vollplastischen Bronzefigürchen wurden der jüngeren Eisenzeit (ca. 470 bis 15 v. Chr. Geb.) zugeordnet. Die Votivfigürchen treten meist bei Opferplätzen auf uns stehen damit in kultischem Zusammenhang. Beide Oberhofer Figuren sind nackt, eine trägt einen Negauer Helm und in der Linken einen kugelförmigen Gegenstand, die zweite hält in der Rechten ein Trink- oder Signalhorn, sie erinnern an ähnliche Exemplare vom Gutenberg in Blazers (Lichtenstein). Schließlich barg der Finder noch zwei pilumartige Lanzenspitzen (3. - 1. Jh. v. Chr. Geb.), einen Mahdhaken und eine Eisensichel (2. - 1. Jh. v. Chr.).

Bemerkenswert sind auch einige Eisenobjekte aus der frühen römischen Kaiserzeit: Es sind elf römische Zeltheringe (augusteisches Militärlager), eine Dolabra (Pionieraxt, Schanzwerkzeug, datiert auf 1. bis 3. Jh. n. Chr.), einen römischen Stechzirkel sowie ein römischer Bratspieß. Diese in einen militärischen Kontext zu stellende Funde werden ergänzt durch ein Metallzaum (Hackamore, 1.-3. Jh. n Chr.) aus Bronze und ein halbiertes stark abgegriffenes As (Bronzemünze) aus frührömischer Zeit (durch Halbierung wurde Kleingeld für die Soldaten hergestellt, entspricht somit dem halben Wert der Münze). Vergleichbare Waffenfunde wurden auch im Umfeld des Heiligtums auf der Pillerhöhe in Fließ entdeckt.

Neuer wichtiger Fundplatz neben Projekt in Pfaffenhofen

Da die Bayerische Akademie der Wissenschaft in München zwischen 2010 und 2016 ein Forschungsprojekt im benachbarten Pfaffenhofen durchführt, bei dem das Hauptaugenmerk auf dem Übergang von der Spätlatßenezeit zur frühen römischen Kaiserzeit liegt, war es nahe liegend, diesem neuen Fundplatz Aufmerksamkeit zu schenken, weshalb ein kleines Kooperationsprojekt zwischen Bundesdenkmalamt und Akademie zustande kam. Ziel der Ende September 2012 in Angriff genommenen Prospektionen in Oberhofen war die lagegenaue Vermessung der bereits bekannten Funde und eine systematische Suche nach weiteren Gegenständen mit Hilfe von Metallsensoren, um die Funktion des Fundplatzes zu klären.

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