Exzellenter Auftakt der Laurentiuskonzerte begeisterte in Imst - Manfred Leuchter & Ian Melrose - World Accordion meets Fingerstyle Guitar

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IMST(alra). Alljährlich hüllt sich die Laurentiuskirche am Imster Kalvarienberg für eine dreiteilige Sommerkonzertreihe des Kulturreferates der Stadt Imst in erlesene Klänge für Liebhaber von klassischer, Jazz und World Musik. StR Kulturreferent Christoph Stillebacher begrüßte gemeinsam mit Daniel Schöller von der Bank Austria Filiale Imst, die bereits zum vierten Mal Hauptsponsor der Veranstaltung ist, die Gäste. Sichtlich zufrieden blickten beide auf das erfolgreiche Kulturprojekt, das organisatorisch von Andrea Schaller, Kulturbüro, ausgeführt wird.

Zum Auftakt 2016 hielten am vergangenen Donnerstag mit Manfred Leuchter am Akkordeon und Ian Melrose an Gitarre und Flöte zwei magisch-virtuose Geschichtenerzähler Einzug in die historischen Gemäuer. Zwei Weltmusiker, die dem Publikum den Einstieg in eine akustische, den Globus umspannende Reise ermöglichten, deren Inhalt sich an unzähligen geografischen Zwischenstationen und menschlichen Begegnungen nährte.

Manfred Leuchter gehört zu den namhaften (Ethno-) Jazz- und Weltmusik-Akkordeon-Virtuosen Europas - nebenbei Pianist, Komponist und Produzent, unter anderem von Reinhard Mey, mit dem er auch immer wieder gemeinsam auftritt. Er zählt zweifellos zu den Musikern, die den Begriff Weltmusik durch und durch verkörpern. Intensive Aufenthalte, etwa in Afrika und dem Nahen Osten lieferten kulturelle Impulse und prägende Begegnungen - dienten als Vorlage für Kompositionen in denen ursprüngliche und facettenreiche Elemente in faszinierenden Synergien wirken.

Ian Melrose, geboren in Schottland und seit Jahrzehnten in Berlin lebend, zählt zu den Meistern des "Fingerstyle" an der Akustikgitarre, die er im Laufe des Konzertes auch ab und zu für das wunderbare Spiel an der Low Whistle, einer von den britischen Inseln stammenden Flöte, zur Seite legte. Melrose bringt ebenfalls eine geballte Ladung an persönlicher Musikgeschichte mit - international gefragt, ob als Produzent, Arrangeur, live oder als Studiomusiker ist er mittlerweile auf über 100 Alben vertreten, unter anderem auch auf dem Grammy gekrönten Album "Landmarks" der irischen Band "Clannad".

In ihrer musikalischen "Ehe", wie Leuchter und Melrose es selbst nennen, findet ein harmonisch-dynamisches Einverständnis im Spiel statt - das Duo trug sich herrlich ergänzend durch gemeinsame Parts und spielte sich auf ebenso natürliche Weise, tief leidenschaftlich in die großen Passagen, die im Alleingang erfolgten. Angenehm locker und amüsant moderierten beide im Wechsel das Programm. Nach mittlerweile zehn gemeinsamen Auftrittsjahren verlieh die spürbare Verbundenheit der Musiker, selbst den Momenten höchster Komplexität Leichtigkeit, die dem Publikum viel Freiraum für die unmittelbaren Stimmungswelten der Instrumentalstücke gewährte.

Was jeder der beiden einzeln schon auf höchstem Niveau vermag, darf im "Leuchter-Melrose Duo" zu einer besonderen musikalischen Fusion verschmelzen - im Falle des ausverkauften Laurentiuskonzertes wurde dies in beeindruckenden zwei Sets, 17 Instrumentalstücken und 4 Zugaben deutlich - wunderbare Konstruktionen tiefer Gefühlsräume, die sich öffneten und das Hörbare in beinahe greifbare innere Bilder verwandelten. Nicht zuletzt getragen durch die Fähigkeit der Musiker ihren Instrumenten eine Art Sprache zu verleihen, besonders beeindruckend waren die Stimmungsnuancen, die Manfred Leuchter auf sein Akkordeon zu übertragen vermochte.

Weit führte die intensive Bilderreise, die sich neben aller technischer Präzision auf einer reichhaltigen, einzigartigen Gefühlsebene abspielte - voller Spannung etwa "Ramallah", inspiriert vom Alltag in Palästina und dem Ausdruck von Zerrissenheit, "Skye Boat Song" eine lieblich, malerische Interpretation eines alten schottischen Volksliedes. Tief berührend und anmutig faszinierte "Tánc A Hóban", eine Komposition aus Ungarn, Bezug zu Tansania bot das Stück "Jambo" und keltische Klänge vereinten sich in einem Medley. Im zweiten Teil erklang im melancholischen "Lament" die Low Whistle durch Ian Melrose übergehend zu Bachs Goldberg Variationen in Leuchters unglaublicher Interpretation und höchster Präzision im Zusammenspiel. Aber auch populäre Stücke wie "Mr. Sandman" und "And I love her" von den Beatles begeisterten das Publikum und ergänzten das umfassende Programm.

Zum Abschluss griff Manfred Leuchter noch einmal tief in seinen genialen kompositorischen Fundus und brachte gemeinsam mit Ian Melrose in "Das Lächeln des Clowns" atmosphärisch einen Moment zum Ausdruck, der die Ästhetik des Herzens, voll Wehmut und Zerbrechlichkeit in einer der schönsten Sprachen der Welt - der Musik - als inspirierende und verbindende Botschaft eines besonderen Konzerterlebnisses nachhaltig und eindrücklich vermittelte.

VORSCHAU:
2. Konzert: Freitag 15. Juli um 19 Uhr
Modern String Quartet am Bergl in Imst
Als nächstes in der Reihe der Laurentiuskonzerte am Bergl steht das Streicherensemble Modern String Quartet mit „Back to the future“ auf dem Programm. Das 1983 gegründete und vielfach ausgezeichnete Modern String Quartet gehört zu den prägenden Ensembles der europäischen Crossover-Szene. Ein breit gefächertes Repertoire, die hohe Spielkultur und grenzgeniale Weiterentwicklung kammermusikalischer Konzepte führen in „Back to the future“ in einer Art musikalischen Zeitreise durch eine faszinierende Klanglandschaft.

3. Konzert: Donnerstag 21. Juli 2016, 19 Uhr
VocalCube- "Pour ung plaisir" Den Schwerpunkt des Tiroler Ensembles VocalCube bilden im Jahr 2016 Werke der klassischen Vokalpolyphonie (spätes 16. Jahrhundert). Werke, Besetzung und Interpretation sind auf die Laurentiuskirche in Imst abgestimmt, die nicht nur als kulturhistorisch bedeutsamer sondern auch als besonders spiritueller Ort gilt.

Eintritt 15,--. Karten/Reservierung Abendkassa: Tel. 0664 606 98 205, Kulturbüro Stadt Imst.

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