Hans Seifert "70 Jahre - kostbare Jahre" - Ausstellung in der Kunsthalle Hosp Nassereith

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NASSEREITH(alra). Auf ein Leben voller farbenprächtiger Bilder blickt der in Pfunds geborene Maler Hans Seifert nicht nur aus künstlerischer Sicht - vielmehr waren und sind es die Bilder, die ihm das Leben in seiner Wahrhaftigkeit offenbart, aus denen
seine Leinwandgeschichten entstehen.

Der Titel der Ausstellung, die am 25. November in der Kunsthalle des Galeristen Dietmar Hosp in Nassereith eröffnet wurde, lautet - Hans Seifert " 70 Jahre - kostbare Jahre" und bezieht sich für den seit 2007 in Absam wohnhaften Künstler auf einen Lebensweg voller lebendiger Erinnerung - facettenreich durchdrungen von einem üppigen Farbspektrum zwischen hell und dunkel, prägend und fordernd - auf den er dankbar zurückblickt und zugleich hoffnungsvoll und inspiriert als Mensch und Maler weitergeht.

Die Schau zeigt gut 50 Exponate - vorwiegend Bilder aus den Jahren 2016 und 2017. Seiferts Arbeiten entstehen durch intensives Beobachten, das Fotografieren im Vorfeld, das Skizzieren, Teilhaben an Natur, Mensch, Tradition, Geschichte und Gegenwart. Wobei die Tradition eine große Faszination auf Hans Seifert ausübt, die ihn auf vielen Ebenen berührt.

Zum einen sind es die intensiven Farbspiele, die sich in Trachten, Umzügen, allgemein im Brauchtum als multipler Reiz für das Auge zeigen und den Maler impulsiv berühren. Zum anderen sind es vor allem der Ursprung und die Bedeutung von Tradition, auch von Religion und die damit verbundene sehr kritische Betrachtung, die hinter dem schönen Schein auch Raum für die Frage lässt, wie viel Anteil den tatsächlichen Hintergründen heute noch im Bewusstsein und im Vordergrund beigemessen wird.

Mit dem Wort Anteil bzw. Anteile drückt Hans Seifert ein zentrales Grundthema seiner Kunst aus. Seine Bilder weisen bei genauer Betrachtung Unterteilungen, Einteilungen, Aufteilungen - Anteile auf. Von den primär dominanten Motiven losgelöst erkennt man Felder - in unterschiedlichen Farben gehaltene Flächen, die sich voneinander abgrenzen und dem Bild eine zusätzliche Dimension verleihen. Immer wieder trifft man auf satte gelbe Bereiche - korngelb - Kornfelder, die für Fülle im Bild und in der Symbolik stehen.

Hans Seifert überträgt seinen Anteil an Empfindungen in die Bilder, die trotz vieler gegenständlicher Motive, wie Landschaften, Gebäuden, Menschen aus nah und fern, auch einen abstrakten Kern haben, der sich in den jüngsten Arbeiten verstärkt durchsetzt, den es allerdings oftmals mit genauem Betrachten zu entdecken gilt.

Die Werke sprechen für die kritische und bewusste Auseinandersetzung Seiferts mit allem was ihn bewegt - seine Bilder erzählen Geschichten, die sich weit über das ersichtliche Motiv erstrecken - die er in sichtbaren und unsichtbaren Schichten allegorisch verbindet. Er beschönigt nichts - Verfall ist Verfall, Schmerz ist Schmerz und pure Schönheit ist eben pur und schön. Ganz bewusst fügt er seinen Abbildungen Spuren hinzu, die in die Bildoberfläche eindringen. Kratzer, Farbspritzer, Rinnsale, die das scheinbar geordnete, bereits abgeschlossene, das Perfekte und Konforme durchbrechen.
Es sind seine eigenen Zeichen, mit denen er, aus der in Schichten aufgebauten Klarheit, etwas Unverkennbares herauslösen oder hineinlegen will. Um diese Zeichen zu entdecken und um die Bilder von Hans Seifert in ihrer Innen- und Außenwelt zu erfassen, bedarf es in der Betrachtung sowohl die Nähe, als auch den Abstand.

Und auch der Begriff Abstand ist für den Maler und ehemaligen Pädagogen von großer Bedeutung. Im Leben, wo er den Abstand für die objektive Beobachtung und Entscheidungsfindung heranzieht und in seiner Malerei, wo er den Abstand, die Entfernung zum Bild als zusätzliche Erweiterung in der Bildsprache nutzt. Licht und Schatten, Gegenständlichkeit und Abstraktion, Klares und sich Auflösendes treten hervor oder bleiben unentdeckt, je nachdem wie groß der Abstand oder die Nähe des Betrachters zum Bild ist.
Besonders ersichtlich am Exponat "Zum Lichtweg" - das den Ortler darstellt, Sehnsuchts- und Lebensberg Seiferts, mit tiefgründigem Licht- und Schattenspiel, metaphorisch dem Verlauf des Lebens folgend, der aus der Perspektive Seiferts vom Dunkel ins Helle verläuft.

Um den Rückblick auf seine "kostbaren Jahre" zu vervollständigen, bedarf es auch der Begriffe "Aufbrechen", "Durchbrechen", "Zusammenbrechen", "Zerbrechen" - denen man sich im OEuvre Hans Seiferts nicht entziehen kann. "Brechen" steht für eine Verwandlung im Sinne von Umbruch und Durchbruch, für das Erschließen neuer Wege. Für Aufbruch, für ein Öffnen, durchdringen und empfänglich werden im Menschsein - dem Hans Seifert in den Bildgeschichten, die er laut eigener Aussage mit dem Pinsel schreibt und auf der Leinwand sichtbar macht - seit Jahrzehnten Ausdruck verleiht.

Zur Eröffnung sprach Andreas Mair, Freund des Künstlers und Bezirksrichter am Landesgericht Innsbruck, der allerlei amüsantes über Hans Seifert zu erzählen wusste. Musikalisch sorgten "Die SaitenStimmen" für viel Aufmerksamkeit - mit berührenden Klängen, einfühlsamen Texten begleiteten Alexandra und Hermann Krabichler mit Tochter Chiara die Vernissage. Der Orgelbauer, Pianist und Künstler Toni Wille, der ebenfalls unter den Gästen war, übernahm mit einigen Stücken am Klavier ebenfalls einen Teil der musikalischen Gestaltung des Abends.

Die umfassende Ausstellung ist bis Freitag 22.Dezember zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 14 - 17 Uhr
Adresse: Kunsthalle Hosp, Nassereith, Gewerbepark
www.kunsthalle-hosp.at
Tel.: 0664 2100871 und 05265 5756

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