Nicht die Hoffnung aufgeben, der Kampf lohnt sich

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SAUTENS/UMHAUSEN (ps). Von einem Tag auf den anderen stellte das Leben den gebürtigen Umhauser und jetzt in Sautens lebenden Gerold Schöpf und seine Familie vor schier unüberwindbare Hürden. Die Diagnose Tumor und Knochenkrebs wurden ihm hintereinander gestellt, er verlor beinahe ein Bein und dennoch sprüht der 34-jährige zweifache Familienvater vor Lebensfreude und positiver Energie. Ein Interview, das allen Beteiligten unter die Haut ging. 

Bezirksblätter: Gerold du hast eine unglaubliche Leidensgeschichte hinter dir. Wann fing alles an?
Gerold Schöpf: "Ich hatte Anfang 2014 den Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall, der sich als Tumor oberhalb der Kniekehle identifizierte. Dieser wurde mir operativ entfernt, wobei sich herausstellte, dass es bedeutend schlimmer war als ursprünglich gedacht."

BB: Du hast kein Gefühl mehr ab dem Knie abwärts?
GS: "Ja das war eben die erste Hiobsbotschaft. Der betroffene Nerv musste entfernt anstatt nur abgeschabt werden, daher bin ich vom Knie abwärts gelähmt. Eine dynamische Schiene hilft mir zu gehen."

BB: Aber das war noch lange nicht das Ende der schlechten Nachrichten?
GS: "Ja leider. Die Ärztin sagte nach der ersten OP, dass mir eine Probe entnommen wurde, sie hätten einen schlimmen Verdacht. Weil aber alles so rätselhaft und atypisch war, musste die Probe schlussendlich bis nach Wien geschickt werden, was eine gefühlte Ewigkeit dauerte. Dann das Resultat, nach über einem Monat wusste ich, dass ich eine seltene Knochenkrebsart habe."

BB: Im Genesungsprozess der ersten OP traf dich also ein richtiger Hammer?
GS: "Das härteste dabei waren aber, dass die Ärzte mir vor der erneuten OP nicht sagen konnten, ob ich mit oder ohne Bein erwachen würde. Meine Frau hat in dieser Zeit die Hölle durchgemacht, sie war extrem stark. Die Ärzte konnten mein Bein retten und ich erholte mich wieder langsam. Zuerst war in Münster zur Reha und später fing ich an bei Wolfgang Radl aktive und passive Physiotherapie, Lymphdrainagen und Narbenentstörung zu machen. 

BB: Wie lange dauerte der ganze Prozess von der ersten Diagnose bis zum Ende der Therapien?
GS: "Etwa ein Jahr, die erste Untersuchung war nach der Geburt unserer zweiten Tochter und zwei Jahre später bei der Bewegungstherapie fragten mich die Ältere: "Papa geht es mit deinem Fuß?", das ging mir ziemlich unter die Haut. Ein Vater sollte sich um seine Kinder kümmern und nicht umgekehrt, sie treiben mich an, weiter zu trainieren und nie aufzugeben. Ich will ihnen Radfahren beibringen und mit ihnen den Schlepplift hinauffahren."

BB: Stichwort Training. Du hast etwas Unmögliches geschafft. Trotz deiner "Behinderung" machst du mit bei Wolfi Radls Crossletic-Training. Da schwächeln schon Gesunde, wie schaffst du das?
GS: "Der Wolfi hat eines Tages gesagt, das Maximum an Therapiemöglichkeiten sei ausgeschöpft, ich hätte alles Mögliche getan, sei jetzt seiner Meinung nach fit genug für "etwas neues". Ich stieß also zum Probetraining zur Gruppe dazu und machte nach meinen Möglichkeiten mit, was mir von Anfang an super gefallen hat. Am Anfang dachte ich mir wie soll ich das schaffen? Seilspringen, auf eine Box hüpfen usw. mit einem gelähmten Bein? Aber durch die Motivation von Wolfgang und Eva, viel Schweiß und dem Ehrgeiz, es schaffen zu wollen, funktionierte es. Wichtig dabei ist mir auch, dass auf eine korrekte Ausführung der Übungen geachtet wird. Ich steigerte mich schnell und bin bis heute ganz fanatisch dabei." 

BB: Was ist das Spezielle am Therapiezentrum Radl?
GS: Das Spezielle ist meiner Meinung nach die Leidenschaft und der Einsatz mit dem sie den Patienten begegnen. Da merkt man einfach, es geht nicht nur ums Geld sondern um den Mensch. Ich möchte hiermit auch ein großes Dankeschön an Wolfgang Radl und das gesamte Team aussprechen, denn ohne sie wäre ich Gesundheits- und Fitnesstechnisch nicht da wo ich heute bin.

BB: Was würdest du gerne Leidensgenossen oder Personen mit mehr oder weniger schweren Erkrankungen mit auf den Weg geben?
GS: "Aus diesem Grund habe ich gleich Ja gesagt bei der Interviewanfrage. Was mir passiert ist war hart, vor allem für meine Frau, doch wir haben es überstanden. Es gab Rückschläge und echt dunkle Tage, aber der Wille durchzuhalten, die Chemotherapien durchzubeissen, war immer da und ich wusste, es lohnt sich, nicht aufzugeben. Das war ich meiner Frau und meinen Töchtern einfach schuldig. Heute geniesse ich, wenn ich ihnen beim Spielen zu sehen kann und sie unbekümmert lachen höre."

Das Gespräch führte Petra Schöpf

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