Petition Feldringer Böden: Projekt Skischaukel Hochoetz-Kühtai bereits in Planung

Lebensraum für Amphibien würde zerstört | Foto: Dr. Gerd Estermann
3Bilder
  • Lebensraum für Amphibien würde zerstört
  • Foto: Dr. Gerd Estermann
  • hochgeladen von Petra Schöpf

SILZ. Mit der Online-Petition gegen die Zerstörung der Feldringer Böden traf deren Initiator Dr. Gerd Estermann aus Mötz die Befürworter und den Oetzer Bürgermeister Hansjörg Falkner sowie den Geschäftsführer der Bergbahnen Kühtai, Philip Haslwanter unerwartet. "Dass wir in einer Phase der Grundsatzplanung stecken stimmt, doch es kann keine Rede von fertigen Konzepten sein", so Haslwanter. So weit will es der Gründer der Privatinitiative "mein #aufstehen" gar nicht kommen lassen. Er sieht im Auslaufen der seit 2005 streng geregelten Seilbahngrundsätze Ende dieses Jahres die Gefahr einer Aufweichung der Kriterien für Schigebietserweiterungen und -zusammenschlüsse. Damit würde seiner Meinung nach grünes Licht für die Zerstörung der Feldringer Böden zugunsten des Skitourismus gegeben.

Genug ist genug

"Nach einer Erweichung der Richtlinien könnte eine Umsetzung schnell Realität werden. Über die Feldringer Böden und das Schafjoch wird die geplante und bereits zur Prüfung eingereichte Verbindung angestrebt, mit fünf neuen Liften, mehreren Pisten und einer Talabfahrt. Geschützte Amphibien würden ihren Lebensraum verlieren und das Landschaftsbild nachhaltig zerstört. Die Errichtung von Speicherteichen für die künstliche Beschneiung könnte den Wasserhaushalt empfindlich stören," so Dr. Estermann. "Schon drei Tage nach Veröffentlichung der Petition haben mehr als 1500 Menschen unterschrieben, inzwischen sind es mehr als 2200", sieht Estermann ein deutliches Signal dafür, dass viele Tiroler nicht bereit sind, noch mehr wertvolle Naturlandschaft für den Liftbau zu opfern. "Tirol verfügt über 3400 Pistenkilometer und mehr als 1100 Aufstiegshilfen. Viele Tiroler sind der Meinung, das müsste reichen."

Schlichte Lüge

Dorothea Schumacher, Bezirkssprecherin der Grünen spricht sich naturgemäß gegen das Projekt aus, spricht angesichts der Aussage von Andreas Perberschlager, Geschäftsführer Bergbahnen Hochoetz, „Die Grünen wettern gegen ein Projekt, das wir noch gar nicht kennen" von einer schlichten Lüge. "Natürlich gibt es ein sehr konkretes Projekt zu dem bereits im Mai eine Vorprüfung nach TSSP vom Land durchgeführt wurde", so Schumacher. "Diese Verbindung zerstört ein beliebtes Naherholungs- und Skitourengebiet von Marlstein über die Böden und das Schafjoch. Kühtai von Oetz aus zu erreichen bedeutet auch für den Verkehr durch Oetz eine bedeutende zusätzliche Belastung." 

Sommertourismus im Trend

Schumacher stellt sich auf die Seite der Wanderer und Tourengeher: "Betriebe, die sich um nachhaltigen Tourismus auch im Sommer bemühen, werden mit den zusätzlichen Masten und Pisten das Nachsehen haben. Es gibt bereits eine Busverbindung zwischen Hochötz und Kühtai, die von den Gästen gut angenommen wird und zudem wesentlich kürzer ist, als ein Lift von Ochsengarten über Marlstein, Feldringer Böden und das Schafjoch nach Kühtai. Profitieren werden nur wenige von mehr Pistenkilometern auf dem Prospekt. Die Alpen sind das touristisch am intensivsten erschlossene Gebirge der Welt und das muss genügen. Ich begrüße daher sehr die private Initiative von Gerd Estermann, der eine sehr erfolgreiche Petition gestartet hat," so die ausführliche Stellungnahme Schumachers."

Naturschutz Profit-Bremse?

Was den Zusammenschluss von Hochötz und Kühtai betrifft, ist die Kritik der Grünen am Projekt für LA KO Jakob Wolf nicht stimmig: „Es kann doch nicht im Sinne der Grünen sein, die Wintersportler – so wie derzeit der Fall – auf der Straße von Ochsengarten nach Kühtai und wieder retour zu karren. Das bringt nicht nur unnötigen Verkehr mit sich, sondern belastet auch die Luft." Eine direkte Liftverbindung wäre seiner Meinung nach hier auch umweltpolitisch die wesentlich sauberere Lösung. Der Bezirk Imst habe in den letzten Jahren viel für den Naturschutz eingebracht. Der Schutz der Natur und die wirtschaftliche Weiterentwicklung seien laut Wolf kein Widerspruch. Beides sei wichtig und beides müsse auch gewährleistet sein. 
 

Grüner Gegenwind abgeflaut?

Der einst starke Gegenwind der Grünen, wie noch zu Zeiten des Landtagswahlkampfes sei zu einem lauen Lüftchen verkommen, fürchtet Estermann. "Angesichts der Aufnahme des Zusammenschlusses in das Regierungsprogramm 2018-2023, das die Grünen mit ihrer Unterschrift auch inhaltlich mittragen, ist zu befürchten, dass Gegenwind nur noch aus privaten Reihen kommen kann, deshalb wollen wir auch als unparteilich in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden", so Estermann in einer Stellungnahme. Unterstützt wird die Plattform aber von mehreren NGO´s wie zum Beispiel dem Alpenverein.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.