Kein Platz mehr für weitere Flüchtlinge, alle Einrichtungen sind ausgelastet

Telfer Asylwerberheim: Überreichung von Werkzeugen für die Gartenarbeit, die GV Herbert Klieber (2. v. r.) für die Flüchtlingen besorgt hat, beim Fest „So bunt ist Telfs“ im Juni 2013. Von der ÖVP-Frauenbewegung haben die Asylwerber damals 24 Arbeitsanzüge bekommen. Werkzeuge und Anzüge kommen seither regelmäßig zum Einsatz. | Foto: MGT/Dietrich
  • Telfer Asylwerberheim: Überreichung von Werkzeugen für die Gartenarbeit, die GV Herbert Klieber (2. v. r.) für die Flüchtlingen besorgt hat, beim Fest „So bunt ist Telfs“ im Juni 2013. Von der ÖVP-Frauenbewegung haben die Asylwerber damals 24 Arbeitsanzüge bekommen. Werkzeuge und Anzüge kommen seither regelmäßig zum Einsatz.
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REGION. Der Flüchtlingsstrom vor allem aus dem Kriegsgebiet Syrien reißt nicht ab. Soziallandesrätin Christine Baur appelliert: „Bei Flüchtlingsunterbringung müssen Gemeinden und Land an einem Strang ziehen." Auch private Haushalte kämen als vorübergehende Bleibe in Frage. BEZIRKSBLÄTTER fragten in den Gemeinden und Pfarren, ob und wie dort dieses Problem angegangen wird. Der Rundruf hat gezeigt: Das Boot bei uns ist schon voll!

Volles Haus am Plateau
"Wir haben unser Plansoll mehr als erfüllt", spricht der Reither Bgm. Johannes Marthe von "erfüllten Hausaufgaben" auf dem Seefelder Plateau. Fast 170 Asylwerber wohnen in den Flüchtlingsheimen in Scharnitz, Reith und Leutasch. Viele Kinder sind in Schulen und Kindergärten integriert, was für die Gemeinden auch eine Herausforderung darstellt. "Es ist immer ein Kampf, wenn wir mehr Personal benötigen für die Kinderbetreuung, da sollte das Land, wenn es uns schon in die Pflicht nimmt, auch flexibler sein", meint Marthe. In Kindergarten und Volksschulen ist eine zusätzliche Kraft für die acht Integrationskinder (6 aus dem Flüchtlingsheim) angestellt - "Noch funktioniert es, aber wie lange noch?" sorgt sich Marthe: "Bei so einer kleinen Gemeinde wie Reith fallen einige wenige Kinder schon ins Gewicht."

Keine Kapazitäten ...
... meldet auch die Pfarre Telfs. Die steht im Suchprozess der Diözese, wie Dekan Dr. Peter Scheiring erklärt: "Verschiedene Pfarren haben sich bereits in Innsbruck gemeldet und es wird jetzt geprüft, ob die Lokalitäten dafür in Frage kommen." Die Pfarre Telfs bzw. das Dekanat Telfs hat sich schon früher sehr stark für die Aufnahme von Flüchtlingen gemacht, speziell auch in Reith bei Seefeld wirkt die Kirche kräftig mit. Und: "Zum Beispiel in Inzing gibt es bei Andreas Tausch schon länger eine Unterkunft für Flüchtlinge. Wir achten aber auch darauf, wie wir auch die politischen Gemeinden unterstützen können."

Mehr geht nicht mehr
"Mit 60 AsylwerberInnen ist die Maximalkapazität erreicht", meldet auch Lukas Falch vom Flüchtlingsheim Telfs: "Mehr geht nicht." Positiv sieht Falch die Integration und Akzeptanz der Flüchtlinge in Telfs, auch in Schule und Kindergarten. Positiv ist auch die Stelle einer eigenen Integrationsbeauftragten, so Falch: "Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde ist vorbildhaft. Telfs hat sehr viel Erfahrung in diesem Bereich." Auch Bgm. Christian Härting verweist auf viel Engagement seitens der Gemeinde: "Telfs hat seine Aufgaben in Sachen Flüchtlingsunterbringung mehr als erfüllt. Wir haben nicht nur mehr Asylwerber aufgenommen als nach dem derzeit diskutierten Bevölkerungsschlüssel unserer Einwohnerzahl entspricht, sondern versuchen auch, die Flüchtlinge in die Ortsgemeinschaft einzubeziehen und geben ihnen Gelegenheit zum Arbeiten." Allein im August waren es 500 gemeinnützige Arbeitsstunden. Die Neuankömmlinge sind zudem in Telfer Vereinen aktiv und erhalten ein zusätzliches Lern- und Freizeitangebot, dank des ehrenamtlichen Engagements vieler Einheimischer. "Das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit", ist Falch dankbar.

Auf Qualität achten
Mit etwa 90 Flüchtlingen ist auch in Zirl das Boot voll, wie Bgm. Josef Kreiser meldet: "Mehr geht nicht. Die Flüchtlinge in Zirl sind gut integriert, das zeigte auch das Integrationsfest letzten Samstag." Wichtig ist es auch, auf die Qualität der Integration zu achten, wie Kreiser betont. Kinder sollen z.B. in Schule und Kindergarten gut aufgenommen werden, dafür braucht es Räume und Personal. An das sollte auch gedacht werden, z.B. wenn Flüchtlingsfamilien bei Privaten aufgenommen werden.

ZUR SACHE

Stand Asylwerberunterbringungen in der Region (Aug. 2014):

Im Bezirk Innsbruck Land gibt es zur Zeit sechs Flüchtlingsheime, die durch die Flüchtlingskoordination geführt werden, darunter sind wie folgt:

Flüchtlingsheim Telfs, Josef-Schöpf-Straße 23
Belegung: 60 Personen (54 männl. u. 6 weibl.)
Männer: 47 Erw (18-60) 1 Senioren. (60+) 4 schulpfl (6-15) 1 Vorschul (3-6) 1 Kleinkinder (-3) Frauen: 5 Erw. (18-60) 1 schulpfl. (6-15)
Nationalitäten: Afghanistan, Algerien, Russland, Georgien, Nigeria, Irak, Somalia, Syrien, Sudan, Türkei, Liberia, Togo, Eritrea, Elfenbeinküste.

Flüchtlingsheim Zirl, Bahnhofstraße 38
Belegung: 82 Personen (57 männl. u. 25 weibl.)
Männer: 47 Erw (18-60) 5 schulpfl (6-15) 3 Vorschul (3-6) 2 Kleinkinder (-3)
Frauen: 14 Erw. (18-60) 1 Jugendl. (15-18) 4 schulpfl (6-15) 5 Vorschul (3-6) 1 Kleinkind (-3)
Nationalitäten: Afghanistan, Russland, Nigeria, Irak, Somalia, Syrien, Sierra Leona, Türkei, Armenien, Mongolei, Pakistan, Guinea, Ägypten, Kuba, Gambia, Aserbaidschan, Indien, Tadschikistan, Elfenbeinküste.

Flüchtlingsheim Reith bei Seefeld, Buntsteig 95
Belegung: 78 Personen (48 männl. u. 30 weibl.)
Männer: 31 Erw (18-60) 1jugendl (15-18) 5 schulpfl (6-15) 9 Vorschul (3-6) 2 Kleinkinder (-3)
Frauen: 20 Erw. (18-60) 4 schulpfl. (6-15) 4 Vorschul (3-6) 2 Kleinkinder (-3)
Nationalitäten: Afghanistan, Bangladesch, Armenien, Russland, Nigeria, Iran, Somalia, Syrien, Türkei, Jordanien, Ghana, Kongo, Guinea-Bissau, Guinea, Äthiopien, Kamerun, Dschibuti.

Flüchtlingsheim Jagdhof Leutasch, Weidach 331a
Belegung: 50 Personen (23 männl. u. 27 weibl.)
Männer: 10 Erw (18-60) 6 schulpfl (6-15) 4 Vorschul (3-6) 3 Kleinkinder (-3)
Frauen: 12 Erw. (18-60) 9 schulpfl. (6-15) 5 Vorschul (3-6) 1 Kleinkind (-3)
Nationalitäten: Armenien, Aserbaidschan, Russland, Kirgisistan.

Flüchtlingsheim Scharnitz, Innsbruckerstraße 42
Belegung: 38 Personen (ausschließlich Männer)
Männer: 38 Erw (18-60)
Nationalitäten: Afghanistan, Ägypten, Irak, Somalia, Syrien, Sudan, Bangladesch, Äthiopien.
Das Flüchtlingsheim Scharnitz wird organisatorisch und sozial durch die Mitarbeiterinnen vom Flüchtlingsheim Jagdhof Leutasch mitbetreut.

Für den Betrieb obiger Flüchtlingsheime sind jeweils zwei Personen angestellt: Ein Heimleiter und eine Betreuerin für administrative Organisation und soziale Betreuung.

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