Der Schnitzer im Bezirk
Eigentlich gibt es diesen Beruf gar nicht mehr. Klaus Mosbauer arbeitet in seiner winzigen Werkstatt in der Berggasse 14 als Restaurator, dem wohl ältesten Handwerk der Alpenrepublik überhaupt.
(uss). Der gebürtige Oberösterreicher Klaus Mosbauer hat sein Element, das Holz, ganz früh für sich entdeckt. Schon in seiner Lehrzeit als Maler und Anstreicher begann er, die schönen, alten Dinge von Flohmärkten und aus Verlassenschaften – zunächst für den eigenen Gebrauch – zusammenzukaufen und zu restaurieren. „Holz hatte schon immer eine besondere Anziehung auf mich. Sein Geruch, die Haptik, die Formbarkeit begeistern mich bis zum heutigen Tag“, erklärt der sympathische Kunsthandwerker mit glänzenden Augen. Um das Wissen rund um diesen Werkstoff zu vertiefen, machte er eine vierjährige Ausbildung zum „Bildhauergesellen“ an der Holzfachschule Hallstatt.
Um seine Kenntnisse an der Hochschule für angewandte Kunst einzubringen, ging Mosbauer später nach Wien. Allerdings erkannte er schnell, dass der reinen künstlerischen Entfaltung leider viele Grenzen gesetzt sind. Ob durch modernistische Strömungen oder einfach die Vorlieben der jeweiligen Professoren. Zum Glück wurde ihm sehr bald die Gestaltung des Staatspreises des Landwirtschaftsministeriums übertragen. Eine schöne Aufgabe, die er seit nunmehr zwölf Jahren immer wieder anders löst. Genau dieser erste Auftrag hatte es ihm ermöglicht, in Wien Fuß zu fassen und seine eigene, 20m2 kleine Werkstatt zu eröffnen, in der er bis heute arbeitet.
Wer einmal da war, kommt wieder
„Viele meiner ursprünglichen Kollegen sind ins Gewerbe gegangen, als Steinmetze oder Holzbearbeiter, nur wenige davon in die reine Bildhauerei“, erklärt Mosbauer in seiner ruhigen, freundlichen Art. Seinen eigenen beruflichen Weg hat er nie bereut: „Ich liebe den Alsergrund, die lebendige Infrastruktur, meine Nachbarn, die ständige Inspiration.“
Wer einmal da war, kommt wieder, ob mit einem kleinen Problem rund um seine alten Möbel oder gleich mit einer gesamten, wertvollen Inneneinrichtung, deren Restaurierung natürlich ihre Zeit braucht.
Die Liebkinder
Klaus Mosbauer hat bei aller Liebe zu schönen hölzernen Einrichtungsgegenständen seine ganz besonderen Liebkinder: die Möbel der Zwischenkriegszeit bis in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts. „Da gibt es Kunsthandwerk, das erst langsam von der breiteren Masse entdeckt wird. Nichts davon ist Massenware und alles ist voller origineller Ideen.“ Solche witzigen Details begeistern Mosbauer. Und wenn es ums Schnitzen geht, eine abgebrochene Rosette an einem Bilderrahmen, eine Christushand oder zersplitterte Details an einem Betthaupt, da wirft er sich besonders gerne „ins Zeug“: „Das Gewerbe des Schnitzers ist ja offiziell leider ausgestorben. Mich hat das figurale Holzarbeiten aber immer schon fasziniert.“
So stellt er das Ursprüngliche perfekt wieder her, in bester, alter Handwerkskunst. Dabei nimmt er sich die nötige Zeit an seiner prächtigen hölzernen Werkbank, die wohl schon einige hundert Jahre auf dem Buckel hat. Ganz wichtig ist dem Schnitzer und Restaurator eines: die Liebe der Kunden zu ihren alten Familienmöbeln. Und dass jede Generation ganz offensichtlich ihre eigenen „Klassiker“ entdeckt. „Denn jede Zeit, auch die Moderne, hat wundervoll gearbeitete Designstücke, die es zu erhalten gilt!“
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