"Hinken Realität hinterher"
Zwei lesbische Frauen erstritten beim Gerichtshof für Menschenrechte das Recht auf Adoption.
Was gab den Ausschlag dafür, dass Sie 2005 den Antrag auf Adoption des Sohnes Ihrer Lebensgefährtin stellten?
URSULA K.: "Uns geht es um Rechtssicherheit. Durch die Adoption von Thomas (18) hätte ich Angehörigenstatus erlangt. Das erleichtert so alltägliche Dinge wie Besuche im Krankenhaus oder Pflegeurlaube."
Wie sieht Ihre Familiensituation derzeit aus?
SANDRA F.: "Vor 18 Jahren kam Thomas auf die Welt. Er hat auch heute noch regelmäßigen Kontakt zu seinem Vater. Vor 13 Jahren haben Ursula und ich uns in Wien über Freunde kennengelernt. Seither sind wir ein Paar. Seit zwei Jahren leben wir in einer eingetragenen Partnerschaft."
Erfahren Sie als homosexuelles Paar Diskriminierung?
URSULA K.: "Das Absurde ist: Während wir das im Alltag kaum spüren, stoßen wir bei Behörden oft auf Hindernisse. Recht und Politik hinken der Wirklichkeit hinterher. Derzeit leben wir in einer 3.000-Einwohner-Stadt. Wir waren überrascht, wie problemlos das Leben als homosexuelles Paar hier ist. Wir gehen aber auch nicht schmusend durch die Gegend, das muss nicht sein."
Was wird das Urteil am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg für Sie ändern?
URSULA K.: "Nach der Rüge muss Ministerin Beatrix Karl (VP) das Gesetz ändern. Danach können wir die Adoption neu beantragen. Thomas ist nun volljährig, ob das noch sinnvoll ist, müssen wir uns überlegen. Von dem Urteil werden aber zahlreiche Betroffene profitieren."
Zur Sache:
Ursula K. (45) beantragte vor sieben Jahren die Adoption des Sohnes ihrer Lebensgefährtin Sandra K. (45). Das Bezirksgericht Leopoldstadt lehnte den Antrag ab. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte rügte Österreich für die Diskriminierung Homosexueller bei der Stiefkindadoption. Ministerin Beatrix Karl (VP) will dies nun ermöglichen.
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