Wirtschaftliche Lage prekär
Friseure fordern "Freitesten" und raschere Testergebnisse
Österreichs Friseurinnen und Friseure leiden in der Corona-Krise unter Umsätzen, die „weit vom Vorkrisenniveau entfernt“ sind. An der Branche hängen laut Wirtschaftskammer (WKÖ) rund 20.000 Beschäftigte.
ÖSTERREICH. Die 9.200 österreichischen Friseursalons sehen der Wintersaison mit Sorgen entgegen: „Die großen Veranstaltungen wie Bälle werden uns heuer sehr fehlen. Wir spüren immer noch die Verunsicherung unserer Kunden, die Umsätze sind weit vom Vorkrisenniveau entfernt“, erklärt Wolfgang Eder, Bundesinnungsmeister der Friseure und Landesinnungsmeister für Salzburg, am Freitag bei einem Pressegespräch in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Ausfälle existenzbedrohend
Mit steigenden Coronavirus-Infektionszahlen steige die Zahl von Kategorie-1-Kontaktpersonen, die eine zehntägige Quarantäne einhalten müssen – unabhängig davon, ob sie selbst negativ oder positiv getestet wurden. „Wenn Mitarbeiter oder ganze Teams so lange ausfallen, ist das für viele unserer Betriebe existenzbedrohend. Wir brauchen dringend eine Möglichkeit, dass sich Kontaktpersonen mit negativen Tests vorzeitig freitesten können“, forderte Eder am Freitag.
Die Branche fordert zudem raschere Testergebnisse und einen Kostenersatz für Mitarbeiter-Testungen. „Da brauchen wir einfach rascher Klarheit, im Interesse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Arbeitgeber, aber vor allem natürlich im Sinne der Sicherheit unserer Kundinnen und Kunden. Und es muss vorgebaut werden, dass nicht aufgrund von Verdachtsfällen unsere Betriebe wochenlang zusperren müssen“, ergänzte Georg Wilhelmer, stv. Bundes- und Landesinnungsmeister für Kärnten.
Ein Viertel weniger Umsatz
Die aktuelle wirtschaftliche Lage sei für viele Friseure prekär, denn die die Corona-Krise hat heftige Ausfälle verursacht. Laut WKÖ betrug bereits im März 2020 das Umsatzminus fast 60 Prozent. Darauf folgte ein Totalausfall im April. Der Mai sei der einzige Monat mit Umsätzen auf saisonal üblichem Niveau gewesen. Seither stagniere das Geschäft rund zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Die Friseurbranche zählt mit einem Aufwand von 55 bis 60 Prozent zu den personalintensivsten Branchen überhaupt. Deshalb zählt eine rasche und nachhaltige Senkung der hohen Lohnnebenkosten in Österreich zu den dringlichsten Forderungen. Eine Halbierung der Mehrwertsteuer auf Friseurdienstleistungen von 20 Prozent auf 10 Prozent ließe sich auch kurzfristig realisieren, hieß es von der WKÖ. „Das würde zu einer nachhaltigen Wirtschaftsbelebung beitragen und helfen, die Umsatzeinbußen zumindest etwas abzufedern“, so Clemens Happ, stv. Bundes- und Landesinnungsmeister für Tirol.
Umfrage: Betriebe beklagen schlechte Geschäftslage
Eine Umfrage würde zeigen, wie dramatisch die Situation für viele Mitgliedsbetriebe ist. Während die Unternehmen in der Sparte Gewerbe und Handwerk als Ganzes ihre Geschäftslage im dritten Quartal 2020 deutlich besser beurteilten als noch im Vorquartal, habe es bei den Friseuren regelrecht einen Stimmungseinbruch gegeben, so Happ. "Die Hälfte aller Friseurbetriebe bewertet die Geschäftslage als schlecht“.
41 Prozent schätzen die Geschäftslage als saisonüblich und zehn Prozent als gut ein. Beim Personalstand planen aber 80 Prozent der Friseurbetriebe keine Veränderungen, fünf Prozent wollen eine Verringerung vornehmen. Als größte Herausforderungen sehen die Friseurbetriebe weniger Kundennachfrage (38 Prozent), geringerer Umsatz, weil wegen der Abstandsregel weniger Plätze belegt werden können (33 Prozent) und Unsicherheit bei Kunden wegen Ansteckungsgefahr (32 Prozent).
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