Der Austropop Senkrechtstarter aus Wien
HARRY KUCERA - Der sechsundvierzig jährige Wiener produzierte im März 2014 seine erste Single CD "Mei Engel Auf Erden Bist Du", und schaffte es mit diesem und den nachfolgenden Titeln "Immer Immer Wieder" und "Wenn I In Die Berg Bin" Nummer 1 Hits in diversen Radio Charts zu landen.
Im Interview mit "Mein Bezirk" spricht Österreichs Austropop Hoffnung über das Jahr 2014 und wird ernst, wenn es um die Zukunft im Allgemeinen geht.
Harry, wie geht es Ihnen am Jahresende?
Danke, sehr gut! Es war einfach mein Jahr! Ich nahm im Februar ein Liebeslied für meine Frau auf, zu Ostern kletterte der Song von Null auf Eins in der "ORF Schlagerparade"! Seit diesem Zeitunkt war ich insgesamt fünf Monate in österreichischen und deutschen Radio-Hitparaden vertreten, produzierte mit meinen Freunden Andy Radovan, Petra Glatzl, Sabina Chalupa und Christine Matzy insgesamt drei Singles, und es erfüllt sich schön langsam mein Traum, mit eigenen Nummern auftreten zu können.
Zuletzt war ich im TV bei "Licht ins Dunkel" im ORF zu Gast, und habe auf einer großen Veranstaltung mit der Jazz Gitti, Gerold Rudle, den Motorbienen und Udo Wenders in Niederösterreich gesungen.
Warum singen Sie Ihre Lieder im Dialekt? Hätten hochdeutsche oder englische Titel nicht mehr Publikumsreichweite?
Mag sein, mir liegen aber Mundartlieder mehr! Sie sind der direkteste Weg um etwas auszudrücken. Ich sage zu meiner Frau zu Hause in der Küche ja auch nicht: "Verdammt, ich lieb dich" oder "Baby, I love you", sondern "Schatzi, i hab dich so lieb, du bist mei Engel auf Erden"!
Ich hätte meinen ersten Titel in keiner anderen Sprache authentisch rüberbringen können! Das "Engerl" hat mir den Weg gezeigt!
Was waren Ihre Highlights in diesem Jahr?
Da muß ich nachdenken, heuer ging es Schlag auf Schlag! Das Jahr begann mit Peter Rapp´s Siebziger im Wiener Metropol, wo ich mit meinen Motorbienen (A.d.R.: Harry singt seit acht Jahren bei dieser Rock´n Roll Formation) in seiner All Star Band singen durfte. Es folgten noch einige gemeinsame Auftritte mit Peter, die mir alle großen Spaß bereitet haben! Ich lerne viel von dem alten Haudegen!
Das Jahr war aber geprägt durch meine eigene Musik. Natürlich sind die Hitparadenerfolge bei den Highlights dabei, genauso wie mein erster Fernsehauftritt als Solokünstler. Oder auch Radio-Interviews: Zum Beispiel, bei Marco Ventre im ORF Zentrum Klagenfurt. Der war sehr nett zu mir! Hat mir mit seiner freundschaftlichen Art sofort jede Nervosität genommen!
In bester Erinnerung sind mir meine drei heurigen Release Partys: Das Engerl wurde im Strandbeisl Selbstverständlich an der Alten Donau gefeiert, die Griechenland-Nummer bei "Sand in the City" hier in der Nähe (A.d.R.: am Heumarkt) aus der Taufe gehoben, und mein Berglied feierte in der kultigen Veiglhütte bei Gumpoldskirchen seinen Einstand!
Sind Sie mit dem Begriff "Austropop" glücklich?
Ehrlich gesagt, mir ist vollkommen egal, wie man meine Lieder kategorisiert, Hauptsache, die Texte und die Melodien kommen in den Herzen der Leute an!
Es gibt auch den moderneren Ausdruck "A-Musik", aber das klingt ein bißchen nach Ar...musik! (lacht) Wenn du in den Regionalradios läufst, bist du schnell ein Schlagersänger. Auch egal.
Ein Redakteur von Radio Orange sagte zu mir: "Für mich ist das, was du produzierst G-Musik!", ich: "Wie bitte?", er: "Gute Musik!" - Lassen wir es dabei! (lacht)
Wie sieht die Zukunft von Harry Kucera aus?
Für mich ist der Weg das Ziel und da bin ich jetzt endlich in der richtigen Gasse. Ich bin aber ein sozial denkender Mensch, nehme mich als Person nicht allzu wichtig. Da interessieren mich zur Zeit politische Vorgänge und gesellschaftliche Entwicklungen schon eher. Ich bin ja ein Teil meines Lebensraumes, der wiederum große Auswirkungen auf mich hat. Und da sieht es alles andere als rosig für die Zukunft aus.
Inwiefern?
Am Allerschlimmsten ist die Macht der Finanzhaie, welche die Politiker wie die Kühe vor sich her treiben! Die Reichen werden reicher, die Armen immer ärmer. Die Politik hat das Zepter abgegeben und schaut zu! Sie macht den Leuten vor, wie kompliziert doch alles sei, dabei wäre die Lösung ganz einfach: Bei den Super-Super-Reichen anklopfen und sie höflichst bitten, einen Teil Ihrer Reichtümer der Allgemeinheit abzugeben! Denn sonst kommen die Leute trotzdem bald wieder - ohne anzuklopfen! Diese Revolution ist vorprogrammiert, glauben Sie mir! Fünf Prozent der Bevölkerung besitzt die Hälfte des gesamten Vermögens! Ist das gerecht? Sind die einen so fleißig und die anderen so faul?
Das Geld wird auch nicht "weniger", es wandert nur beständig weg von der breiten Masse, hin zu einem elitären Kreis!
Sorgen macht mir natürlich auch der bevorstehende, neue Kalte Krieg zwischen den Supermächten und, daß es plötzlich - sogar unter den Kindern und Jugendlichen hier in Wien - wieder eine Rolle spielt, ob man Christ oder Moslem ist.
Ich habe gerade ein neunhundert Seiten dickes Buch über die Geschichte des Mittelmeers fertig gelesen: Da ist eine ständige Abfolge beschrieben, welche Glaubenspartei der anderen gerade den Schädel einhaut. Ein ewiges Hin und Her! Und wir sind am besten Weg dorthin, willkommen im Mittelalter!
Schlimm ist auch die allgemeine Politikverdrossenheit und, daß viele Jugendliche in unserer Zeit mehr die Farbe ihrer i-Phone Hülle interessiert, als daß sie ihre eigene Zukunft in Form von politischer Mitgestaltung in die Hand nehmen wollen!
Da bin ich ganz bei Klaus Eberhartinger, der in einem Interview mit "mediagroove" meinte: "Wenn mir jemand sagt, ich interessiere mich nicht für Politik, dann sag ich zu ihm: Du bist a Trottel!"
Mein Bezirk, Innere Stadt, Marianne Thun-Hauenstein
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