Scheidung: Wo Sie gratis Hilfe bekommen
Die bz-Wiener Bezirkszeitung veranstaltet gemeinsam mit der Wiener Rechtsanwältin Katharina Braun und dem Detektiv Markus Schwaiger einen kostenlosen Info-Abend zum Thema Scheidung am 15. April 2015. Dazu Braun und Schwaiger im bz-Interview.
Bei Ralf und Cora Schumacher dauerte die Scheidung vier Stunden. Ist das überhaupt möglich?
Katharina Braun: "Wenn man sich einig ist, kann man sich ganz schnell scheiden lassen. Die Richter sind meist froh, wenn sie einen Scheidungsakt schnell vom Tisch haben. Bei Einigung kann man sich grundsätzlich bei jedem Gericht scheiden lassen. Auch in Salzburg, wenn man in Wien wohnt."
Was war die längste Scheidung, die Sie betreut haben?
Katharina Braun: "Ein Scheidungsverfahren hat sich über vier Jahre hingezogen. Das ist aber die Ausnahme. Meiner Meinung nach sollte man sich, wenn ein Scheidungsverfahren sehr lange dauert, eine neue Strategie überlegen, zB auch den Wechsel Rechtsanwalts. Denn irgendwo hakt es ja dann. Es gibt auch Scheidungsfälle, bei denen nicht um das Vermögen gestritten wird, da keines vorhanden ist, sondern wo es nur ums Streiten geht."
Haben Sie im Laufe Ihrer Karriere erlebt, dass sich ein Ehepaar im Zuge des Scheidungsverfahrens wiederfindet?
Katharina Braun: "Ja. Ich hatte einen Mandanten, der war dreimal mit der gleichen Frau verheiratet. Wo viel Wut, da auch noch viel Emotion. Ganz aus ist es wenn „Gleichgültigkeit“ eingetreten ist."
Wozu braucht man bei Scheidungsverfahren einen Detektiv?
Markus Schwaiger: „Um die Schuldhaftigkeit zu beweisen. In den meisten Fällen handelt es sich um Seitensprünge. Ein Verschuldungsgrund ist aber auch, wenn ein Ehepartner nicht mehr seinen sexuellen Verpflichtungen nachkommt. Aber zu 90 Prozent geht es ums Fremdgehen. Und die eigene Mutter nachzuschicken, um zu beweisen, dass der Ehepartner einem nicht treu ist, ist nicht gerade ratsam. Detektive sind vor Gericht objektive Zeugen. In Deutschland ist es ein freies Gewerbe, in Österreich unterliegen Berufsdetektive strengen Regeln. In Wien gibt es 104 Detektivunternehmen und 2.700 Anwälte. Detektive kommen auch dann ins Spiel, wenn es um die Vermögensaufteilung und um den Unterhalt geht. Ich muss aber dazusagen, dass es nicht nur immer die Männer sind, die das Geld beiseiteschaffen.“
Wie hoch ist der Stundensatz für Detektive?
Markus Schwaiger: "Das hängt natürlich von der Tageszeit ab. Das unterste Limit liegt bei 55 Euro, die Spanne reicht bis zu 140 Euro pro Stunde. Wir machen mit unseren Klienten einen Plan und vereinbaren ein Kostenlimit für die erste Phase."
Wie ist das mit dem Unterhalt geregelt?
Katharina Braun: "Manche zahlen freiwillig Unterhalt an ihre Ex-Ehepartner. Andere müssen einen Ehegattenunterhalt zahlen, da sie das überwiegende oder alleinige Verschulden am Scheitern der Ehe haben. Der Ehegattenunterhalt kommt nur dann zur Geltung, wenn der Schuldige mehr als doppelt so viel verdient, ansonsten errechnet sich oft so gut wie kein Ehegattenunterhalt, der die Einbringung einer Scheidungsklage nicht lohnt. Derjenige, der viel verdient, muss auch ein bisschen brav sein (lacht)."
Ihre drei Tipps, um einen Scheidungskrieg zu vermeiden?
Katharina Braun: "Man muss sich einmal gut überlegen, was man eigentlich möchte, und eine Erstberatung in Anspruch nehmen. Wichtig ist es, nicht überhastet zu handeln, beispielsweise sofort auszuziehen. Ein Rat: Halten Sie die Wogen unten und ziehen Sie nicht die gesamten Freunde und die Familie hinein. Was natürlich sehr schwierig ist: Reagieren Sie nicht emotional! In Rage macht man die größten Fehler, Sie könnten sich sehr viel verbauen."
Markus Schwaiger: "Emotionen rausnehmen, das finde ich auch sehr wichtig. Es ist ein taktisches Spiel. Derjenige, der sich zu schnell hinreißen lässt, der wenig taktiert, ist im Nachteil. Klappe halten, ich sage es direkt. Die Informationen sind nur mehr einen Bruchteil wert, wenn sie die Gegenseite erfährt. Der dritte Punkt: Viele konsultieren mich zu spät. Und dann wird’s wirklich teuer. Ich habe gerade zwei Fälle, wo ich die Leute fragen musste, warum sie nicht schon vor einem halben Jahr zu mir gekommen sind. Die meisten machen sich keine Gedanken, was Unterhalt eigentlich bedeutet. Das muss man kalkulieren. Wenn ich heute 50 bin und ich die nächsten 30 Jahre Anspruch auf monatlich 1.000 Euro hätte, rechnen Sie sich das aus, das sind irre Summen. Wenn man vorhat, sich scheiden zu lassen, sollte man sich vorher überlegen: Könnte es um viel Geld gehen? Und wenn ja, wie gut sind meine Karten? Und muss ich da nicht noch ein wenig nachbessern?"
Konsultieren Sie mehr Männer oder Frauen?
Markus Schwaiger: Es hält sich die Waage.
Katharina Braun: Das kann ich auch bestätigen. Ich habe trotzdem einen Unterschied festgestellt: Wenn eine Frau die Scheidung verlangt, dann muss nicht immer ein neuer Mann dahinterstecken. Wenn Männer sagen, sie ziehen aus und müssen im Hotel nachdenken, ist meist eine andere Frau der Grund. Das ist meine persönliche Erfahrung als Scheidungsanwältin. Ich bin noch auf der Suche nach einem Ausnahmefall.
Markus Schwaiger: "Ich hatte schon Fälle, da steckte nichts dahinter. Eine Frau hatte den Verdacht, ihr Ehemann gehe fremd, und beauftragte mich, ihn übers Wochenende zu beschatten, da sie einen Kurzurlaub machte. Wir haben den Mann von Freitagmittag bis Montagfrüh beobachtet. Der ist das ganze Wochenende im Schlabberlook auf der Couch gelegen. "
Katharina Braun: "Der hat vielleicht schon geahnt, dass ihm die Frau einen Detektiv hinterherschickt und hat ihr das zu Fleiß gemacht ( lacht), vielleicht ist er aber auch nur ein Langweiler und das ist noch kein Scheidungsgrund."
Kostenloser Scheidungsvortrag mit Mag. Katharina Braun und Detektiv DI Markus Schwaiger am 15. April um 18.30 Uhr im Café Museum (1., Operngasse 7). Anmeldung per Mail an office@rechtsanwaeltin-braun.at
Video: Rechtsanwältin Katharina Braun und Detektiv Markus Schwaiger geben Tipps zum Thema Scheidung
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