Josefstadt: Mit Faltentechnik zur Josefstädterin des Jahres
Renate Houska erzeugt in der Piaristengasse Plissees und eingepresste Knöpfe.
Mit ihrem Handwerk ist die die letzte ihrer Zunft in Wien und zählt zu ihren Kunden auch Theaterbetriebe und Designer.
(siv). Plisses sind Falten in Stoffen, die für die Ewigkeit halten. Fast. Denn: "Man muss schon die richtigen Stoffe verwenden. Zu mir kommen immer wieder Kundinnen, die sich ein plissiertes Hérmes-Tuch gekauft haben und nach einiger Zeit gewaschen haben, oder es in die Putzerei zur Reinigung gebracht haben. Dazu muss man wissen, dass auch in der Putzerei Stoffe feucht werden. Da es sich bei den Tüchern um reine Seide handelt, sind die Plisses weg, sobald der Stoff nass wird. Haltbar werden die Plissees nur auf Stoffen, in denen mindestens 30 Prozent Kunstfasern vorhanden sind", erzählt Renate Houska. Sie hat vor Kurzem den Preis der "Josefstädterin des Jahres" in der Kategorie "Handwerk" erhalten.
Crashkurs zur Plissee-Expertin
Ihr Geschäft in der Piaristengasse hat sie vor 16 Jahren von ihrer Vorgängerin übernommen, die seit jeher dort Plissees erzeugte. "Ich habe einen dreiwöchigen Crashkurs bekommen und habe dann am 1. Oktober 2001 eröffnet", so Houska. Die 55-Jährige hatte Schneiderin gelernt und kurz vor der Pensionierung ihrer damaligen Chefin die Meisterprüfung absolviert. "Es war für mich klar, dass ich mich selbständig machen möchte. Das Geschäft in der Piaristengasse kannte ich, da wir in der Schneiderei selbst oft Plissees bestellt haben, auch Knöpfe haben wir einpressen lassen. Ich habe dann erfahren, dass das Geschäft zum Verkauf stand und habe es mir angesehen und mich sofort verliebt.".
Kostüme. Lamenschirme und Tapeten
In Wien ist Renate Houska die letzte ihrer Zunft, auch aus den Bundesländern kommen Aufträge. "In ganz Österreich gibt es noch etwa sechs oder sieben Geschäfte, die Plissees erzeugen", so Houska. Dazu werden die Stoffe auf Vorlagen aus Karton in die Falten gelegt und darin eingerollt. "Danach kommen sie in einen Dampfofen, für etwa eine Stunde. Nach einer Trockenzeit von etwa drei Stunden sind die Plissees dann im Stoff", so Houska. Um die Wartezeiten zu überbrücken, übernimmt die Schneiderin von ihren Kunden auch Änderungen oder Hosenkürzungen. Neben den vielen Privatkundinnen wird sie von vielen Designern beauftragt. Auch einige Theaterbetriebe gehören zu ihren Kunden. Vor drei, vier Jahren hat sie die Röcke von Desinger Valentino für die Staatsoper plissiert, in denen die Ballerinas beim Neujahrskonzert getanzt habe. "Das ist schon schön, wenn man sein Werk dann im Fernsehen sieht. Das passiert immer wieder, auch im Theater", so Houska. Aber auch Lampenschirme werden mit ihren Stoffen hergestellt. "Es gibt auch einen Innenausstatter, der plissierte Stoffe bestellt, die dann als Tapete an die Wand kommen. Da frag ich mich aber immer, wie man die staubfrei hält", lacht sie. Plissees sind im Moment übrigens total im Trend, ein Trend, der sich alle sieben bis zehn Jahre wiederholt.
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