Fast jeder vierte Richter und beinahe jeder zweite Staatsanwalt bittet seine Pressestelle um aktive Mitarbeit
(TRD/WID) Der aktuelle Fall um Audi-Vorstandschef Rupert Stadler hat es wieder einmal gezeigt. Die Rechtssprechung in Deutschland lässt sich offenbar von der öffentlichen Meinung beeinflussen. Das heißt: Wenn der kleine Mann auf der Straße drastische Strafen gegen die Mächtigen, Erfolgreichen und Berühmten unserer Gesellschaft fordert, geben Richter diesem Druck möglicherweise unbewusst nach. Dabei spielen die Medien eine entscheidende Rolle, denn sie tun oft so, als wären sie Volkesstimme. Dabei nehmen sie oft nur aktuelle Strömungen auf, um die Auflage oder Klickzahlen zu steigern und lassen keine anderen Interpretationen zu. Es gibt aber auch Ausnahmen und der Leser erfährt, wie beispielsweise unterschiedlich man Statistiken interpretieren kann, wenn sich wie im nachfolgenden Beispiel, die rechtlichen Rahmenbedingungen zwischendurch geändert haben.
Die reinen Zahlen einer Statistik reichen für das Verständnis oft nicht aus. Man muss sie auch deuten können.
„Der Befund, durch Zuwanderung hätten Straftaten zugenommen, ist an dieser Stelle also richtig“, schreibt die FAZ. Manchmal erfährt der Leser aus den Medien leider zu wenig über Hintergründe und Dinge, die ihn vielleicht einmal nachteilig betreffen könnten. Die erhebliche Zunahme angezeigter Sexualdelikte in der Kriminalstatistik soll laut FAZ vielmehr auf eine Reform des Strafrechts zurückzuführen sein, die in der öffentlichen Debatte unter dem Schlagwort „Nein heißt Nein“ bekannt wurde und Ende 2016 in Kraft getreten ist. Änderungen am Index und der Aufbereitung von Statistiken sowie Unwissenheit schützen bekanntlich vor Strafe nicht. Ein gutes Beispiel, wie sehr heutzutage in den Medien um die Deutungshoheit gekämpft wird. Siehe dazu Beitrag zum Thema Kriminalstatistik aus (Ouellenangabe) www.faz.net Link Kriminelle Migranten Statistik und Straftaten.
PR und Gerichtsurteile
„Das Medienecho spielt in den Gerichtsverfahren eine wichtige Rolle“, sagt Martin Wohlrabe, Geschäftsführer des auf Rechtskommunikation spezialisierten Unternehmens Consilium. „Sowohl die klassische Berichterstattung als auch Kommentare in den sozialen Medien haben einen spürbaren Effekt auf die Prozessbeteiligten.“ 48 Prozent der Richter und Staatsanwälte verfolgen ihre eigenen Prozesse gezielt in den Medien. 53 Prozent der Richter und sogar 62 Prozent der Staatsanwälte denken dabei an die möglichen Reaktionen der Öffentlichkeit. Um sich zu informieren, nutzt die Mehrheit der Befragten neben klassischen Artikeln auch Online-Kommentare.
Im Namen der Pressestelle ergeht folgendes Urteil
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die PR-Professionalisierung wächst: Fast jeder vierte Richter und beinahe jeder zweite Staatsanwalt bittet seine Pressestelle um aktive Mitarbeit. „Richter und Staatsanwälte greifen zunehmend in das Mediengeschehen ein“, sagt Wohlrabe. Das zeige, wie sehr heutzutage um die Deutungshoheit im Gerichtssaal der Öffentlichkeit gekämpft werde.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.