sucht.hilfe BIN: Glücksspielsucht in Tirol

Hilfe bei Glücksspielsucht: Alf Gundel, Christian Haring, Hildegard Seebacher
Foto: sucht.hilfe BIN/Andreas Fischer
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„Statistisch gesehen gibt es in Tirol rund 7000 Menschen mit einem pathologischen Umgang mit Glücksspielen. Es ist aber zu befürchten, dass weit mehr Tirolerinnen und Tiroler ein problematisches Verhalten bei Spielautomaten, Casinobesuchen, in Wettbüros sowie bei Spielen und Wetten im Internet an den Tag legen. Auch ein hoher Anteil der Tiroler Jugendlichen hat Kontakt zu Glücksspielen, da gerade im Internet immer mehr versteckte und anonyme Spielmöglichkeiten angeboten werden“, erklärt Univ. Prof. Dr. Christian Haring, Obmann des Tiroler Vereins sucht.hilfe BIN.

„Der Einstieg in die Suchtspielkrankheit ist meistens ein Gewinnerlebnis. Spielgewinne haben als leicht verdientes Geld eine hohe Anziehungskraft – besonders auch für Jugendliche. Das Glücksspiel bietet ein hohes Anspannungs- und Entspannungspotenzial, was der Persönlichkeitsstruktur von Spielern entgegenkommt und zu vermehrtem Spielen verführt. Spielsüchtige glauben, dass sie das Spiel (den Automaten, den Roulettetisch) beherrschen. Es steigen Einsätze und Spielfrequenz. Erzielte Gewinne werden sofort wieder eingesetzt und dann verloren. Das Spielen wird zum zentralen Lebensinhalt. Familie, Beruf und andere Interessen werden völlig in den Hintergrund gedrängt. Bestimmte Verhaltensmuster vor und während des Spielens werden zu wichtigen Ritualen. Zum Schluss kommt es zu regelrechten Spielexzessen, zu Verschuldung, Suizidgedanken und Kriminalität“, berichtet Christian Haring.

„Erst wenn die Probleme nicht mehr allein bewältigbar scheinen, sind die Betroffenen bereit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Fast in allen Fällen besteht der Auslöser in einem sehr hohen Spielverlust und den daraus entstandenen schwerwiegenden (drohenden) Konsequenzen. Somit liegt am Beginn der Unterstützung die Priorität in Stabilisierungsmaßnahmen und Sicherung der Lebenssituation. Darunter fallen z.B. Regelungen mit den BankberaterInnen, der Umgang mit Gläubigern oder auch die Durchführung einer Sperre bei legalen Spielanbietern. Außerdem müssen sowohl die Suchterkrankung selbst als auch die Folge- und Hintergrundprobleme besprochen und bearbeitet werden“, so Mag. Alf Gundel, der gemeinsam mit DSA Hildegard Seebacher die Contra-Gambling-Gruppe bei der sucht.hilfe BIN leitet.

TirolerInnen, die ein problematisches Suchtverhalten bei Spielautomaten, Casinobesuchen, in Wettbüros sowie bei Spielen und Wetten im Internet an den Tag legen, finden Hilfe in der Contra-Gambling-Gruppe der sucht.hilfe BIN. Die Contra-Gambling-Gruppe wird seit März durch ein therapeutisches Team geleitet, das sowohl mit psychodramatischen als auch mit verhaltenstherapeutischen Elementen arbeitet, was den Merkmalen spielsüchtiger Menschen besonders entspricht.

„In der Contra-Gambling Gruppe haben die Teilnehmer dann die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen über die Gefühle, Gedanken und Verhaltensmuster, die durch das Spielverhalten zusehends entwickelt werden, auszutauschen. Dies trägt zu einer spürbaren Entlastung bei. Das Einlassen auf andere Menschen wird häufig als schwierige, aber positive Erfahrung wahrgenommen, da mit dem (oft jahrelangen) Spielverhalten ein sozialer Rückzug bis hin zur Isolierung verbunden ist“, erklärt Hildegard Seebacher.

Der Verein sucht.hilfe BIN (Beratung, Information und Nachsorge) hilft und begleitet bei Abhängigkeitserkrankungen wie Spielsucht. Er bietet in Tirol Beratung und Nachsorge an elf Standorten an. Sowohl die Beratung als auch die Gruppenteilnahme sind kostenlos und auf Wunsch auch anonym.

Kontaktmöglichkeit: 0512/580040. www.suchtberatung-tirol.at.

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