Winterschlaf gibt's keinen

Nicht nur Pflanzen werden gesetzt: Auch Zäune repariert oder Brunnen zugedeckt.
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  • Nicht nur Pflanzen werden gesetzt: Auch Zäune repariert oder Brunnen zugedeckt.
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

IBK. (acz). Elke Wölbl arbeitet seit fünf Jahren als Landschaftsgärtnerin. Erst war sie in der Gastronomie tätig, dann im Büro. "Aber die Hockerei ist nix für mich", meint sie mit einem Schmunzeln. Wir sitzen um sieben Uhr früh im "Mini-Lkw" – ein Piaggio-Kleintransporter – und das Thermometer zeigt drei Grad an. Es ist wirklich kalt, die Windschutzscheibe ist leicht angelaufen. "Im Sommer starten wir schon um sechs – wegen der Hitze", erklärt sie auf die Frage, warum man so früh loslegen muss. Sie arbeitet in der "Partie Innenstadt". Innsbruck ist in unterschiedliche Zonen aufgeteilt – für jedes Gebiet ist ein eigenes Gärtnerteam verantwortlich. Sie sind zu siebt, im Frühling und Sommer helfen Asylwerber und Behinderte als Saisonarbeiter aus. Insgesamt arbeiten jährlich 130 Leute an einem guten Stadtbild. Personalaufwand und Anlagenerhaltung kosten zirka 5 Mio. Euro im Jahr.

Nicht nur "Pflanzenarbeit"
Einer der wichtigsten Aufgaben ist die tägliche Müllentfernung aus Rasen, Büschen und Müllkübeln. Seit kurzem gibt's überdachte Kübel, damit die Krähen den Müll nicht rausholen – die Vögel kennen sich aber schon mit dem "neuen System" aus und "bergen" ihre Schätze trotz Abdeckung. Bevor der Winter einbricht, werden außerdem die Trinkbrunnen abgeschaltet, beschädigte Bänke repariert, Zäune gerichtet oder Blumenbeete mit Ästen zugedeckt. Letzteres ist eine Vorsichtsmaßnahme, damit Hunde nicht die Blumenzwiebeln ausgraben.

Der Stolz der Stadt
Zuerst fahren wir Humus holen zur Kompostieranlage in die Rossau. Als die Maschine den kleinen Lastwagen mit Kompost belädt, verschwindet der Piaggio unter warmem Dampf. "Man kann sich sogar verbrennen, wenn man hineingreift", erklärt Wölbl. Sie zeigt mir danach das "Innenstadt-Territorium": Von der Unibrücke über Hötting bis zum Schülerhort Kaysergarten. Sie schwärmt über die Baumbepflanzung vom Vortag – neun Zierkirschen wurden in der Wilhelm-Greil-Straße gesetzt. "Früher wurde zu wenig überlegt, wie sich Bäume entwickeln, leider mussten viele geholzt werden." Stolz der Partie und der Stadt ist eine Buche, die von Maria Theresia gepflanzt wurde. Sie steht vor den Stadtsälen und hat eine imposante Laubkrone. Beim näheren Hinschauen sind jedoch viele Aststummel zu sehen. "Man versucht den Baum zu erhalten, aber langsam stirbt er komplett ab", sagt Wölbl traurig.

Neun Uhr: Jausenzeit
Im Dachgeschoss eines Hauses am Herzog-Siegmund-Ufer befindet sich ihre Zentrale. Dort sitzen schon vier Leute am dreieckigen Tisch. An den Wänden hängen Bilder von Pflanzen und Blumen. Martin isst ein deftiges Stück gebratenes Fleisch, Sebastian nippt an einem Kaffee. Nach zwanzig Minuten geht's mit dem "Mini-Lkw" weiter: Man fährt auf Rad- und Fußgängerwegen. "Nicht immer haben die Leute Verständnis dafür, dass wir am Weg stehen um an Anlagen zu kommen", sagt Wölbl. Jährlich werden insgesamt 90.000 Blumenzwiebeln gesetzt und 85.000 Einjahrespflanzen. Heuer waren die bunten Blumenwiesen auf den Verkehrsinseln der Renner. "Das kam nicht nur bei den Leuten gut an – Marienkäfer und Bienen lieben diese auch", so Wölbl, die auch in ihrer Freizeit gerne auf Blumenmessen geht.

Kein "Winterschlaf"
Im Winter werden die Geräte repariert, die Bänke geschliffen und gestrichen, die Zäune gerichtet, die Mülltonnen in den Parkanlagen geleert und der Schnee von den Gehsteigen und Radwegen geräumt. Einen Winterschlaf machen die GärtnerInnen in Innsbruck also keinen.

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