Am Boys' Day präsentieren sich Heime und Kindertagesstätten
Burschen in die Pflege

Wie fühlt es sich an, auf den Rollstuhl und einen Pfleger angewiesen zu sein? Im Kapuzinergarten macht Altenpfleger Lukas den Jugendlichen bewusst, was sich im Alter ändert. | Foto: Rüggeberg
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  • Wie fühlt es sich an, auf den Rollstuhl und einen Pfleger angewiesen zu sein? Im Kapuzinergarten macht Altenpfleger Lukas den Jugendlichen bewusst, was sich im Alter ändert.
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INNSBRUCK. "Jetzt kippt mal die Rollstühle nach hinten und zieht eure Klassenkameraden über die Gehsteigkante," leitet Altenpfleger Lukas die Drittklässler des Gymnasiums am Adolf-Pichler-Platz an. "Wie fühlt es sich an, wenn man plötzlich zurückgelehnt wird?"
Die Burschen erfuhren während des zwölften Österreichischen "Boys' Day" am eigenen Leib, wie es ist, in der Pflege zu arbeiten und selbst auf Pflege angewiesen zu sein. Einen Vormittag lang konnten sie Pflegern und BewohnerInnen im Nothburgaheim Fragen stellen und sich selbst in die Situation der SeniorInnen hineinversetzen. Die österreichweite Aktion der Bundesministerien für Arbeit und für Bildung soll männliche Jugendliche für Berufe begeistern, in denen vor allem Frauen arbeiten. In Innsbruck öffneten Altenheime und städtische Kindergärten und Horts ihre Türen. Derzeit 26 Männer arbeiten in den Kinderbetreuungseinrichtungen der Stadt. Nach Wunsch von Bildungsstadträtin Elisabeth Mayr sollen es mehr werden: "Sowohl für Mädchen wie für Buben sind männliche Bezugspersonen und gemischte pädagogische Teams ein Gewinn," betonte sie anlässlich des Boys' Day.

Beruf aus Überzeugung

Ähnlich denkt Werner Gutmann, der jedes Jahr im Nothburgaheim die Drittklässler begrüßt. "Wir sehen das als unsere Aufgabe, dass wir einerseits mehr Bewusstsein für das Leben im Altersheim schaffen und andererseits junge Männer für die Arbeit in der Pflege motivieren." Männer, die in dem Berufsfeld arbeiteten, hätten es häufig über den Zivildienst kennen- und schätzen gelernt.
Das gilt auch für die drei männlichen Pfleger, die im Heim arbeiten: Nach dem Dienst in der Alten- oder Behindertenbetreuung haben sie die dreijährige Ausbildung absolviert. Nun erzählen sie den zwölf- bis 14-jährigen Jugendlichen von ihrem Alltag, mit schönen Momenten und Schwierigkeiten. "Man ist immer auch Enkelsohn, Angehöriger für die Bewohner", schildert Matthias eine Besonderheit des Berufs. 
Eine weitere sprechen die Burschen nach einer Weile an: "Wie oft passiert es, dass jemand stirbt?", wollen Manuel und Laurenz wissen. "Das ist eigentlich schon bedrückend, oder?" Altenpfleger Lukas erzählt, bei der Arbeit lerne man, dass der Tod zum Leben dazugehöre: "Er verliert seinen Schrecken,weil die Menschen meistens gut vorbereitet sind und ihr Leben abgeschlossen haben. Aber traurig ist es natürlich, wenn jemand stirbt, wer 18, 19 Jahre lang hier gelebt hat." Trotzdem können die Pfleger den Beruf empfehlen. Elias blickt auf seinen Anfang als Zivildiener zurück: "Ich bin jeden Tag mit Motivation und Freude hergekommen." 

Einschränkungen selbst erfahren

Der Beruf habe auf jeden Fall Zukunft, außerdem habe man als männliche Pflegekraft einen Vorteil: "Als Mann findest du in dem Bereich immer einen Job", versichert Altenpfleger Matthias den Drittklässlern. Denn viele SeniorInnen wollten auch oder sogar lieber von Männern unterstützt werden. Damit die Burschen einen direkten Eindruck davon bekommen, wie diese Unterstützung aussieht, bekommen sie je zu zweit einen Rollstuhl und schieben einander durch den Kapuzinergarten. "Macht mal die Augen zu und achtet drauf, wie ist das, wenn man nichts sieht?", weist Lukas die Jugendlichen an. "Denkt daran, euer Betreute muss sich hundertprozentig auf euch verlassen können!" Auch, wie man eine Person sanft über eine Gehsteigkante bringt, probieren die Burschen aus.
Ob sie sich vorstellen können, in der Pflege zu arbeiten oder Zivildienst zu leisten, können die Zwölf- bis Vierzehnjährigen noch nicht sagen. Einige neue Erfahrungen nehmen sie aber aus dem Tag mit: "Man sieht gar nicht, ob man jetzt irgendwo gegenfährt," fassen die Jugendlichen die Einschränkung zusammen.

Wie fühlt es sich an, auf den Rollstuhl und einen Pfleger angewiesen zu sein? Im Kapuzinergarten macht Altenpfleger Lukas den Jugendlichen bewusst, was sich im Alter ändert. | Foto: Rüggeberg
Bergauf schieben ist gar nicht so leicht, lernen die Burschen. | Foto: Rüggeberg
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