Hüttengastronomie
"Dann gibt's halt nur ein Coronawürstl und ein Bier"
Am 15. Mai sollen Gastronomiebetriebe wieder eröffnen dürfen. Unter Auflagen: Welche diese genau sind, wird erst am Dienstag veröffentlicht. Zwei Maßnahmen stehen aber schon fest: Mund-Nasenschutz für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und Öffnungszeiten bis 23 Uhr. Was noch kommen könnte, verunsichert auch die Hüttenwirte und Hüttenwirtinnen in Innsbruck und Umgebung. Außerdem ist auch die Pacht für die Arzler Alm offen. Bisher gab es keinen einzigen Bewerber oder Bewerberin.
INNSBRUCK. Letztes Jahr war es die monströse Lawine, heuer die Maßnahmen rundum das Coronavirus, dass auf der Höttinger Alm die Eröffnung des Gastronomiebetriebes verzögert hat. Bernhard Schlechter ist der langjährige Pächter und spart nicht mit der Kritik an der Regierung in Stadt, Land und besonders im Bund. "Wir sind von der Willkür der einzelnen Politiker abhängig und können selbst nichts tun."
Die Bestimmungen seien außerdem mehr als verwirrend. Eine Ausschank wurde in verschiedenen Hütten bis vor kurzem noch praktiziert: Hier bekamen durstige Wanderer eine Erfrischung "zum Mitnehmen". Die Gäste setzten sich folglich auf die Terrasse – eine Praxis, die ab sofort zu unterlassen ist. Verschlossene Behälter können allerdings – äquivalent mit der Selbstabholung bei Gastronomiebetrieben – ausgehändigt werden. Was auf Hütten nun erlaubt oder verboten ist, ist mittlerweile keinem mehr klar. "Sonst gibt es halt nur ein Coronawürstl und ein Bier", fasst Schlechter zusammen, wie die Speisekarte künftig aussehen könnte.
Zwischenzeitlich nutzte Schlechter die Zeit Malerarbeiten durchzuführen und zwei weitere Zimmer zu präparieren. In der Schwebe ist auch noch die Personal-Frage. Nach Turbulenzen im letzten Jahr und eine Messerstecherei unter dem Personal, hatte Schlechter ein eingespieltes Team. Auch heuer würden die Damen wieder bei ihm arbeiten. Das Problem nur: Sie kommen aus der Slowakei und Tschechien – ob sie überhaupt ausreisen dürfen und unter welchen Bedingungen, ist unklar.
In Mengen auf die Höttinger Alm
Verbotsschilder und Absperrungen halten außerdem die Radfahrer und Radfahrerinnen nicht ab, es sich auf den Almen gemütlich zu machen. "Die Leute kommen wegen dem schönen Wetter in Massen, ihnen sind die Absperrungen Wurst. Ich bin nicht die Polizei, um sie zu ahnden", platzt es aus Schlechter raus. Er wird einen Antrag in der Stadt zur Mietminderung stellen.
"Ich hätte heuer schließlich schon zu Ostern aufsperren können. Das ist das Mindeste, was die Stadt für ihre Pächter tun kann."
Er hat noch Glück, wie er erklärt. "Ich habe niedrige Betriebskosten, aber es gibt Hütten – wie die Umbrüggler Alm – die hohe Fixkosten zu berappen hat."
Auch läuft seine Pacht mit diesem Jahr aus. Er hat schon einen Antrag zur Verlängerung gestellt und wartet noch auf eine Antwort aus dem Magistrat.
Arzler Alm noch immer ohne Pächter
Eine andere städtische Hütte wiederum sucht schon im zweiten Anlauf nach einem Pächter: Die Arzler Alm. Es gab nach der ersten Ausschreibung einige Interessenten, aber keine einzige Bewerbung. Vizebürgermeister Hannes Anzengruber war viele Jahre lang Pächter der Arzler Alm und verabschiedete sich vom Almleben für die Politik.
"Das Almleben – besonders auf der Arzler Alm – ist nicht das Paradies. Es ist Stress pur und jede Menge Arbeit."
Anzengruber hat die Alm als Familienbetrieb geführt und ist sich sicher, dass nur ein naturverbundener Vollblutgastronom, der auch landwirtschaftliche Wurzeln hat, den Betrieb erfolgreich führen kann.
Auch ist Anzengruber aktuell – als Vizebürgermeister – verantwortlich für die sechs Almen, die im Besitz der Stadt sind. Über Ängste und Befürchtungen der Hüttenwirte- und wirtinnen kann er nicht berichten. "Es ist zwar nicht unsere Aufgabe, aber wir informieren die Hüttenwirte über die Gesetzeslage und weisen auf die FAQs der Wirtschaftskammer hin. Ich fieber' natürlich mit unseren Wirten mit, aber zum Schluss müssen sie als einzelne Unternehmer kreativ werden. Wir werden als Stadt keine Mahnungen ausschicken und auch Stundungen ermöglichen. Aber wir müssen schauen, dass der Gleichheitsgrundsatz gewahrt bleibt, schließlich haben auch tausende andere Unternehmer in Innsbruck Einbußen, wie auch die Stadt selbst", so Anzengruber. Er blickt trotz allem positiv in den Hüttensommer:
"Die Innsbrucker und Innsbruckerinnen werden diesen Sommer überwiegend in Innsbruck Urlaub machen. Das kommt auch den Hütten zu Gute."
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