BezirksBlätter vor Ort
Geschichten über und aus der Höttinger Au

Eine besondere Ansicht auf die Höttinger Au. | Foto: Franz Riegler /TIBS
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  • Eine besondere Ansicht auf die Höttinger Au.
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INNSBRUCK. In der Serie BezirksBlätter vor Ort besucht die Innsbruck-Redaktion diesmal die Höttinger Au. Von denkmalgeschützten Bildstöcken über den Kampf für das Hallenbad Höttinger Au bis zum Interview mit Buchautor Wilhelm Giuliani. Werfen Sie einen Blick auf einen besonderen Stadtteil.

Schwimmbad Höttinger Au

Heftig diskutiert wird die Zukunft des Hallenbades Höttinger Au. StR Elisabeth Mayr schreibt aktuell auf Facebook: "Im Juni 2020 gab es ein einstimmiges Bekenntnis zu Errichtung eines neuen Schwimmbads, aber inzwischen hat sich keine größere Entscheidungsgrundlage ergeben. So warten wir beispielsweise auch immer noch auf die Unterlagen zur Sanierung/Erweiterung/Potenziale der Höttinger Au. Feststeht, dass wenn man das Hallenbad Höttinger Au saniert oder erweitert, dort rund 1 1/2 Jahre kein Badebetrieb möglich sein wird. Ersatzflächen gibt es auch keine. Im Jänner 2022 hätten die Unterlagen dem Gemeinderat durch den Bürgermeister bereitgestellt werden sollen, ebenso hätten die IKB mit einen Durchführungsprojektbericht für die Neuerrichtung beauftragt werden sollen, der jetzt bereits vorliegen sollte. Leider keine Ergebnisse zu allen diesen Punkten bis jetzt.

Bürgerinitiative kämpft für den Erhalt des Hallenbades. | Foto: Privat
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Bürgerinitiative

Eine Petition mit 3.602 Stimmen wurde von der Bürgerinitiative "Rettet das Bad in der Au" durch Renate Windbichler, Karin Huber und Andrea Meingast an Bürgermeister Georg Willi übergeben. "Das Hallenbad Höttinger Au bietet der Bevölkerung seit Jahren eine gerne und oft genützte Schwimmmöglichkeit. Besonders beliebt ist es auch bei Schwimmschulen und Wassersportvereinen, aber vor allem auch bei den vielen Schulen in der Umgebung, die das Bad für Schulschwimmkurse nutzen. Allerdings ist es in die Jahre gekommen und renovierungsbedürftig", erklärt die Bürgerinitiative.  "Es ist nicht die erste Unterschriften Aktion, die das Schwimmbad Höttinger Au retten sollt", erzählt Max Sturm der BezirksBlätter-Innsbruck-Redaktion. "Bereits in den 70er Jahren habe ich eine Unterschriften Aktion gestartet, als das Thema aufkam, an Stelle der alten Au ein Wohnhaus zu errichten. Die Stadt hat diese Aktion zum Anlass genommen die Sanierung des Bades innerhalb von 3 Jahren durchzuführen. Leider kam es nicht mehr zu Durchführung dieses Planes, da im Zuge einer Gemeinderatswahl als Wahlzuckerls der Bau eines Hallenbades im Gemeinderat beschlossen wurde." Es wurde versichert, dass die Grünflächen im Osten und im Westen erhalten bleiben. Damit war das Ende des beliebten Freibades Höttinger Au besiegelt. Die Au war ein beliebtes Mittagsbadl, das in den Mittagsstunden oft über 2000 Personen anlockte. Bemerkenswert auch, dass es in dieser Zeit nicht einen einzigen tödlichen Badeunfall gegeben hatte. Die Au war auch vor der Eröffnung des Tivoli Bades das einzige Freibad mit einen wettkampfgerechten 50 m Becken mit 8 Startbahnen. "Was noch zu bemerken wäre. Nach dem Bau des Freischwimmbades Tivoli hatte die damalige Stadtregierung auch angekündigt, ein gleichartiges Schwimmbad im Westen der Stadt beim Pulverturm zu errichten. Es blieb bei der Ankündigung und nun soll auch noch da Hallenbad in der Au verschwinden", meint Sturm abschließend.

Freibad Höttinger Au um 1920. | Foto: Sturm
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Ein Innsbrucker Western

Im Verlag der Wagner’schen Buchhandlung ist ein neuer Band der Erinnerungsreihe erschienen. Der Innsbrucker Willi Giuliani erzählt vom Stadtteil Höttinger Au. Das Interview führte Gerlinde Tamerl.

BezirksBlätter: Die Höttinger Au ist ein junger Stadtteil in Innsbruck. Wie entstand die Idee, dieses Buch zu schreiben?
WILLI GIULIANI:
Meine Großeltern gehörten 1950 zur Gründergeneration in der Heilig-Jahr-Siedlung. Meine Mutter ist dort aufgewachsen, und ich habe einen Teil meiner Kindheit hier verbracht. In den 1990er Jahren hatte ich einen Proberaum im Schutzkeller des Kindergartens am Mitterweg. Seit gut zehn Jahren wohne ich selbst in der Höttinger Au, habe den Stadtteil also in verschiedenen Lebensphasen erlebt: als Kind, als Jugendlicher und später als Vater. Während dieser ganzen Zeit hat sich viel getan. Ich war mit meinen drei Kindern oft auf Spielplätzen unterwegs, habe Menschen und Geschichten kennengelernt, die ich irgendwann aufschreiben und genauer recherchieren wollte.

Wie haben Sie die Zeit als Kind in den 1980er Jahren dort erlebt?
Wir haben an Wochenenden häufig im Garten meiner Großeltern gespielt. Die Atmosphäre war oft merkwürdig, meine Großeltern streng. Ich habe als Kind gespürt, dass hier auch über vieles geschwiegen wird. Ich wollte mehr wissen. Meine Mutter und andere Zeitzeugen haben mir erzählt, dass sich in der Nachkriegszeit hinter den Fassaden viel Negatives abgespielt hat. Einerseits war die Heilig-Jahr-Siedlung in den 1950er Jahren ein idyllischer Ort mit vielen Kindern, andererseits gehörte – wie überall – Gewalt in der Familie zum Alltag dazu.

Warum heißt das Buch „Ein Innsbrucker Western“?
Wenn man am Abend durch den Stadtteil spaziert, wirkt alles so ausgestorben. Fast wie eine Geisterstadt oder wie „Highnoon“ in einem Western, wo der Wind die Blätter durch die Straßen fegt. Gleichzeitig herrschte bereits in den 1970er Jahren eine „Goldgräberstimmung“. Zu dieser Zeit erlangte auch der Flughafen Bedeutung und viele, meist private Wohnanlagen wurden gebaut. Diese Eigentumsmentalität ist heute auch aufgrund der hohen Immobilienpreise spürbar. Es wird viel gebaut, Anlegerprojekte und Kleinwohnanlagen verdrängen die letzten alten Einfamilienhäuser.

Aus der Geschichte der Höttinger Au. | Foto: Giuliani
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Was ist für Sie das Besondere an diesem Stadtteil, der an vielen Ecken eher gesichtslos wirkt?
Ich frage mich, ob dieser Stadtteil ein Dorf, eine Vorstadt oder einfach nur ein riesiger asphaltierter Autoabstellplatz ist. Es gibt wenig charmante Infrastruktur, Restaurants oder Bars. Man merkt an jeder Ecke, dass die Höttinger Au in den 1970er Jahren geplant wurde – Autos und Verkehr galten damals als gesellschaftlich prägendes und positiv bewertetes Statussymbol.

Was ist trotzdem reizvoll an dieser Gegend?
Der hohe Anteil an Grünflächen ist städtebaulich schön, die Weitläufigkeit. Es gibt Parks, die Innpromenade. Die Höttinger Au hat eine gewisse Offenheit, die es nur im Westen der Stadt gibt. Der Flughafen ist außerdem ein zentraler Ort für die Höttinger Au, der den Stadtteil sehr geprägt hat.

Welche besonderen Geschichten kommen in diesem Band vor?
Ich habe als Kind den spektakulären Millionendiebstahl miterlebt, der sich am Flughafen in einer anrollenden Tyrolean-Maschine abgespielt hat. Der Fall wurde nie aufgeklärt, ich wollte ihn möglichst genau nachzeichnen. Viel Platz im Buch ist aber auch Unspektakulärem gewidmet, wie der Geschichte des ehemaligen Kulturzentrums Haven, später besser als Hafen bekannt. Das war eine Art bunte Kommune. Aber auch die Verbauung und Regulierung des Inns ist interessant: Studierende schätzen ja das sogenannte Sonnendeck, aber sonst? Auch die Freundschaft zu meinen Nachbarn beschreibe ich. Letztlich wollte ich den Stadtteil besser kennenlernen. Ein Buch darüber hat es aber noch nicht gegeben, also musste ich es selbst schreiben.

Buchautor Wilhelm Giuliani | Foto: Wagnersche
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Buchpräsentation:
Willi Giuliani: Ein Innsbrucker Western, 14,95 Euro
20. April 2022, Beginn: 19.30 Uhr
Wagner'sche Buchhandlung
Eintritt frei!
Link zum Buch

Bildstöcke

Seit 1654 sind sieben Bildstöcke von der Höttinger Au entlang der Kranebitter Allee zur 1624 erbauten Filialkirche Mariä Heimsuchung in Kranebitten belegt. Von diesen sieben Bildstöcken mit Rosenkranzgeheimnissen haben sich fünf erhalten, die im 20. und 21. Jahrhundert teilweise neu aufgestellt wurden und mit neu gestalteten Bildern von Anton Christian, Peter Blaas, Raimund Wörle und Jutta Katharina Kiechl versehen wurden. Der Bildstock am Vögelebichl vor dem Gebäude Kranebitter Allee 50, steht unter Denkmalschutz. Dieser Bildstock zeigt eine Darstellung der hl. Notburga von Peter Blaas, welche dieser 2004 geschaffen hat. 2008 wurde vom Verein für Heimatschutz und Heimatpflege in Nord- und Osttirol die Restaurierung und Wiederaufstellung der Bildstöcke abgeschlossen. Am 30. Mai 2008 fand um 17 Uhr die Segnung des letzten Bildstocks durch Pfarrer Franz Troyer statt. Die Bildstöcke bestehen aus Höttinger Breccie (Kalkstein) und sind übermannshoch. Sie haben einen quadratischen Korpus auf einem breiten Sockel und mit einem schmaleren Schaft. Jeder Bildstock selbst ist nur mit einem Bild versehen, welches zur Straße gerichtet ist.

Denkmalgeschützte Bildstöcke in der Höttinger Au . | Foto: Asurnipal
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