Winter am Max'nhof
Im Advent brauchen die Lämmer viel Liebe

Maximilian Stern bei seinen Schafen.  | Foto: Leonie Werus
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INNSBBRUCK. Auch heuer entfällt für die Schafe vom Max'nhof in Arzl die traditionelle Begleitung des Christkindleinzuges. Langweilig wird es im Stall aber trotzdem auch während der bevorstehenden Wintermonate nicht. 

„Wir liegen nicht auf der faulen Haut“

„So, jetzt schauen wir einmal, wie es unseren Jüngsten geht“, meint Maximilian Stern und öffnet die schwere Tür zum Stall. Hier, in einem separaten Bereich, sind jene Lämmer untergebracht, die erst ein paar Tage alt sind. „Die kleinen mögen es gern ein bisschen wärmer, ansonsten schätzen Schafe die Kälte“, erklärt der Bauer. Deshalb waren die Tiere bis vor Kurzem auch noch draußen auf der Weide und sind erst beim letzten Schneefall wieder in den Stall gekommen. Neben den rund 300 Schafen haben auch einige Schweine, Rinder, Hühner und Hasen ihr Zuhause hoch über Innsbruck im Stadtteil Arzl, hauptsächlich widmet man sich am 1976 erbauten Max'nhof aber der Schafzucht.

„Im Winter gibt es generell zwar weniger zu tun, auf der faulen Haut liegen wir aber trotzdem nicht“

, erzählt Stern, der den Hof gemeinsam mit seiner Familie, dem Bruder und seinen Eltern im Nebenerwerb betreibt. Für ihn geht es frühmorgens um sechs Uhr in den Stall, wo zuerst kontrolliert wird, ob es vielleicht ein krankes Tier oder neue Lämmer gibt. Dann folgt die Fütterung, wobei es stets ein gutes Zeichen ist, wenn alle gleich zu fressen beginnen. Abends wird dann zusätzlich noch der Stall gesäubert, das Futter vorbereitet und bei Bedarf auch geschlachtet.

Zukunftskapital

Eine der Hauptaufgaben im Winter ist die Lämmeraufzucht. „Im Herbst kommen immer ganz viele Lämmer, die dann besondere Aufmerksamkeit brauchen. Sie sind schließlich unser Hauptkapital für die Zukunft“, erklärt der Juniorchef und ergänzt mit einem Blick in die Stallbox: „Oh, da kommt gerade eins zur Welt!“ Und tatsächlich: Innerhalb weniger Minuten erblicken gleich zwei schwarze Lämmchen das Licht der Welt und werden von ihrer Mutter sofort fürsorglich trockengeleckt, während die anderen Schafe sich in den hinteren Teil der Box zurückgezogen haben. „Im Idealfall kommt man in den Stall und die Lämmer – meistens eins bis zwei – sind einfach da. Manchmal muss man auch ein bisschen nachhelfen, aber meistens schaffen sie das ganz alleine“, so Stern. Eine halbe Stunde später stehen die beiden neuen Max'nhof-Mitglieder bereits auf wackeligen Beinen.

Es ist ein gutes Zeichen, wenn die Mutter das Lämmchen gleich ableckt.  | Foto: Leonie Werus
  • Es ist ein gutes Zeichen, wenn die Mutter das Lämmchen gleich ableckt.
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Im Durchschnitt kommt ein Zuchtschaf jährlich auf zweieinhalb Lämmer, was bei 150 Muttertieren etwa 300 bis 400 Lämmer im Jahr ergibt. Wenn die Jungtiere mit vier bis fünf Monaten das Schlachtgewicht erreichen, wird zum ersten Mal ausgesucht: „Wir entscheiden dann, ob unsere Zuchtkriterien erfüllt sind, ob wir sie weiterverkaufen oder eben schlachten müssen“, sagt der Jungbauer. Im Alter von einem Jahr werden die Zuchttiere gedeckt, dafür stehen am Maxnhof acht Widder zur Verfügung, die nach ein bis zwei Jahren ausgetauscht werden, damit es nicht zur Inzucht kommt: „Einen haben wir schon seit sechs Jahren, der ist aber schon von so vielen der Vater, dass er in einem seperaten Bereich gehalten werden muss.“

Mekka der Bergschafzucht

Jeden Winter stehen auch besondere Pflegearbeiten für die Ausstellung im Frühjahr an, zu der rund 100 Aussteller mit 300 bis 400 Schafen anreisen, um möglichst viele Prämierungen für ihre schönsten Exemplare mit nach Hause zu nehmen. „Tirol ist das Mekka der braunen Bergschafzucht im Alpenraum. Diese Rasse war vom Aussterben bedroht und wird erst seit 1992 wieder gezüchtet.“, erzählt Stern. Sein Vater Max war damals Gründungsobmann des Tiroler Schafzuchtvereins Braunes Bergschaf, mittlerweile hat er selbst das Amt übernommen und hofft, dass die Ausstellung im kommenden Jahr nach zwei Jahren coronabedingter Pause wieder stattfinden kann.

Die Schafe des Max'nhofes wurden schon vielfach prämiert.  | Foto: Leonie Werus
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Doch nicht nur für die Preisverleihung müssen die Schafe vorbereitet werden, sondern auch für den Sommer auf der Alm: „Die Tiere sollten gut bei Fuß sein, wenn sie nach ihrer Zeit auf der Weide ins hochalpine Gelände wechseln. Daher üben wir auch das Gehen mit ihnen, damit sie möglichst trittsicher sind“, erzählt der Schafbauer. Im heurigen Jahr sind die meisten unversehrt ins Tal zurückgekehrt, wobei es immer welche gibt, die einem Beutegreifer zum Opfer fallen, abstürzen oder vom Blitz getroffen werden. Auch der Wolf gibt dem Jungbauern in letzter Zeit vermehrt zu denken. Heuer sei man zwar verschont geblieben, doch im letzten Jahr habe es allein auf der Nachbaralm 20 Risse gegeben:

„Das Schlimme ist ja, dass das nicht irgendwo im hinteren Ötztal passiert, sondern quasi gleich neben Innsbruck, beim Patscherkofel.“ 

Umdenken

Seine Produkte vertreibt der Max'nhof hauptsächlich über den Handel und die Innsbrucker Metzger, zudem wird für Feste ein Bauernbuffet mit hauseigenen Produkten angeboten. Jeden Freitag – außer in der Weihnachtszeit, wo stattdessen samstags ab Hof verkauft wird – ist die Familie Stern auch am Bauernmarkt beim Sillpark vertreten. Dort habe man während der Corona-Zeit ein Umdenken bemerkt:

„Speziell am Anfang der Pandemie war am Markt extrem viel los und der Stellenwert der Regionalität ist sichtlich gestiegen.“

Mittlerweile sei der Ansturm zwar wieder etwas abgeflaut, trotzdem hofft der Schafzüchter, dass die Corona-Krise auch auf lange Sicht das Bewusstsein für hochwertige Lebensmittel geschärft hat: „Wir stecken viel Liebe in unsere Produkte und nehmen uns wirklich Zeit für die Tiere, das sollte auch wertgeschätzt werden. Manche Schafe werden von Hand mit der Flasche aufgezogen, das verbindet dann schon.“ Die Landwirtschaft sei zwar – speziell in Innsbruck, wo der Platz immer knapper wird – ein schwieriger Wirtschaftszweig, trotzdem ist es für Maximilian Stern jeden Tag auf's Neue erfüllend, in den Stall zu gehen und von den Schafen begrüßt zu werden: „Schafe sind generell sehr treu und anhänglich, trotzdem gibt es immer welche, zu denen man eine ganz besondere Beziehung hat.“ 

Schafe seien klüger als ihr Ruf.  | Foto: Leonie Werus
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