CatchBasin BrassBand
"In dieser Band braucht es alle"

Acht Instrumente, 40 Personen: Jeder ist von jedem abhängig. Wer ausfällt, muss mit einem anderen Musiker ersetzt werden.
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  • Acht Instrumente, 40 Personen: Jeder ist von jedem abhängig. Wer ausfällt, muss mit einem anderen Musiker ersetzt werden.
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

Eine Kläranlage hat selten mit Musik zu tun. Bei der CatchBasin BrassBand ist sie sogar ausschlaggebend.

INNSBRUCK. Vor zehn Jahren kam Andreas Lackner die Idee: Bei einem Workshop in Venezuela sah er 140 Kinder gemeinsam musizieren. "Nicht alle waren gute Musiker, aber gemeinsam haben sie wirklich toll gespielt." So startete Lackner – der selbst Trompeter und seit vielen Jahren Musiklehrer ist – das Jugendblasorchester, die CatchBasin BrassBand (CBBB) in der Musikschule in Innsbruck. Der Name kommt von der Kläranlage: Catch Basin bedeutet Auffangbecken auf Englisch.

"Wir haben Blut geleckt"

Vor einem Jahr war Lackner dann zum ersten Mal mit der 40-köpfigen Band bei der Europameisterschaft in Holland. "In Utrecht haben wir Blut geleckt", erklärt Lackner, der von seinen SchülerInnen – auf Grund seines Bartes und seiner Haare – nur "Gandalf" genannt wird. 2018 wurde die Band Vizeeuropameister, 2019 holte sie sich den Titel in Montreux in der Schweiz. Und wie! Sie bekamen für ihren Auftritt 99 Punkte von 100. "Wofür wir einen Punkt verloren haben, haben wir dann nicht mehr gefragt", lacht Lackner. Jetzt steht der Pokal im Orchesterproberaum in der Musikschule rechts neben der Tür, links an der Wand hängt die gestickte Urkunde.

Ein paar Proben reichen, um die Musiker zu überzeugen

Trotz der Erfolge hat Lackner immer wieder mit der Besetzung zu kämpfen: Besonders Tubisten sind rar, wie er aus Erfahrung weiß. Doch ist er voller Zuversicht und meint: "Es reicht, die Musiker zu überzeugen, zu ein paar Proben zu kommen, dann spüren sie, dass das was ganz Besonderes ist." Es muss wohl so sein, schließlich kommen seine SchülerInnen für die Probe sogar von Wien und Südtirol angereist. "Wir sind wie eine Familie, arbeiten intensiv gemeinsam und das fesselt einen." Er hat Geschichten parat, in denen Väter eine Konzertprobe lauter Emotionen durchweinen oder in denen ein Tubist, der sich jahrelang nicht überreden lässt, zur Band kommt und schlussendlich sieben Jahre dabeibleibt. "Ich bin dahinter und das weiß auch jeder", erklärt Lackner weiter. "Wenn jemand nicht bei der Probe erscheint, telefoniere ich sofort hinterher. In dieser Band kann niemand fehlen, es braucht alle." Für Lackner ist es auch besonders wichtig, dass die öffentliche Hand nicht nur großzügige finanzielle Unterstützung leistet, sondern auch viel Anerkennung gegenüber der CBBB bringt. "Zehn Minuten nach der Preisverleihung bekamen wir schon einen Anruf vom Bürgermeister Georg Willi."

Sommercamp in Stams

Wer nun Lust bekommen hat mitzumusizieren, kann sich vom CBBB selbst ein Bild machen: Vom 27. Juli bis 3. August findet ein Sommercamp in Stams statt. Alle Infos: www.brassbandacademy.at


Zur Sache

Brass Bands kommen ursprünglich aus England und entwickelten sich Anfang des 19. Jahrhunderts in den Kohlemienen. Die Firmen konkurrierten nicht nur am Markt miteinander, auch die Brass Bands führten Wettbewerbe aus. Österreich ist bei den Brass Bands relatives Neuland. Ein Jugendprojekt wie es das CBBB ist, gab es bisher nicht.

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