O-Dorf
Unterschriftenaktionen sollen helfen

Derzeit wegen Baustelle nur sehr schwer erreichbar, demnächst geschlossen: das Postamt im O-Dorf. Unterschriftenaktionen sollen jetzt eine rasche Lösung bringen. | Foto: Herrmann
  • Derzeit wegen Baustelle nur sehr schwer erreichbar, demnächst geschlossen: das Postamt im O-Dorf. Unterschriftenaktionen sollen jetzt eine rasche Lösung bringen.
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Wie das Stadtblatt berichtete, wird das Postamt in der Schützenstraße im Olympischen Dorf geschlossen. Jetzt sollen Unterschriftenaktionen möglichst rasch zu einem Postpartner verhelfen.

INNSBRUCK. Ab 3. Jänner gibt es im Olympischen Dorf keine Postfiliale mehr. Wie von der Post mitgeteilt wird, ist die Schließung aufgrund der Änderungen im Mietvertrag mit der Bawag nötig. Die Post selbst ist bemüht, möglichst rasch im O-Dorf einen Postpartner präsentieren zu können und befindet sich auf der Suche. Die Maßnahmen der Post stößt auf heftige Kritik von Betroffenen und Politikern. In Neurum im Gebäude des Interspar ist ein Postpartner, der jedoch nur eingeschränkte Dienste anbietet.


Anrainerkritik

"Somit müssen Menschen, die kein Auto haben oder nicht mehr mobil sind, mit der Straßenbahn nach Pradl fahren und dort noch einen längeren Fußweg in Kauf nehmen, um ev. nicht zugestellte Pakete abholen zu können. Von den Fahrkosten von 2 mal 1,60€ für Senioren ganz abgesehen. Und die Abholung mit Auto ist nicht gerade ökologisch" meint ein Bewohner, der von der Postamschließung direkt betroffen ist: "In einem Stadtteil mit mehr als 9000 Einwohnern, wobei 27,8 % älter als 65 Jahre sind (der höchste Anteil aller Innsbrucker Stadtteile; 2014), ist das ein Zumutung. Die Einrichtung eines Postpartners in fußläufiger Entfernung wäre das Mindeste."

Politische Kritik

Für Innsbruck mit Gemeinderat Christoph Kaufmann hat als erster auf die Schließung des Postamtes reagiert. "Wenn ganze Stadtteile wie das große Olympische Dorf einfach ihre Postfiliale verlieren, fragt man sich schon wer von der Privatisierung profitiert. Die Bürgerinnen und Bürger sind es verlässlich nicht. Die Post lässt die Menschen regelrecht im Stich und die Bundespolitik schaut zu", so Für Innsbruck Gemeinderat Christoph Kaufmann. Inzwischen haben sich weitere Parteienvertreter zur Wort gemeldet. Die FPÖ Titelt ihre Aussendung mit: "Schließung der Postfiliale Olympisches Dorf/Neu Arzl ist für FPÖnicht hinnehmbar."
Dass die Stadtteile Olympisches Dorf/Neu-Arzl nun ihre Postfiliale verlieren, ist für den Klubobmann der FPÖ im Innsbrucker Gemeinderat Markus Lassenberger nichttragbar: „Es ist der Bevölkerung nicht zumutbar entweder in die Stadt zu fahren, oder einen Postpartner mit eingeschränkten Diensten aufzusuchen. Wie sollen vor allem ältere Menschen im O-Dorf zukünftig ihre Post aufgeben oder abholen“, stellt Lassenberger die Frage und verweist darauf, dass die Post AG ihren Versorgungsauftrag erfüllen muss. „In Zeiten in denen der Onlinehandel und der Paketversand boomt, wovon die Post durchaus viel Geld lukriert, Filialen zu schließen ist unverständlich. In großen Stadtteilen müssen die Postfilialen erhalten bleiben“, konkretisiert der FPÖ-Politiker der weitere Unbill ortet: „Wenn jetzt schon die am dichtesten besiedelten Stadtteile
ihre Postfilialen verlieren, wie lange wird es dann überhaupt noch eine Filiale im Stadtgebiet geben.“
Die Innsbrucker SPÖ hält fest: "Postschließung O-Dorf – völlig inakzeptabel!", SP-Plach: „9.000-EinwohnerInnen-Stadtteil braucht eigenes Postamt.“ „Seit Jahren erleben wir, wie die Infrastruktur ausgedünnt wird. Begonnen hat das Ganze unter Schwarz-Blau zur  Jahrtausendwende mit der Privatisierung der Post und anderer zentraler Infrastruktur. Lange wollte man den BürgerInnen weißmachen, dass die Infrastrukturreduktion vor allem ein ländliches Problem ist“, äußert sich der Innsbrucker SP-Parteivorsitzende und Gemeinderat Benjamin Plach kritisch. „Mittlerweile sehen wir, dass sogar der urbane Bereich an Infrastruktur verliert. Es ist tatsächlich schleierhaft, wie man einem 9.000-EinwohnerInnen-Stadtteil einfach das Postamt nimmt und vor der Schließung nicht einmal einen Vertragspartner sucht“, blickt Plach mit Argusaugen auf die Maßnahme der Post und ergänzt weiter: „Dem O-Dorf die Post zu nehmen ist so, als würde ich in Wattens die Post schließen und den Leuten zumuten, ihre Briefe und Pakete in Kolsass zu holen. Das geht gar nicht.“ „Die Post hat einen Auftrag, der mit der Daseinsvorsorge und den Versorgungsbedürfnissen der Menschen verbunden ist. An alte Menschen, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderung etc. hat bei diesem Vorgehen anscheinend keiner gedacht und auf uns ist man auch nicht zugekommen. Hätte man sich mit der Politik in Verbindung gesetzt, hätte sich vermutlich eine Lösung gefunden“, bedauert Plach, dass man einem derart bevölkerungsreichen Stadtteil einfach die Serviceleistungen der Post entzieht. „Wir werden jedenfalls drauf drängen, dass die Versorgung des O-Dorfs durch eine Postfiliale sichergestellt wird, um die Wege vor allem für die älteren BewohnerInnen des Stadtteils kurz zu halten und nicht noch mehr Verkehr zu verursachen“, hält Plach abschließend fest. 
VP-Appler: "Grund für Filialschließung ist Rückzug der Bawag aus den Postgeschäften", Behauptungen von FI-Gemeinderat Christoph Kaufmann zur Schließung der Postfiliale im O-Dorf sind inhaltlich falsch. "Die Behauptungen von FI-Gemeinderat Christoph Kaufmann, demnach die erste ÖVP-FPÖ-Bundesregierung für die Schließung der Postfiliale im O-Dorf verantwortlich ist, entspricht nicht den Fakten", stellt VP-Stadtparteiobmann Christoph Appler heute klar. "Richtig ist vielmehr, dass die Bawag 2017 aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen den Kooperationsvertrag mit der Post gekündigt hat. Bis 2020 trennt sich die Bawag Zug um Zug von der Post, mit der sie bundesweit 433 Filialen gemeinsam betrieben hat. Das hat Post-Sprecher Michael Homola auch eindeutig bestätigt. Vielmehr sah und sieht die ÖVP jede Postamtsschließung besonders kritisch, wie etwa auch die letzten Fälle in Mühlau und Igls“, stellt Appler fest. Statt falsche Schuldzuweisungen zu verbreiten, sei für ihn im Falle der Postfiliale im O-Dorf nun vor allem die für Wirtschaft zuständige Stadträtin Christine Oppitz-Plörer gefordert: „Gemeinsam mit der Post muss nun versucht werden, einen geeigneten Post-Partner im O-Dorf zu finden. Mit 9.000 Bewohnern ist der Bedarf klar gegeben. Der weite Weg in die nächste Postfiiale in der Gumppstraße 26 ist den Menschen unzumutbar", untermauert Appler.

Petitionen sollen helfen

"Wer geglaubt hat, wir drücken bei der Postschließung ohne Ersatzpoststelle im O-Dorf nur unseren Unmut aus und die Sache wäre gegessen, irrt“, so Benjamin Plach, Gemeinderat und SP-Parteivorsitzender. „Verkehrspolitisch und menschlich – man denke an Menschen mit Behinderungen, gebrechliche Menschen und Alleinerziehende – ist es nicht hinnehmbar, dass die Menschen für Postgänge bis zur Gumpstraße müssen“, gibt Plach zu verstehen. „Man hätte sich erwarten dürfen, dass entweder (a) im Vorfeld der Schließung ein Postpartner im O-Dorf übernimmt oder (b) die Menschen ihre Post zumindest in Neu-Rum holen können. Doch den Verantwortlichen sind die Menschen scheinbar egal“, fährt Plach fort und kündigt an: „Die SPÖ Innsbruck startet eine Petition zum Erhalt der Postversorgung im O-Dorf.“ Christina Bielowski, Bezirksgeschäftsführerin der Innsbrucker Sozialdemokratie, abschließend: „Wir setzen uns für das Olympische Dorf und seine BewohnerInnen ein.“

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