Schmerzen müssen in der Regel nicht sein

Beata Seeber (stv. Direktorin der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin) und Siegfried Fessler (Oberarzt an der Univ.-Klinik für Gynäkologie) | Foto: Seiwald
  • Beata Seeber (stv. Direktorin der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin) und Siegfried Fessler (Oberarzt an der Univ.-Klinik für Gynäkologie)
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Mehr als 50 Prozent aller Frauen und Teenager haben während ihrer Periode Schmerzen. Manche so extrem, dass ein Transport ins Krankenhaus nötig ist. Bei einer von zehn Frauen heißt die Ursache Endometriose. Eine Erkrankung, die oft unerkannt ist oder mit großer Verzögerung diagnostiziert wird, die aber gut behandelt werden kann. Das Endometriosezentrum der tirol kliniken ist dafür erster Ansprechpartner und vor kurzem zertifiziert worden.

Ein Zeichen der Qualität

Die jetzige Zertifizierung als klinisches und wissenschaftliches Endometriosezentrum ist für Beata Seeber mehr als nur ein formaler Akt: „Für unsere Klinik ist es auch der Beleg, dass wir bisher alles richtiggemacht haben. Für unsere Patientinnen wiederum ist dieses Zertifikat quasi das Gütesiegel, dass sie sich darauf verlassen können, von der Diagnose bis zur Therapie nach neuesten Standards behandelt zu werden. Wir nehmen außerdem an großen klinischen Studien Teil, sodass wir unseren Patientinnen auch innovative Therapien anbieten können“.

Schwere Diagnose: Endometriose

Endometriose ist eine Erkrankung, bei der sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut an Stellen ansiedeln, wo sie nicht hingehören. Etwa an der Beckenwand oder den Eierstöcken. Dort beginnen sie zu wuchern und Zysten zu bilden. Die Folgen reichen von extremen Regelschmerzen bis hin zu Schwierigkeiten schwanger zu werden. Etwa eine von zehn Frauen ist betroffen. Bei Frauen, die extreme Regelschmerzen und einen unerfüllten Kinderwunsch haben, liegt die Erkrankungsrate bei 50 Prozent.

SpezialistInnen aus vielen Bereichen

Im Endometriosezentrum arbeiten MedizinerInnen der Gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, der Gynäkologie und Geburtshilfe, Chirurgie, Urologie und Radiologie zusammen. Aber auch PsychotherapeutInnen und DiätologInnen sind vertreten. „Diese Interdisziplinarität ist unsere große Stärke,“ erklärt die Leiterin des Zentrums Beata Seeber, stv. Direktorin der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. „Es gibt uns die Möglichkeit, für jede unserer Patientinnen ein individuelles Behandlungskonzept zu erstellen.“ Wichtig ist das vor allem, da viele unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen und von einer medikamentösen Therapie bis hin zu einem operativen Eingriff reichen.
„Wir können diesen Eingriff minimalinvasiv, also mittels Schlüssellochchirurgie vornehmen. Zum einen ist diese Operation oft nötig, um die Diagnose Endometriose zu bestätigen. Zum anderen können wir das Problem in 90 Prozent der Fälle bereits im Rahmen dieses Eingriffs lösen“, erklärt Siegfried Fessler, Oberarzt an der Univ.-Klinik für Gynäkologie. Nur in ca. zehn Prozent der Fälle ist ein zweiter Eingriff notwendig. „Unser Ziel ist aber immer, der Patientin die Schmerzen zu nehmen und wenn nötig eine Schwangerschaft zu ermöglichen“, so Fessler.
 

Vernetzen und informieren

„Endometriose ist leider noch immer ein Tabuthema. Das Wissen über diese chronische Erkrankung ist in der Bevölkerung nicht sehr verbreitet. Dabei könnte bei rechtzeitiger Diagnose vielen Frauen umfassend geholfen und deren oft massive Schmerzen auf ein erträgliches Maß reduziert werden. Wir wollen mit unserer Selbsthilfegruppe einerseits eine Austausch-Plattform für Betroffene sein, andererseits Mädchen und Frauen für dieses Krankheitsbild sensibilisieren,“ erklärt Priska, die Initiatorin der Selbsthilfegruppe ENDOMETRIOSE tirol.

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