Suchtberatung Tirol: Zahlen und Fakten zum Cannabiskonsum in Tirol

vl Birgit Keel, Dietmar Kamenschek.
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  • hochgeladen von Josef Wolf

Nachdem das Thema im vergangenen Jahr häufig im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion stand, hat die Suchtberatung Tirol den Cannabiskonsum in Tirol in den Mittelpunkt ihres Jahresberichtes gestellt. „Man schätzt, dass 30 bis 40 Prozent der jungen Erwachsenen einmal in ihrem Leben Konsumerfahrungen mit Cannabis haben. Allerdings konsumiert nur ein Bruchteil davon Cannabis in einem Ausmaß regelmäßig, das gesundheitsgefährdend ist bzw. eine Abhängigkeit verursacht“, berichtet Mag. Birgit Keel, Geschäftsführerin der Suchtberatung Tirol, anlässlich der Präsentation des Jahresberichts.

„2014 haben 365 Personen mit Cannabis als sogenannter Leitdroge die neun Beratungsstellen der Suchtberatung Tirol besucht. In der Suchtberatung Tirol steht allerdings nicht die Droge sondern der Mensch im Mittelpunkt. Unser theoretischer Ansatz ‚Hilfe zur Selbsthilfe’ findet sich in unserer täglichen Arbeit wieder, in dem wir die Menschen ganzheitlich psychosozial begleiten und unterstützen. In unserem Team arbeiten PsychologInnen, PsychotherapeutInnen und SozialarbeiterInnen; für rechtliche Belange arbeiten wir mit einem Rechtsanwalt zusammen“, so Mag. Birgit Keel.

„Der häufigste Grund, warum Cannabiskonsumenten unsere Beratungsstellen aufsuchen, ist eine Weisung der Justiz bzw. eine gerichtliche Auflage, sich gesundheitsbezogener Maßnahmen zu unterziehen. Immerhin jeder fünfte Cannabiskonsument kommt aus Eigeninitiative zu uns. Der Großteil unserer Klienten ist männlich und zwischen 25 und dreißig Jahre alt“, sagen Birgit Keel und Dr. Dietmar Kamenschek, Klinischer- und Gesundheitspsychologe in Innsbruck.

Kamenschek unterscheidet zwischen „Neugier-Konsumenten“ und „Gelegenheits-Kiffern“ mit einem weitestgehend unschädlichen Konsummuster auf der einen und regelmäßigen Cannabis-Konsumenten und sogenannten „Kampf-Kiffern“ mit gesundheitlichen, rechtlichen und psychosozialen Risikofaktoren auf der anderen Seite. „Bedenklich und gefährlich wird es, wenn Cannabis wie ein Medikament eingesetzt wird. Nur sehr wenige Gewohnheitskonsumenten entwickeln eine Abhängigkeit, die unter anderem gekennzeichnet ist durch exzessiven Konsum und psychischen Abhängigkeitssymptomen wie Beschaffungsdruck, Entzugserscheinungen. Die Droge nimmt immer mehr Raum im Leben des Betroffenen und seines Umfeldes ein“, so Dietmar Kamenschek.

„Nach unseren Erfahrungen und Erhebungen der letzten Jahre kommt der Konsum von Cannabis in der lebenszeitlichen Reihenfolge des Konsumbeginns bei den meisten unserer KlientInnen erst an vierter Stelle. Nach dem Konsum und Rauscherfahrungen mit Stimulantien wie Kaffee oder Energy-Drinks, Nikotin und Alkohol wird erst zum Cannabis gegriffen. Ein Großteil der CannabiskonsumentInnen greift später auch nicht zu anderen illegalen Drogen“, so Birgit Keel und Dietmar Kamenschek.

Insgesamt hat die Suchtberatung Tirol im vergangenen 655 KlientInnen und 189Angehörige kostenlos beraten und betreut. Die Zahl der Einzelkontakte belief sich auf 4617. Die Suchtberatung Tirol bietet in allen Tiroler Bezirken psychosoziale und klinisch-psychologische Beratung, Betreuung und Begleitung von drogengefährdeten und drogenabhängigen Personen mit illegalem Substanzkonsum. (www.verein-suchtberatung.at)

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