Studieren in der Krise
Wie lange noch Distanz statt Präsenz?

Daniela Hackl ist die Vorsitzende des VSStÖ Innsbruck. (Verband sozialistischer Student_innen) | Foto: VSStÖ
  • Daniela Hackl ist die Vorsitzende des VSStÖ Innsbruck. (Verband sozialistischer Student_innen)
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INNSBRUCK. Seit drei Semestern sind die Studierenden der Universität Innsbruck bereits im Fernunterricht. Der Ausnahmezustand ist mittlerweile Normalzustand. Aber wann geht es endlich wieder zurück in die Hörsäle? Ein Interview mit Daniela Hackl, sie ist die Vorsitzende des VSStÖ Innsbruck(Verband sozialistischer Student_innen)

Wie lange bleibt die Uni noch vorrangig im Distance Learning?
Wir hatten die Hoffnung, dass wir noch im Laufe von diesem Semester – zumindest teilweise – auf Präsenzlehre umstellen könnten. Das war bisher leider nicht möglich.  Ich glaube aber, dass wir im Herbst wieder im Präsenzunterricht ins neue Semester starten können. Wichtig ist, dass weiterhin jene Fächer, die Präsenz verlangen – beispielsweise Laborkurse – auf jeden Fall in Präsenz bleibe. Aber auch für alle anderen Fächer wäre es nach so langer Zeit wünschenswert, wieder zur gewohnten Lehre zurückzukehren.

Wird es im Herbst wieder normalen Unterricht geben?
Wenn man die derzeitige Impfentwicklung betrachtet, bin ich zuversichtlich, dass mit dem kommenden Wintersemester ab Herbst die Präsenzlehre wieder aufgenommen werden kann. Mit einer Form von hybrider Lehre (Mischung aus online und Präsenz) können wir aber jedenfalls rechnen. Die Universität hält sich hier aber noch recht bedeckt, die Uni möchte keine verfrühten, beziehungsweise „leere Versprechungen“ an Studierende machen.

Was bleibt von drei Semestern „Distance Learning"?
Wir haben vor allem im ersten „Corona-Semester“ gesehen, dass seitens der Universität ein großer Aufholbedarf in Sachen Digitalisierung besteht. Ebenso hinsichtlich digitaler Kompetenz vieler Lehrender. Die Universität muss digital fit gemacht werden. Auch, wenn sich die Situation bis zum inzwischen dritten „Corona-Semester“ verbessert hat, muss evaluiert, nachgebessert und aufgerüstet werden. Die Unis, die Lehrenden und die Studierenden wurden vor große Herausforderungen gestellt, denn Distance Learning ist einfach nicht dasselbe wie Präsenzlehre. Es kann aber auch als Chance gesehen werden, aber nur wenn es gut geplant wird und mit fachlicher Expertise durchgeführt wird.

Wird auch künftig vermehrt auf Online-Unterricht gesetzt?
Online Unterricht hat auf jeden Fall auch seine Vorteile.  Die Universität soll weiterhin online Unterricht anbieten, das ist für viele sehr entlastend – vor allem für Studierende, die parallel zum Studium berufstätig sind. Außerdem müssen einige auch ihren Betreuungspflichten gegenüber Kindern oder Angehörigen nachkommen. Wenn Vorlesungen, die in Präsenz stattfinden auch digital zur Verfügung gestellt werden, ist das mit dem eigenen Tagesablauf und den den damit einhergehen Verpflichtungen besser vereinbar. Wünschenswert wäre ein flexibles Lehrveranstaltungsangebot.

Wie sehr leiden die Studierenden darunter?
Studierende leiden extrem unter der momentanen Corona-Situation und unter dem Distance Learning. Der finanzielle, soziale und psychische Druck ist extrem hoch. Beim Distance-Learning kommt noch die soziale Vereinsamung von Studierenden dazu. Man lernt die Mitstudierenden nicht kennen, es fehlt Austausch, kein gemeinsamer Kaffee in den Pausen, kein gemeinsames Feierabendbier nach einem langen Uni-Tag. Die gesamte Situation mit Lockdown und wenigen Möglichkeiten etwas unternehmen zu können, ist für Studierende sehr belastend. Besonders für Erstsemestrige sowie inzwischen auch für die Generation von Zweit- und Drittsemestrigen ist die reine online Lehre eine große Herausforderung. Es fehlt der Austausch mit Kommilitonen, teilweise haben sie ihre Mit-Studierenden noch nie außerhalb eines Bildschirms gesehen. Das Kennenlernen im echten Leben ist praktisch vollständig weggebrochen. Hoffentlich ändert sich dies nun langfristig mit Lockerungen und Impfungen und es kommt zu einer Verbesserung der Situation.

Ergaben sich dadurch auch Vorteile?
Ja, die digitale Kompetenz und digitale Infrastruktur der Universität mussten durch die Pandemie rasch ausgebaut werden. Wie bereits erwähnt, wird die Lehre dadurch flexibler gestaltbar. In der momentanen Situation muss auch im Falle von Präsenz auf jeden Fall eine online Alternative bestehen bleiben, um Studierenden die Teilnahme am Unterricht zu ermöglichen. Für Studierende, die eine Risikogruppe angehören und sich deshalb keinem Risiko aussetzen wollen, darf kein Nachteil entstehen.

Wie kommt die 3G-Regel an der Uni-Ibk zum Einsatz? 
Die 3G-Regel gilt ja bereits an der Uni. Für Präsenzkurse, wie etwa im Laborunterricht, oder bei universitären Exkursionen sind strenge Covid-19-Sicherheitsvorkehrungen zu beachten. Sobald wieder vermehrter Betrieb an den Unis stattfindet, werden wir uns natürlich auch weiterhin an Sicherheits- und Hygienekonzepte halten müssen, damit Lehre in Präsenz wieder möglich ist, und damit Studierende, Lehrende und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität keinem Risiko ausgesetzt sind.

Das Gespräch führte Viktoria Gstir.

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