"Wir sind besorgt um Igls"

Herwig Zöttl und Maria Zimak (3. v. l. und 4. v. l.) freuten sich über die Beteiligung der Experten: Michael Beismann, Peter Bußjäger, Lore Hayek und Kurt Promberger
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INNSBRUCK/IGLS (sk). Kaum eigenständige und direkte Mitsprache bei ortsrelevanten Themen, fehlende Investitionen und Kindereinrichtungen, die aus allen Nähten platzen – für die Igler und Iglerinnen Grund genug, um selbst aktiv zu werden.

Der Unterausschuss Igls hat das Projekt „Los von Innsbruck?“ ins Leben gerufen. Auslöser dafür ist, dass die „Stadtteilausschüsse“, wie ihn auch Igls hat, vom Innsbrucker Gemeinderat de facto abgeschafft wurden. Das Mitspracherecht, was im eigenen Stadtteil passiert, wäre mit dieser Abschaffung auf ein Minimum heruntergefahren. Ziel des Projektes ist mit wissenschaftlicher Unterstützung aufzuzeigen, wie echte Bürgerbeteiligung aussehen kann.

Problem: Kinderbetreuung

In der Eröffnungsrede der Projekt-Präsentation spricht Maria Zimak, Vorsitzende des Stadtteilausschusses Igls die Problematik der Zuwanderung an. „Die Schule, mit der ansteigenden Ganztagsbetreuung, der Kindergarten, der bereits zwei Exposituren hatte und die Kinderkrippe sind bestehende Probleme, auf die seitens der Stadt Innsbruck bis jetzt zu langsam bzw. nicht reagiert worden war“, erklärt Zimak. Der Unterausschuss hat die Stadt Innsbruck des Öfteren auf diesen Misstand aufmerksam gemacht. Die nicht zufriedenstellende Antwort seitens der Stadt Innsbruck lautete: „Dann bringt’s halt eure Kinder nach Hötting, dort ist noch Platz“.

Abkapselung nicht Primärstrategie

Dabei muss unterstrichen werden, dass „Los von Innsbruck?“ nicht die primäre Strategie ist, sondern die Ultima Ratio, falls keine Lösungsmöglichkeiten dargelegt werden. „Wenn die Stadt Innsbruck ihre Hausaufgaben machen würde und ihren Pflichten nachgegangen wäre, wären alle Igler und Iglerinnen zufrieden und es bestünde kein Anlass sich mit unserer Ausgangsfrage überhaupt zu beschäftigen. Jedoch sehen wir, dass in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens sehr verzögert bis gar nicht gehandelt wurde“, so Herwig Zöttl.

Geschichtlich sollte man dazu wissen, dass Igls bis zum 1.4.1942 eine selbstständige Gemeinde war. Die Vereinigung mit der Gauhauptstadt Innsbruck erfolgte an diesem Tag ohne die Zustimmung der Gemeindebürger von Igls. Diese Verordnung wurde auch nach der Wiederherstellung der Republik nicht rückgewandelt.

Expertenrunde bei Projekt-Präsentation

Im Zuge der Projekt-Präsentation wurden auch Expertenmeinungen aus den verschiedensten Sparten hinzugezogen. Michael Beismann von der Uni Innsbruck (Institut für Geographie), der sich u.a. mit der Regionalentwicklung auseinandersetzt hebt besonders das eigene Potential der Igler und Iglerinnen hervor betont im Gegenzug aber auch, dass derjenige, der die Macht hat massiven Wohnbau zu betreiben, auch das Grundgerüst für eine hohe Lebensqualität schaffen muss. Günther Bußjäger (Institut für Öffentliches Recht, Staats- und Verwaltungslehre der Universität Innsbruck) hat sich den juristischen Aspekt genauer angeschaut und verweist darauf, dass eine Abkapselung Igls von der Stadt Innsbruck gesetzlich möglich ist, jedoch sehr schwierig, da die endgültige Entscheidung beim Tiroler Landesgesetzgeber liegt. Ebenfalls eher skeptisch betrachtet Kurt Promberger die Situation. Der Betriebswirt hebt hier besonders die Wirtschaftlichkeit hervor. Laut seiner Expertise könne er es sich nicht vorstellen, dass Igls, rein wirtschaftlich gesehen, alleine lebensfähig wäre. Ein entscheidender Faktor ist hier das fehlende Gewerbegebiet.

Fachliches Know-How

Für Frühjahr 2021 werden die Ergebnisse des Prozesses erwartet. Es beschäftigen sich nicht nur die Experten mit dieser Thematik, sondern auch Studierende, die ihre Abschluss- bzw. Diplomarbeiten an der Universität Innsbruck den Sachverhalten zur Gemeindetrennung/Fusion und auch zur Gemeindefinanzierung widmen.

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