Kaltschmid: Familienbeihilfekürzung bedroht Pflege und Tourismus
Die Grünen sind von der Familienbeihilfekürzung nicht überzeugt, damit falle man den heimischen Betrieben und Pflegebedürftigen in den Rücken. Das Interview mit Wirtschaftsbundobmann Hörl und Wirtschaftskammerpräsident Bodenseer in der Samstagsausgabe der Tiroler Tageszeitung, lässt die Grünen zusätzlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
TIROL. Hörl gibt an, "dass Betriebe und Pflegebedürftige „durchaus bereit wären“ die bis zu 250 Euro Mehrkosten pro Monat, die durch die staatliche Kürzung auf sie abgewälzt werden, auszugleichen." Bodenseer gab zu der Materie gar kein Kommentar ab.
Wirtschaftsvertreter haben nur ein Achselzucken übrig
Als Affront gegenüber den heimischen Betrieben und allen Pflegebedürftigen sowie deren Angehörigen, definiert der Grünen Wirtschaftssprecher Georg Kaltschmid diese Reaktionen. „Schwarz-blau will zulasten der heimischen Wirtschaft und gegen EU-Recht eine Beihilfe kürzen, die die Arbeitnehmer*innen durch die Dienstgeberbeiträge eigentlich selber bezahlen, und das einzige was den Tiroler Wirtschaftsvertretern einfällt ist Achselzucken?", empört sich der Grünen-Politiker.
Bumerang-Effekt für TirolerInnen
Es sei eine populistische Aktion, die Familienbeihilfe für ArbeitnehmerInnen aus dem EU-Ausland zu kürzen. Jedoch werde man schon sehen, was man davon habe. Die Grünen argumentieren mit einem Bumerang-Effekt, der sich besonders auf die TirolerInnen auswirken wird, die Personen in der 24-Stunden Pflege eingestellt haben oder Personen aus dem EU-Ausland im Tourismus beschäftigen.
Die Kritik des Landtagsabgeordneten: "Das dramatische ist, dass es sich viele private Personen nicht leisten können für die 24 Stunden Betreuung nochmals 200 Euro mehr zu bezahlen. Auf der anderen Seite ist das Lohnniveau so niedrig, dass es sich Pfleger*innen genauso wenig leisten können für weniger zu arbeiten."
30 Prozent weniger Pflegekräfte für Österreich
Die Organisation "Altern in Würde" startete eine Umfrage bei den Pflegekräften aus dem EU-Ausland. Das Ergebnis: 30 Prozent der Pflegekräfte würde beim Eintreten der Kürzungen nicht mehr in Österreich arbeiten wollen. Fallen diese Pflegekräfte weg, befürchtet Kaltschmid einen "Kollaps im System".
Tourismus würde auch getroffen werden
Doch nicht nur in der Pflege droht der Notstand. Auch der Tourismus würde von den Kürzungen hart getroffen werden. Allein im Dezember 2017 waren 22.700 Personen aus dem EU-Ausland in Tirol beschäftigt. Einen großen Teil des Lohns stellt die Beihilfe für Familien dar. Jedoch zahlen die Angestellten mit ihrer Arbeit in Tirol auch volle Steuern, "warum sollen sie dann nicht auch die volle Höhe der Beihilfe bekommen?", argumentiert Kaltschmid, der selbst Hotelier ist.
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