Interview Landeshauptmann Günther Platter
"Richtig und wichtig für Tirol"

LH Günther Platter wird nicht mehr antreten, seine Gründe erklärt er im BezirksBlätter-Interview. | Foto: BezirksBlätter
  • LH Günther Platter wird nicht mehr antreten, seine Gründe erklärt er im BezirksBlätter-Interview.
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Günther Platter hat sich entschlossen, nicht erneut als Landeshauptmann zu kandidieren. Er schlägt Anton Mattle als Spitzenkandidat vor. Der Landeshauptmann im BezirksBlätter Interview über seine Gründe und mit einer Bilanz.

BEZIRKSBLÄTTER: Herr Landeshauptmann, Ihre Entscheidung, nicht erneut als Spitzenkandidat der Tiroler Volkspartei zu kandidieren, kommt für viele überraschend. Wann haben Sie diesen Entschluss gefasst?
GÜNTHER PLATTER: „Ich habe mir diese Entscheidung nicht einfach gemacht, trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass sie richtig und wichtig für Tirol ist. Denn in den vergangenen Wochen habe ich viel über die Zukunft unseres Landes und die kommenden Herausforderungen nachgedacht. Wir müssen rechtzeitig die richtigen Weichen stellen. Nach 36 Jahren Spitzenpolitik und nach diesen intensiven letzten Jahren sage ich ganz ehrlich ‚es ist einmal genug‘.“

Vor einem Jahr haben Sie noch angekündigt, erneut kandidieren zu wollen. Was ist seither passiert?
„Die Aufgabe als Landeshauptmann motiviert mich jeden Tag aufs Neue. Jeder der mich kennt weiß und spürt, mit welcher Freude ich tagtäglich für die Tirolerinnen und Tiroler arbeite. Die vergangenen Monate haben mich aber nachdenklich gemacht. Neben den vielen schönen Seiten als Landeshauptmann von Tirol haben gerade die letzten zwei Jahre gezeigt, wie herausfordernd Politik sein kann. Anfeindungen , Beleidigungen, Drohungen. Ich möchte keinen Tag als Landeshauptmann missen, manche möchte ich aber nicht ein zweites Mal erleben. Gerade in solchen politisch schwierigen Zeiten ist Stabilität und Verlässlichkeit wichtig. Es ist nur fair gegenüber den Tirolerinnen und Tirolern, wenn in solch international schwierigen Zeiten, ein Kandidat für den Landeshauptmann in den Wahlkampf geht, der dann auch fünf Jahre und darüber hinaus mit voller Kraft für dieses Land arbeitet.“

Wer hat von Ihrer Entscheidung gewusst?
„Ich habe Gespräche mit meiner Familie, Freunden und Wegbegleitern geführt. Und ich habe mich eng mit den politischen Entscheidungsträgern in unserer Partei abgestimmt.“

Sie wünschen sich Anton Mattle als Ihren Nachfolger?
„Ich habe dem Landesparteivorstand Anton Mattle als meinen Nachfolger als Landesparteiobmann und Spitzenkandidat für die nächste Landtagswahl vorgeschlagen. Mir ist dieser Vorschlag leichtgefallen, weil Anton Mattle der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Er hat sich als Bürgermeister, Abgeordneter und Landesrat über Parteigrenzen hinweg Anerkennung verdient. Er hat die notwendige Erfahrung, eine hohe Sensibilität für die entscheidenden Fragen unseres Landes und enorme Energie für die Zukunft Tirols. Sein Ohr ist tagtäglich bei den Menschen und er hat bewiesen, dass er Wahlen für Tiroler Volkspartei gewinnen kann.“

Die Tiroler Volkspartei schlägt Neuwahlen im Herbst vor. Ist es richtig, in der aktuellen Situation die Landtagswahl vorzuziehen?
„Machen wir uns nichts vor. Die Opposition ist im Wahlkampf, das hat die letzte Sitzung des Tiroler Landtages deutlich gezeigt. Und sowohl die Entscheidung bei den Grünen, aber auch die Entscheidungen innerhalb der Tiroler Volkspartei bringen eine komplett neue Dynamik. Wir wollen den Tirolerinnen und Tirolern einen neunmonatigen Dauerwahlkampf ersparen. Deshalb hat Anton Mattle vorgeschlagen, die Landtagswahl auf den Herbst vorzuverlegen.“

Bleiben Sie bis zur Landtagswahl in ihrem Amt?
„Ja, ich habe immer gesagt, dass ich bis zum Ende der Periode bleibe. Wir haben eine gute Koalition mit Ingrid Felipe und Anton Mattle hat mich gebeten, bis zur Landtagswahl im Amt zu bleiben.“

Sie waren 14 Jahre lang Landeshauptmann, davor Minister. Sind Sie mit Ihrer Landeshauptmannschaft zufrieden?
„In den letzten 14 Jahren haben wir viel erlebt. Am Beginn meiner Amtszeit war die internationale Finanzkrise eine Bewährungsprobe für unseren Wirtschaftsstandort. Durch umsichtiges Handeln und einer guten Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ist es uns gelungen, dass unser Land gestärkt aus der Krise hervorging. Es folgten gute Jahre, in denen sich Tirol hervorragend weiterentwickelt hat. Dann kam das Jahr 2020. Unsere ganze Welt – und auch Tirol – wurde auf den Kopf gestellt. Wir mussten Einschnitte vornehmen, die wir uns noch nie hätten vorstellen können. Die letzten beiden Jahre haben unser Land enorm gefordert. Wir sind als Politik in dieser Zeit aber nicht stehen geblieben, sondern haben trotz oder vielleicht sogar wegen dieser Krisensituationen neue Wege bestritten.“

Was wird von der Ära Platter bleiben?
„Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Bilanz zu ziehen. Aber Tirol hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt, vieles hat sich verändert. Acht Jahre Nulldefizit, stabile Finanzen, erfolgreiche Wirtschaft, der soziale Friede und ein friedliches Zusammenleben. Zudem der nachhaltige Ausbau der Wasserkraft und neue Wege bei Innovationen und im Tourismus. Ich habe meine politische Arbeit immer unter ein Ziel gestellt: Tirol lebenswerter zu machen, damit es unsere Kinder und Enkel einmal so guthaben wie wir heute.“

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