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AK Präsident Zangerl kritisiert massiven Stellenabbau beim Kristall-Konzern

Insgesamt werden 1.800 Personen ihre Arbeit verlieren, über 1.000 von ihnen noch heuer. | Foto: Swarovski Kristallwelten
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TIROL. Für AK-Präsident Erwin Zangerl will Swarovski die Gewinne maximieren, unternehmerisches Risiko auf die Steuerzahler abwälzen und dann einfach die Reißleine ziehen und in Etappen 1.800 der 4.800 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Stammsitz in Wattens vor die Tür setzen. Zwar läuteten die Alarmglocken im Hinblick auf bevorstehende Kündigungen schon im Frühjahr, als sich Markus Langes-Swarovski aus der Geschäftsführung zurückzog, dennoch sorgt die Hiobsbotschaft aus der Zentrale des Kristallriesen für Bestürzung.

Viele Familien und Schicksale betroffen

„Es geht hier um viele betroffene Tiroler Arbeitnehmerfamilien, um viele Beschäftigte, die – zum Teil schon seit der Lehrzeit – dem Unternehmen die Treue gehalten haben. Viele sind über 50 Jahre alt, haben nur noch wenige Jahre bis zur Pension“, zeigt sich Zangerl fassungslos über die Vorgangsweise und fährt fort: „Was daran sozial verträglich sein soll, wie Konzern-Chef und Familienmitglied Robert Buchbauer sagt, muss er mir erst einmal erklären. Früher stand der Name Swarovski für soziales Engagement gegenüber den Mitarbeitern, doch davon kann nun keine Rede mehr sein. Stattdessen wird die Produktion weiter in Billiglohn-Länder ausgelagert – und offensichtlich ganz darauf vergessen, wie viel Land Tirol und die Steuerzahler in der Vergangenheit für Swarovski getan haben.“

Erwin Zangerl (AK-Präsident):  | Foto: Friedle
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Verlagerung ins Ausland

In Wattens beschäftigt der Konzern insgesamt 4.800 Personen, von denen bis 2021/22 insgesamt 1.800 ihre Arbeit verlieren werden, über 1.000 von ihnen noch heuer.
Weltweit arbeiten für das Swarovski-„Produktionsnetzwerk“ 34.000 Menschen, 26.000 davon im Bereich Kristall. Auch an Standorten in Serbien, Vietnam, Thailand und Indien. „Das zeigt, wie sich Swarovski die Globalisierung zunutze macht, wenn der Konzern in Billiglohn-Ländern produziert – und damit womöglich selbst den Preisverfall ankurbelt, der jetzt laut Unternehmensführung mitverantwortlich sein soll für diesen massiven Einschnitt. Damit wird immer mehr Wertschöpfung an Standorte im Ausland verlagert und in der Folge die Infrastruktur in Wattens immer weniger genutzt und damit Zug um Zug ineffizienter. Ein Schelm wer Böses denkt", so der AK-Präsident.

Stopp der Kündigungen

Die nächsten Schritte definiert der AK Präsident wie folgt: „Wir verlangen einen sofortigen Stopp für die 200 Kündigungen im Bereich Marketing, Sales und Kommunikation und eine Information, wohin die weiteren 1.600 Arbeitsplätze verlagert werden sollen. Vorher macht es überhaupt keinen Sinn, über einen Sozialplan zu reden, denn das würde nur signalisieren, dass man die Kündigungen akzeptiert.“

Zangerl fordert Offenlegung

Außerdem fordert er, dass offengelegt wird, wohin jene Arbeitsplätze verlagert werden, die danach in Etappen am Stammsitz Wattens abgebaut werden sollen. „Nach Serbien, Vietnam, Thailand, Indien? Diese Information ist das Management noch immer schuldig geblieben“, zeigt sich Zangerl entsetzt über die Art des Umgangs mit der treuen Belegschaft. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen der Dinge harren, und keiner wagt es, Kritik zu üben – aus Angst, selbst auf die Kündigungsliste zu kommen. Das ist eine neue Management-Strategie, um Mitarbeiter ruhig zu halten, wie es sie bei Swarovski bisher noch nie gegeben hat.“

Krise nicht als Auslöser

„Unterm Strich klingt das alles so gar nicht danach, als wäre die Corona-Krise der Auslöser, sondern vielmehr wie von langer Hand geplant“, legt sich der AK Präsident fest. Schließlich wurde der Stellenabbau noch vor Corona angekündigt. 

„Das ist jedoch ganz und gar nicht im Sinn des Corona-Kurzarbeitsmodells. Dieses sollte sicherstellen, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben, dafür nehmen der Staat – und damit die Steuerzahler – viel Geld in die Hand“, kritisiert Zangerl die Vorgangsweise des Konzerns. „Jetzt aber muss der Steuerzahler für die nächste Arbeitsstiftung noch einmal tief in die Kasse greifen, während Schwerreiche einzig danach trachten, ihr Vermögen weiter zu mehren.“

Nach Angaben der Wirtschaftswoche aus dem Jahr 2018 werden jährlich geschätzte 100 Millionen Euro an die Gesellschafter ausbezahlt. Jetzt plant der Konzern eine Umwandlung in eine AG und schließt den Börsen-Gang nicht aus.

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Weitere 1000 Jobs werden in Wattens abgebaut
Insgesamt werden 1.800 Personen ihre Arbeit verlieren, über 1.000 von ihnen noch heuer. | Foto: Swarovski Kristallwelten
Erwin Zangerl (AK-Präsident):  | Foto: Friedle
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