Kritik
AK Präsident Zangerl zu massivem Stellenabbau bei Swarovski-Konzern

Dunkle Zeiten für alle Swarovski-Mitarbeiter: 600 Jobs baut das Unternemen weltweit ab, 200 davon in Wattens.  | Foto: Haun
  • Dunkle Zeiten für alle Swarovski-Mitarbeiter: 600 Jobs baut das Unternemen weltweit ab, 200 davon in Wattens.
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TIROL. Der Abbau von Beschäftigten beim Kristallkonzern Swarovski trifft nicht nur den Wirtschaftsstandort hart, sondern es geht hier auch um menschliche Schicksale. Für AK Präsident Erwin Zangerl ist das Unternehmen ein Paradebeispiel dafür, wie sich wirtschaftliches Denken in den Konzernen verändert hat.

„Diejenigen, die man früher Mitarbeiter genannt hat, heißen jetzt ‚Kostenposition‘. Damit die Dividende stimmt, muss die ‚Kostenposition’ angepasst werden, das heißt, es wird gekündigt. Die Menschen selbst und der Standort Tirol sind nicht mehr von Interesse, und das obwohl das Land und der Steuerzahler enorm viel für dieses Unternehmen getan hat“, erklärt Zangerl, der auch auf die Unvereinbarkeit von Kurzarbeit, Staatshilfe und Kündigungen bei Swarovski verweist. Er fordert die Standortagentur Tirol auf, Pläne für eine Sicherung der Arbeitsplätze in der Region durch Ansiedelung adäquater Betriebe vorzulegen.

Wenig Philosophie geblieben

Von der Philosophie der kleinen Paradiese für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die sich Daniel Swarovski II (1914 – 1992), Führungspersönlichkeit der dritten Generation, einsetzte, ist laut des AK Präsidenten heute wenig geblieben. Er galt als soziales Vorbild, weil er sich für die Beschäftigten engagierte und diese dankten es ihm und trugen wesentlich zum Erfolg des Unternehmens bei.

„Doch die Stimmung hat sich grundlegend geändert. Wo früher der Sozialgedanke dominierte, regiert nun der Markt, die Dividende muss stimmen“, äußert sich AK Präsident Zangerl zu den Plänen des Konzerns, zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abzubauen. „Die Optik ist natürlich mehr als schief“, betont er. 
Als Corona kam, setzte der Konzern auf Kurzarbeit und erhielt dafür eine umfassende Staatshilfe. Jetzt hat man die Kurzarbeit verlängert und die Zahl der Gekündigten soll weiter steigen. „So lassen sich ‚Kostenpositionen‘ natürlich verbessern – man holt sich Geld vom Steuerzahler, kündigt Mitarbeiter und produziert dann eben in Niedriglohnländern wie Serbien oder Thailand“, so Zangerl.
Nach Angaben der Wirtschaftswoche aus dem Jahr 2018 werden jährlich geschätzte 100 Millionen Euro an die Gesellschafter ausbezahlt.

Zangerl kritisiert die Standortagentur Tirol

Für den AK Präsidenten ist auch die Rolle der Standortagentur Tirol zu hinterfragen: „Die Standortagentur wirbt damit, aktiv Wachstum und Innovation anzutreiben. Nach dem Job-Kahlschlag stehen im Raum Wattens Fachkräfte zur Verfügung, deshalb wäre das ein idealer Standort für Betriebe aus diesem Segment. Bisher habe ich aber noch von keinen innovativen Plänen gehört, wie den Menschen in der Region geholfen werden soll“.  Er verlangt eine aktive Betriebsansiedlungspolitik durch die Standortagentur Tirol.

Neue Arbeitsstiftung

Positiv sieht Zangerl das rasche Eingreifen des Landes in Form einer neuen Arbeitsstiftung, um Betroffenen zu helfen. Wermutstropfen dabei ist, dass für die Sanierungspläne des Unternehmens wiederum Steuergelder verwendet werden müssen. „Ebenso fehlt mir ein klares Bekenntnis des Unternehmens zu einem konkreten Sozialplan. Letztlich kann man ja davon ausgehen, dass bereits für nächstes Jahr Geld zurückgelegt werden muss, um die nächste Arbeitsstiftung zu finanzieren“, so Zangerl.

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