Zukunftsperspektiven
Altstadt-Unternehmer schlägt Alarm
INNSBRUCK. Die Bauarbeiten in der Altstadt gehen durchaus zügig voran. Die Auswirkungen der Megabaustelle auf die Altstadtwirtschaft, die bereits mit den Belastungen durch die Coronakrise zu kämpfen hat, übertreffen jedoch die negativen Erwartungen. "Es ist fünf nach zwölf" schlägt der erfolgreiche Altstadt-Unternehmer Josef Einwaller Alarm.
Zwischenbilanz
Die vorgezogene Altstadtbaustelle und die privaten Bauarbeiten an einem Hotel in der Herzog-Friedrich-Straße seit Jänner, die im Übrigen noch andauern, prägen die traditionsreichen Gassen und Straßen. Josef Einwaller blickt durchaus kritisch auf die Entwicklungen der vergangenen Monate: „Wir haben eine nicht selbstverschuldete Weltwirtschaftskrise. Vor allem durch den Wegfall der Fernreisen kamen sehr viele mitteleuropäische Gäste nach Tirol. Ohne Altstadtbaustelle hätten wir die Verluste des Lockdowns damit deutlich reduzieren und uns auf einen schwierigen und nicht planbaren Herbst besser einstellen können." Die Bauarbeiten der IKB und der ausführenden Baufirmen stehen dabei nicht im Blickfeld der Kritik.
"Dazu gehören die Coronabelastung, die Auswirkungen der Altstadtbaustelle, die Situation rund um Obdachlose in der Altstadt, die Probleme mit Radfahrer, die auch unter den Lauben durchfahren, und vieles andere mehr."
Josef Einwaller und seine Einschätzung der Probleme in der Innsbrucker Altstadt
Ist-Zustand
"Der zeitliche Druck, der zu dieser Blitzentscheidung des Baustellenbeginns geführt hat, ist bis heute nicht erklärbar", vor allem da sich auch der Vorstand des Altstadtvereins damals gegen einen frühzeitigen Beginn ausgesprochen hat. "Ein Baubeginn nach der Coronabelastung hätte nicht nur allen Betroffenen gutgetan, sondern wohl auch keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit der Altstadtbewohner gehabt." Aktuell sind rund 30 Leerstände in der Altstadt zu vermelden, dabei durchaus prestigeträchtige Adressen. "Diese Anzahl wird sich aber verdoppeln, da die Mehrfachbelastung durch Baustelle und Corona vor allem für kleinere Betriebe nicht zu stemmen ist", blickt Einwaller kritisch in die Zukunft.
Negativtrend
Bei einem Rundgang durch die Altstadt fallen immer mehr geschlossene Geschäfte auf. Allein in der Herzog-Friedrich-Straße wurden die Geschäfte Frey Wille und Palmers geschlossen, das ehemalige "Josefs" steht schon länger leer und auch der Shop der Nordkettenbahnen wird nicht mehr lange geöffnet sein. "Es ist fünf nach zwölf", beschreibt Josef Einwaller die Situation. "Die Altstadt braucht eine gesunde Durchmischung von Handel, Handwerk, Gastronomie und Wohnbevölkerung", macht sich der Unternehmer Sorgen um die Entwicklung in der Altstadt. Die Schließung der Geschäfte bedeutet Arbeitsplatzverlust, leerstehende Geschäfte werden reinigungsmäßig nicht mehr betreut, das Gesamtbild der Altstadt leidet darunter. "Wir werden hier von der Stadtpolitik in Stich gelassen, statt Maßnahmen zu setzen und zu ergreifen, herrscht Funkstille", ist Einwaller erbost.
Jahrhundertchance
Die Politentscheidung über die Baustellenvorverlegung stößt dem Unternehmer auch durch die fehlende Mitbestimmung der Altstadtbewohner, ob Unternehmer, Hausbesitzer oder Mieter, sauer auf. "Nach einem positiven Beteiligungsprozess wurden alle demokratischen Grundregeln über Bord geworfen", ärgert sich Einwaller: "Damit wurde aber auch der so wichtige Diskussionsprozess über die künftige Entwicklung der Altstadt komplett gestoppt, die Diskussion über die Oberflächengestaltung wäre eine Jahrhundertchance gewesen. Weder architektonisch noch kulturell gibt es ein künftiges Leitbild für die Altstadt. Unsere schönen alten Häuser werden auf Dauer im europäischen Wettbewerb zu wenig sein." Generell zeigt sich der Unternehmer mit der Stadtregierung unzufrieden. "Planlos, unkoordiniert, überfallsartig", so werden die Handlungen der Politik beschrieben.
Verantwortung
Josef Einwaller erwartet sich von den Stadtverantwortlichen die Übernahme der Verantwortung für ihre Handlungen. "Klare Analyse, Fehlerbehebung, Maßnahmen setzen" sind die nötigen Schritte in der aktuellen Situation. "Die Stadtpolitiker müssen sich der Situation bewusst sein und vor allem Lösungen für die aktuellen Probleme finden. Dazu gehören die Coronabelastung, die Auswirkungen der Altstadtbaustelle, die Situation rund um Obdachlose in der Altstadt, die Probleme mit Radfahrern, die auch unter den Lauben durchfahren, und vieles andere mehr", zeigt er einen Auszug aus der Problemliste in der Altstadt, ist aber überzeugt, dass die Altstadt eine Zukunft hat. "Dafür brauchen wir aber endlich sinnvolle Maßnahmen der Stadtpolitik."
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