Tiroler Tourismusentwicklung
Nachhaltigkeitsabgabe als nächster Schritt

Winterbilanz, ausblick auf den Sommer, Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Die Tirol Werbung informiert. | Foto: BezirksBlätter
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"Das Comeback des Tourismuslandes Tirol ist gelungen." Landeshauptmann Günther Platter, Tirol Werbung-Geschäftsführerin Karin Seiler und Mario Gerber, Spartenobmann Tourismus- und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol, sind sich einig. Im Mittelpunkt der künftigen Strategie, eine verantwortungsvolle Tourismusentwicklung. Nach dem Nachhaltigkeitsmanager und dem Nachhaltigkeitsbericht soll eine Nachhaltigkeitsabgabe folgen.

INNSBRUCK. Die Winterbilanz und der Ausblick auf den Sommer standen im Mittelpunkt eines Pressegesprächs der Tirol Werbung. „Die Tourismuswirtschaft war in den vergangenen zwei Jahren angesichts der weltweiten Pandemie in einer Ausnahmesituation. Gerade für Tirol war das eine schwierige Zeit, ist die Branche doch ein zentraler Wirtschafts- und Wohlstandsmotor für das Land. Umso erfreulicher ist es, dass wir jetzt anhand der aktuellen Bilanz sagen können:

Der Tiroler Tourismus ist zurück, die Anziehungskraft ist ungebrochen.

Der große Dank gilt den Touristikerinnen und Touristikern, die trotz Herausforderungen mit großem Engagement dieses Ergebnis ermöglicht haben“, erklärt Landeshauptmann Günther Platter einleitend.

Mario Gerber, Spartenobmann Tourismus- und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol, Tirol Werbung-Geschäftsführerin Karin Seiler und Landeshauptmann Günther Platter | Foto: Die Fotografen
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Entwicklung

In der gesamten Wintersaison – von November 2021 bis April 2022 – verzeichnete Tirols Tourismus in Summe 20,9 Millionen Übernachtungen (-24% bzw. -6,6 Mio. Übernachtungen im Vergleich zu 2018/19) und 4,4 Mio. Ankünfte (-28,5% bzw. -1,8 Mio. Ankünfte). Die Aufenthaltsdauer stieg in der zurückliegenden Wintersaison an und lag bei 4,7 Tagen im Gesamtdurchschnitt der Wintersaison – der höchste Stand seit dem Jahr 2014 (zum Vergleich Wintersaison 2018/19: 4,4 Tage; Wintersaison 2019/20: 4,6 Tage). Der Städtetourismus in Innsbruck verzeichnet eibn Minus von 42 Prozent.

Nahmärkte

10,8 Millionen Übernachtungen und damit rund jede zweite Nächtigung in Tirol kam von einem deutschen Gast. Gemeinsam mit den Niederlanden und Österreich sorgten Gäste aus diesen drei Märkten für drei Viertel aller Nächtigungen in der abgelaufenen Wintersaison. „Es zeigt sich, dass der Fokus auf die Nahmärkte bei unseren Marketingaktivitäten richtig ist“, meint Tirol Werbung-Geschäftsführerin Karin Seiler. Das aktuelle Tourismusbarometer, eine repräsentative Befragung unter Tirols Betrieben, belegt: Zwei Drittel der befragten Betriebe zeigen sich mit dem wirtschaftlichen Erfolg im abgelaufenen Winter zufrieden, 16 Prozent sogar sehr zufrieden. Nach Berechnungen des MCI Tourismus betrug die Wertschöpfung in der abgelaufenen Wintersaison 2,6 Milliarden Euro und erreichte damit rund 80 Prozent des Niveaus vor Corona.

Tirol Werbung-Geschäftsführerin Karin Seiler | Foto: Die Fotografen
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Ausblick

Knapp drei Viertel der Betriebe sind aktuell mit der Buchungslage zufrieden bzw. sehr zufrieden. „Gerade von infrastrukturellen Investitionen, wie dem Ausbau der Radwege und der Vielfalt an Freizeitmöglichkeiten profitiert neben unseren Gästen vor allem die einheimische Bevölkerung“, führt LH Platter dazu aus. Die Tirol Werbung investiert rund 5 Millionen Euro in die Kommunikationsmaßnahmen für den Sommer und setzt dabei insbesondere auf die Bewerbung der aktiven Erholung – allem voran beim Wandern, Radfahren und Klettern. Außerdem punkte Tirol im Sommer mit Relaxen, Natur genießen, Kulinarik sowie vielen Möglichkeiten, um Zeit mit der Familie zu verbringen, so Seiler.

Nachhaltigkeit

„Wir haben mit dem ‚Tiroler Weg‘ einen Perspektivenwechsel vollzogen. Nächtigungszahlen allein sind kein Erfolgsmesser mehr. Sie sind aber die Grundlage dafür, dass wir über eine Weiterentwicklung des Tiroler Tourismus überhaupt diskutieren können. Nicht nur das Wohlbefinden und die Reisemotive unserer Gäste stehen im Mittelpunkt, sondern auch die Interessen und Rahmenbedingungen für Beschäftigte im Tourismus und für die heimische Bevölkerung sind von großer Bedeutung. Mit diesem Pilotprojekt einer ganzheitlichen Erfolgsmessung wollen wir einen neuen Maßstab in der Tourismusentwicklung des Alpenraums setzen“, erläutert Landeshauptmann Platter. In Tirol werden sogenannte Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -manager in den Tourismusregionen verankert. Laut LH Platter werde die Erstellung eines jährlichen Nachhaltigkeitsberichts sichergestellt, der die regionale Entwicklung dokumentiert und schlussendlich auch die umfassende Erfolgsmessung garantiert.

„Die Umwelt braucht es, die Menschen wollen es, Tirol kann es: ein nachhaltiger, zukunftsfitter und qualitativ hochwertiger Tourismus“

, so das erklärte Ziel. In weiterer Folge wird auch eine Nachhaltigkeitsabgabe eingehoben. "Transparent wird hier der Nachweis für die Nachhaltigkeit dargestellt", sieht Platter die Abgabe als künftigen festen Bestandteil im Tiroler Tourismus.

Landeshauptmann Günther Platter | Foto: Die Fotografen
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Arbeitskräfte

„Auch im Bereich des Arbeitsmarkts braucht es künftig einen radikalen Perspektivenwechsel“, warnt Mario Gerber, Spartenobmann Tourismus- und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol, angesichts des sich immer weiter verschärfenden Fehlens von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Dieser Fachkräftemangel fällt im Tourismus besonders auf, weil sich die Branche nach der Pandemie deutlich erholt hat und der Bedarf an gutem Personal wieder deutlich größer ist. Wenn wir die Dienstleistungen teilweise gar nicht mehr anbieten können, dann schadet das dem ganzen Land und allen Tirolerinnen und Tirolern“, so Gerber.
„Aber eines sage ich auch klar: Jammern nützt niemandem. Von einer selbstbewussten Tourismusbranche allerdings profitiert das ganze Land.“
In den Regionen und Betrieben werde enorm viel für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und geboten – von attraktiven Personalhäusern bis zu eigenen Bonuskarten mit vielen Vergünstigungen. „Wir werden künftig nicht nur um Gäste, sondern vor allem auch um Personal werben“, bringt es Gerber auf den Punkt. „Hier werden wir die Kommunikation noch verbessern und die Arbeitsqualitäten stärker und professioneller landesweit bündeln und in den Fokus rücken. Allein mit Kampagnen ist dieses wachsende Problem aber nicht zu lösen.“ Daher brauche es einen Schulterschluss von allen Seiten, auch der Sozialpartner, um diesem Mangel zu begegnen. „Die Kernaufgabe der Tirol Werbung ist und bleibt das Werben um Gäste. In der aktuellen Situation erweitert sich das Aufgabengebiet der Tirol Werbung aber auch um das Werben von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir wollen in erster Linie Tirolerinnen und Tiroler für Tourismusberufe begeistern. Dort wo notwendig, soll aber auch qualifiziertes Personal aus EU-Mitgliedsstaaten – insbesondere Länder mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit – für einen Arbeitsplatz in Tirol motiviert werden. Zudem gehört die Rot-Weiß-Rot-Karte weiter ausgebaut und das Kontingent an Saisoniers aufgestockt“, so LH Günther Platter abschließend.

Mario Gerber, Spartenobmann Tourismus- und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol  | Foto: Die Fotografen
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