Berauschende Erinnerungen

Hat nicht nur stimmlich, sondern auch optisch einen großartigen Auftritt als Puppe Olympia: Sophia Theodorides | Foto: TLT
  • Hat nicht nur stimmlich, sondern auch optisch einen großartigen Auftritt als Puppe Olympia: Sophia Theodorides
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Wenn der Urheber sein Werk nicht zu Ende bringen konnte, folgten in der Regel erst mal die interpretatorischen Verschlimmbesserungen der Zeitgenossen, ehe sich die Wissenschaft mit dem gebührenden Respektabstand und der nötigen Akribie ans Werk machen kann, um der Intention des Schöpfers doch noch irgendwie gerecht zu werden. Fritz Oesers quellenkritische Neuausgabe von Jacques Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“ und insbesondere Thaddeus Strassbergers aktuelle Umsetzung für das Große Haus überraschen jedenfalls durch ihre innerpsychische Stringenz. Denn wenn die Muse, die ihren Schützling Hoffmann ja nie verlässt, sondern als Nicklausse getarnt stets als warnender wie wachender Wegbegleiter präsent ist, zum Schluss kommt, dass nicht die Liebe, sondern das überwundene Leid ihn zu einem großen Menschen und Künstler macht, so hat das schon etwas sehr Lebensweises. Und wenn Strassberger den Chor zuletzt an allen drei Seiten des Publikumsraums verteilt auftreten und singen lässt, ist diese Katharsis auch emotional wunderbar spürbar. Die Irrungen und Wirrungen seines Liebessehnens, welche Hoffmann zuvor fantastisch bilderreich schildert, lassen freilich keinen Zweifel, dass er als Mensch wie Künstler immer wieder auf sich selbst zurückgeworfen wurde. “Hoffmanns Erzählungen“ lebt naturgemäß ganz von den großen Frauenauftritten, der vermeintlich perfekten Puppe Olympia, der leidenschaftlich sich verausgabenden Antonia, der verführerisch skrupellosen Giulietta und nicht zuletzt von Hoffmanns diabolisch schicksalshaften Widersachern. Und fasziniert seit jeher durch Offenbachs mitreißende Musik. Kapellmeister Seokwon Hong dirigiert das Tiroler Symphonieorchester dabei mit viel Finesse und Feingefühl. Dominik Suowicz überzeugt als kraftvoller Hoffmann, Christianne Bélanger begeistert als Last Minute-Einspringerin für die Partie der Muse. Großartig besetzt auch die anderen Partien. Dem TLT gelingt damit ein gelungen üppiger Saisonauftakt, der Lust macht auf mehr.

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