Hüttenwirtin: Eine junge Frau hat sich getraut

Clara Tippelt (Boschebenalm): "Erst hab' ich geschluckt, als mir gesagt wurde, die Hütte stehe nicht zur Pacht, sondern zum Kauf. Aber dann habe ich mir gedacht, warum nicht?"
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  • Clara Tippelt (Boschebenalm): "Erst hab' ich geschluckt, als mir gesagt wurde, die Hütte stehe nicht zur Pacht, sondern zum Kauf. Aber dann habe ich mir gedacht, warum nicht?"
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

2016 hat Clara Tippelt ihr Glück am Schopf gepackt: Sie ist Hüttenwirtin auf der Boschebenalm geworden. Wer aber glaubt, sie hätte von der Gemeinde (Ellbögen) die Hütte gepachtet, irrt sich. Die Boschebenalm gehört ihr. Mit all seinen Stärken und Schwächen.

Die Suche nach etwas "sinnvollem"

Die junge Deutsche – Tippelt ist grad einmal 27 Jahre alt und kommt aus der Nähe von Stuttgart – hat schon viele Jahre Erfahrung im Hüttenwesen sammeln können. Obwohl sie die Ausbildung zur Modedesignerin gemacht hat, wollte sie diesen Beruf längerfristig nicht ausüben. Sie suchte nach etwas "Sinnvollerem" und glaubte es in den Bergen und Hütten gefunden zu haben.

Freude an der Arbeit

"Die Arbeit macht sehr viel Spaß", erklärt sie in der Sonne vor dem Haus sitzend. "Die Leute sind glücklich. Kommen auf die Hütte und freuen sich, dass es einen guten Kuchen und etwas zum Essen gibt." Neben ihr auf dem Tisch steht ein Wecker, der nach einer Weile klingelt. "Der Kuchen ist fertig", sagt sie und entschuldigt sich, um ihn aus dem Ofen zu holen. Die ersten Gäste trudeln ein und sie ist – jetzt noch – alleine auf der Hütte, schaut durch die Luke des Selbstbedienungsfensters und bedient den ersten Herren mit Bier und Würstl. Sie hat viel investiert in ihren Hüttentraum. Von Juni bis Oktober ist die Boschebenalm – die direkt am Zirbenweg, 45 Minuten Gehminuten von der Bergstation der Patscherkofelbahn entfernt liegt – geöffnet. Im Winter ist die Alm geschlossen – zu der Zeit arbeitet sie dann im einige hundert Höhenmeter weiter unten liegenden Meissner-Haus.

Kein Quellwasser

Wenn sie sich jetzt etwas wünschen könnte, wäre das eine Quelle. Die gibt es aber nicht. Wasser muss entweder mit der Materialseilbahn oder dem Hubschrauber geliefert werden. In ihren ersten Jahren gab es auch kaum Strom, alles wurde von Hand abgewaschen und dafür wurde das Wasser am Gasherd gewärmt. Heute gibt es einen größeren Wassertank, eine PV-Anlage und eine Spülmaschine. Ob sie auch manchmal bangt? "Es ist schon eine Herausforderung. Als Studentin habe ich von einem Tag auf den anderen gelebt und musste nur meine Miete irgendwie berappen. Jetzt muss ich viele Rechnungen zahlen und monatlich eine gewisse Mindestsumme einnehmen."

Viel Verantwortung

Bereut hat sie ihren Schritt aber nie, denn immer schon wollte sie für etwas Verantwortung übernehmen und sich um etwas kümmern. Und auch für die Zukunft hat sie Ideen: Sie will für kleine Gruppen das Haus auch für die Nacht öffnen. "Ein bisschen exklusiv", wie sie erklärt "da wären sie alleine in der Hütte und können ungestört die Natur genießen". Denn, wenn die Bahn nicht mehr fährt, hören auch die Wanderströme auf, die in die Hütte einkehren und es wird ruhig auf der Boschebenalm. Wie es Tippelt nach einem arbeitsintensiven Tag auch selbst gerne mag.

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