Innsbrucks Schulen: Ein babylonisches Sprachgewirr

Direktor Christian Eder und Inspektor Christian Biendl sind mit enormen Umwälzungen konfrontiert, was die Herkunft der Schüler betrifft.
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Die Bezeichnung "Brennpunktschulen" stört Direktor Christian Eder. "Das suggeriert, dass es bei uns brennt. Das stimmt natürlich nicht. Wir haben Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen", betont der Schulleiter der Volksschule Pradl-Ost. An seiner Schule haben 60 Prozent der Schüler Deutsch nicht als Muttersprache – ein ähnliches Bild zeigt sich in den Volksschulen Reichenau, Neuarzl, Innere Stadt und Angergasse. Noch vor wenigen Jahren war Eder Direktor der VS Umhausen – "Eine andere Welt", erinnert er sich.

Sonderstellung in Innsbruck

Während tirolweit der Anteil an Schülern nichtdeutscher Muttersprache bei 16 Prozent liegt, zeigt sich in der Landeshauptstadt ein völlig anderes Bild. In Innsbruck gibt es 22 Volksschulen (21 öffentliche, eine private). "Von den 3.000 Kindern, die dort unterrichtet werden, sind etwa 1.100 nichtdeutscher Muttersprache", erläutert Christian Biendl, Plichtschulinspektor für Innsbruck-Stadt. Bei einem Lokalaugenschein mit dem STADTBLATT versuchen Biendl und Eder, ein möglichst realistisches Bild der Herausforderungen und Probleme zu zeichnen.

Differenziertes Bild

Bereits vorab räumen die beiden Bildungsexperten mit dem Vorurteil auf, dass ein Migrationshintergrund per se etwas über die Deutschkenntnisse oder gar den Lernerfolg der Schüler aussagt. "Wir hatten unlängst ein syrisches Mädchen, das mit null Deutschkenntnissen gekommen war. Innerhalb weniger Monate lernte sie die Sprache und hat jetzt im Zeugnis nur noch Einser und Zweier", schildert Eder. Auch Biendl betont, dass das zentrale Element sei, dass die Eltern ihre Kinder zum Lernen animieren, fördern und fordern. Dies gelte für einheimische Kinder ebenso wie für Kinder von Zuwanderern. Kinder aus "bildungsfernen Schichten" haben es viel schwerer – egal welchen ethnischen oder kulturellen Hintergrund sie haben. Tendenziell sei die Sprachbarriere aber natürlich ein wichtiges Hindernis.

Flüchtlingskinder zusätzlich

Zu den genannten Zahlen sind in Innsbruck noch 178 Flüchtlingskinder im Volksschulbereich (195 in der Neuen Mittelschule) zu addieren. Diese benötigen, ebenso wie viele Migrantenkinder, zusätzlichen Sprachunterricht. Deshalb gibt es mittlerweile neben dem "besonderen Förderunterricht" auch eigene Sprachlernklassen sowie eine Nachmittagsbetreuung, bei der der Spracherwerb im Vordergrund steht. "Wir versuchen, aus unseren Ressourcen das Maximum herauszuholen. Außerdem haben wir für die Sprachlernklassen zusätzliche Dienstposten geschaffen", erläutert Biendl. "Natürlich ist das für mich und mein ganzes Lehrerteam eine Herausforderung. Dafür sind aber auch die Erfolgserlebnisse umso größer als an anderen Schulen", resümiert Eder.

Direktor Christian Eder und Inspektor Christian Biendl sind mit enormen Umwälzungen konfrontiert, was die Herkunft der Schüler betrifft.
In Pradl-Ost liegt der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund bei über 50 Prozent.
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