Verhärtete Fronten nach "Dialog" mit Bürgerinitiativen

"Enttäuscht" zeigten sich die Vertreter der Plattform um Sprecherin Anita Stangl (Mitte) über die Gespräche.
  • "Enttäuscht" zeigten sich die Vertreter der Plattform um Sprecherin Anita Stangl (Mitte) über die Gespräche.
  • hochgeladen von Stephan Gstraunthaler

INNSBRUCK (gstr). Der ältere Mann am Podium ist sichtlich mitgenommen, den Tränen nahe. "Sowas haben wir nicht verdient", murmelt Siegfried Zenz mit gebrochener Stimme. Der ehemalige Architekt und Raumplaner war Teil jener Delegation, die im Namen der Bürgerinitiativen Innsbruck vergangene Woche zu einem Gespräch mit der Stadtregierung eingeladen wurde. Was die Bürgervertreter dort erleben mussten, macht Zenz – Weggefährten beschreiben ihn als extrem liberalen Menschen – heute noch fassungslos. "Man wollte uns ins rechte Eck stellen. Weil wir aus einer offiziellen Statistik der Stadt das Wort 'Ausländer' zitiert haben, wurden wir diffamiert", schildert der Planungsexperte.

Streitpunkt: Verdichtung

Generell zeigte sich beim Thema "Übermaß an baulicher Verdichtung" eine zentrale Bruchlinie zwischen den Positionen der Stadtregierung und den Anliegen der Bürgerinitiativen. Die Bürgervertreter sind überzeugt, dass viele Verdichtungsprojekte die Charakteristik der jeweiligen Stadtteile unwiederbringlich zerstören und den Menschen, die dort leben, die Wohnqualität nehmen. Zudem kritisieren sie die Vorgangsweise der Regierung bei etlichen Projekten. "Nehmen wir das Beispiel der Südtirolersiedlungen in Pradl. Nur noch wenige Menschen leben dort, der Rest wurde hinausgelockt, hinausgekauft oder hinausgemobbt. Alles mit dem Ziel, die Wohnanlagen abzureißen und durch Hochhauskomplexe zu ersetzen", schildert Anita Stangl, Sprecherin der Plattform. Hier agiere die Stadt wie ein Immobilienhai.

Fragezeichen: ÖROKO

Von Seiten der Stadt wollte man über die strittigen Projekte jedoch nicht einmal diskutieren. Das Hauptargument der Regierung war, dass die Schaffung von Wohnraum oberste Priorität habe und die Maßnahmen daher notwendig seien. Anhand von Statistiken – und daraus resultierte die Eskalation des Gesprächs – wollte die Plattform zeigen, dass die (autochtone) Innsbrucker Bevölkerung seit Jahrzehnten bei 100.000 stagniert. Das stetige Wachstum im Ballungsraum und alle daraus resultierenden Probleme seien einzig auf den Zuzug von "Ausländern" (vor allem Deutsche) zurückzuführen. Die Frage, wie die Stadt im Rahmen des ÖROKO (=Raumordnungskonzept) darauf reagieren will, wurde mit dem Vorwurf "rechtes Gedankengut" gekontert. Wohl auch aus Verlegenheit – weil die Stadt bei der Erstellung des ÖROKO seit vielen Monaten säumig ist.

Gemeinsame Line bei Flüchtlingsthema

Bei den Themenbereichen "Lärm" und "Flüchtlinge" waren die inhaltlichen Differenzen zwischen Stadt und Plattform weniger gravierend. Hier zeichnen sich Kompromisspositionen ab. Lediglich das Thema Neubau der Patscherkofelbahn ließ die Emotionen noch einmal hochgehen: "Sinnvolles Projekt" kontra "Geldverschwendung" waren hier die Positionen.

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