Wenn Pässe erzählen könnten – Sammelaktion zur Migrationsgeschichte

Von links: Filiz Calayır (ZeMiT-Mitarbeiterin und stammt auf der Türkei), Gerhard Hetfleisch, Christina Baur, Wolfgang Meighörner, Karl Berger | Foto: Wolfgang Lackner
  • Von links: Filiz Calayır (ZeMiT-Mitarbeiterin und stammt auf der Türkei), Gerhard Hetfleisch, Christina Baur, Wolfgang Meighörner, Karl Berger
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INNSBRUCK. Pässe, Kasetten, Wörterbücher – das Tiroler Landesmuseum und das Zentrum für MigrantInnen (ZeMiT) in Tirol ist auf der Suche nach perönlichen Gegenständen, die im Zusammenhang mit Migration stehen. Ziel ist es, die Bedeutung der Migration für die Tiroler Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft zu verdeutlichen. Dieser Teil der Tiroler Geschichte ist bisher wenig erforscht und findet sich nicht in Museen und Archiven.

Sammelaufruf

Das ZeMiT und die Tiroler Landesmuseen laden Einheimische und MigrantInnen dazu ein, Objekte, die in Zusammenhang mit dem Thema Zuwanderung stehen, zur Verfügung zu stellen. Gesammelt werden etwa Fotos, Briefe, Musikkassetten, Spielzeug, Handarbeiten, Dokumente, Werkzeuge, Kleidungsstücke etc. Besonders alltägliche Objekte sind für die Sammlung interessant. Man kann die Objekte als Schenkung oder als Leihgabe übergeben.
Wichtig sind die Geschichten hinter den Objekten. Insofern bitten das ZeMiT und die Tiroler Landesmuseen alle Menschen, die sich an der Sammelaktion beteiligen, über ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Erinnerungen an das Ankommen in Tirol, ihre erste Wohnung oder Arbeitsplatz, ihre Freizeitbeschäftigung und Vereine, entstehende Freundschaften, aber auch über ihre Sehnsüchte und Schwierigkeiten, die sie in Tirol zu meistern hatten, zu berichten.

31. März 2016

Mit den gesammelten Objekten und Geschichten wollen die Projektpartner vor allem die Zuwanderungsbewegungen ab den 1960er Jahren aufzeigen und das Museum – als Ort regionaler Identität – gerade für Menschen mit Migrationsgeschichte attraktiv machen. Menschen aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien wurden zunächst als sogenannte GastarbeiterInnen angeworben. In der Folge kamen sie auf eigene Initiative ins Land und holten mit der Zeit ihre Familien und Freunde nach. Die Arbeitsmigration ist Startpunkt der Initiative, sie bleibt aber nicht darauf beschränkt.
In Zusammenarbeit mit den Gemeinden wird die Sammelaktion in Innsbruck und ganz Tirol durchgeführt. Mit Hilfe von MultiplikatorInnen vor Ort wird der Kontakt zu ZeitzeugInnen mit und ohne Migrationsgeschichte gesucht. Gesammelt werden kann bei Vor-Ort-Besuchen in Vereinen, in Schulen, bei Erzählcafés und Interviews. Bei Erzählcafés tauschen sich Menschen in einem vertrauensvollen Rahmen aus und erzählen ihre Geschichten. Die Gemeinden Telfs und Imst haben die Zusammenarbeit schon zugesagt. Weitere Gemeinden sind herzlich eingeladen, sich beim ZeMiT zu melden. Gemeinsam wird der Sammelaufruf vor Ort geplant und umgesetzt.

Sammelstelle

Informationen zum Sammelaufruf und den begleitenden Veranstaltungen finden sich auf der Website www.wirsammelnmigration.at.
Das ZeMiT nimmt Erinnerungsstücke entgegen: montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr
oder nach telefonischer Terminvereinbarung Andreas-Hofer-Straße 46 (1. Stock, Tür links), Innsbruck T +43 512 577 170, Mobil +43 660 543 4747 dokumentationsarchiv@zemit.at

Dokumentationsarchiv

Die gesammelten Objekte und Erzählungen werden vom ZeMiT und den Tiroler Landesmuseen dokumentiert und systematisiert. Sie werden in das „Dokumentationsarchiv Migration Tirol“, welches das ZeMiT derzeit aufbaut, bzw. in die Sammlungen des Tiroler Volkskunstmuseum aufgenommen und bewahrt.

Fremdbilder und Stereotype

Den Auftakt zur intensiven Beschäftigung mit der Migrationsgeschichte Tirols macht die Ausstellung „Alles fremd – alles Tirol“. Sie ist ab 22. April im Tiroler Volkskunstmuseum zu sehen. Die Schau zeigt auf, wie Kulturkontakte Tirol verändert haben, wie das Fremde und Andere wahrgenommen werden bzw. welche Stereotype vorherrschen.

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