Felipe: "Ein gutes Ergebnis nach einem schwierigen Jahr"
Mit 79 Prozent wurde Ingrid Felipe bei der Landesversammlung der Grünen zur Spitzenkandidatin für die Landttagswahl gekürt.
"Ich bin eine Plaudertasche. Wenn man mich nicht in die Schranken weist, rede ich einfach immer weiter", entgegnete Ingrid Felipe auf die Kritik eines Delegierten, dass sie ihre vorgesehene Redezeit um ein Drittel überschritten habe. Am Samstag musste sich die Noch-LH-Stellvertreterin bei der 44. Landesversammlung der Grünen in Igls - entgegen dem vorgesehenen Drehbuch - einer "kleinen Kampfabstimmung" stellen. Chris Veber, einfaches Mitglied der Innsbrucker Grünen, entschloss sich "spontan", gegen Felipe zu kandidieren.
Kritik an "Willkommenskultur"
In seiner Bewerbungsrede übte Veber heftige Kritik an den Positionen und der Kommunikation der Grünen in den Fragen Flucht und Migration. Er habe den Eindruck, dass bei der Bevölkerung ankomme, dass die Grünen für "offene Grenzen auf dem ganzen Planeten" stünden. "Es ist unsere verdammte Pflicht, Stellung zu beziehen, wer kommen darf und wer nicht", betonte Veber. Andernfalls würden die Grünen bald nicht mehr die Gelegenheit haben, ihre Vorstellungen umzusetzen.
Achtungserfolg für Veber
Mehr als einen Achtungserfolg konnte Veber gegen die favorisierte Kandidatin Felipe jedoch nicht einfahren. Ihr ist es gelungen, die Parteibasis mit einer durchaus selbstkritischen Rede zu überzeugen. "Vieles ist völlig danebengegangen. Ich möchte mich für die falschen Entscheidungen und die daraus resultierenden Kränkungen entschuldigen", so Felipe. In erster Linie bezog sich diese Aussage auf die Kürzung der Mindestsicherung, welche die Grünen in der Landesregierung mitgetragen hatten, "um Schlimmeres zu verhindern". Der Verweis auf etliche Erfolge - "Wir haben Tirol grüner gemacht" - erntete Applaus bei den Delegierten. Das Ergebnis von 79 Prozent interpretiert Felipe als "gut, in Anbetracht der schwierigen Umstände".
Gebi Mair auf Platz zwei
Gleich drei Gegenkandidaten musste sich Klubchef Gebi Mair bei der Wahl um Listenplatz zwei stellen. Auch er verteidigte etliche Kompromisse, welche die grünen in den vergangenen Regierungsjahren eingehen mussten. Gleichzeitig stellte er aber in Aussicht, künftig "mehr Ecken und Kanten" zu zeigen, und grüne Ideen vehementer zu vertreten. Vor dem Hintergrund der zahlreichen #metoo-Enthüllungen meinte Mair. "Es geht darum, die Vorherrschaft der weißen, heterosexuellen Männer zu brechen. Zumindest ein Drittel davon bin ich nicht." Mit 56 Prozent wurde Mair im ersten Wahlgang gewählt.
Weratschnig doppelt abgewählt
Während LA Gabi Fischer (ohne Gegenkandidatin) souverän Platz drei auf der Liste erobern konnte (88 Prozent), wurde von der Basis an Hermann Weratschnig ein Exempel statuiert. Der Landtagsvizepräsident scheiterte sowohl bei der Wahl um Platz vier – hier gegen den Walchseer Hotelier Georg Kaltschmied – als auch um Platz sechs - jeweils in der Stichwahl.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.