Sommertheater um Zebrastreifen?
In Jennersdorf wurden über Nacht von der zuständigen Straßenbauabteilung 7 Schutzwege „ausradiert“
Zu einem (sommerlichen?) Politstreit hat die Entfernung von sieben Zebrastreifen in Jennersdorf geführt. Rot und Schwarz schieben einander die Schuld zu.
JENNERSDORF (kk). Auf Weisung des Amtes der Landesregierung wurden in den letzten Wochen die Schutzwege im Bezirk Jennersdorf auf ihre Sicherheit und gesetzliche Berechtigung überprüft. Das Ergebnis dieser Erhebung und die darauf folgende Vorgehensweise führte zu heftigen Debatten und einem Politstreit: Sieben von fünfzehn Zebrastreifen im Stadtgebiet von Jennersdorf waren kurzerhand weggefräst worden.
Zu geringe Frequenz
„Nach der Zählung der Fußgänger- und Verkehrsfrequenz war ein Sachverständiger zu dem Schluss gekommen, dass die Schutzwege nicht notwendig wären“, hört man aus der zuständigen Bezirkshauptmannschaft.
„Schutzwege müssen bleiben!“
SPÖ-Sicherheitssprecher Ewald Schnecker forderte von Verkehrs-Landesrätin Michaela Resetar, „diese Aktion der Entfernung der Schutzwege sofort einzustellen“. Schnecker: „Es ist mir unerklärlich, wie weniger Schutzwege zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr - vor allem für Kinder und ältere Menschen - führen sollen. Im Fall Jennersdorf ist jetzt vor allem der Bürgermeister aufgefordert, so rasch wie möglich - gemeinsam mit seiner Parteikollegin Resetar - eine Lösung zu finden. Es ist für die Bevölkerung von Jennersdorf unzumutbar, dass Schutzwege einfach entfernt werden!“
Schnecker äußert auch seine Befürchtungen, dass derartige Erhebungen auch in allen anderen burgenländischen Bezirken bzw. Gemeinden durchgeführt werden. „Eine weitere ‚Schutzweg-Ausradier-Aktion‘ ist daher nicht auszuschließen! Die Bürgermeister müssen sich sofort gegen dieses Vorgehen wehren, denn nur so bleibt die Sicherheit ihrer Gemeindebürger gewährleistet.“
„Farbe bekennen!“
„Die Experten der Straßenbauabteilung müssen endlich Farbe bekennen und uns erklären, warum die Schutzwege für unsere Kinder, Senioren und alle anderen Jennersdorfer nicht mehr erforderlich sind,“ so Bgm. Willi Thomas.
„Anscheinend ist Herrn Schnecker nicht bewusst, dass die Straßenbauabteilung des Landes Burgenland diese Aktion zu verantworten hat. Hier fehlt Schnecker noch der politische Durchblick,“ kontert er die Vorwürfe der Bezirks-SPÖ in Richtung ÖVP.
„Sinnvolle Schutzwege!“
Dazu die zuständige Landesrätin Michaela Resetar: „Schutzwege sind für die Sicherheit der Fußgänger wichtig. Der Schutz der Menschen steht weiterhin im Mittelpunkt, doch sind solche Maßnahme in vielen Fällen berechtigt und notwendig. Schutzwege machen nur dann Sinn, wenn sie richtig positioniert und technisch ausgestattet sind.“
Resetar weiter: „Schutzwege können manchmal aber auch eine Gefahrenzone für Fußgänger darstellen. Im Vorjahr hat es 13 Unfälle auf nicht geregelten Schutzwegen gegeben. Die Überprüfung von Schutzwegen im gesamten Burgenland findet aber bereits seit Jahren statt. Es hat immer wieder negative Stimmen dazu gegeben, im Endeffekt handeln wir aber stets im Sinne der Fußgänger.“
Sicherheitsexperten am Wort
Ein Sprecher Resetars dazu: „Das Aufmalen von weißen Linien ist zu wenig, um die Sicherheit in den Orten zu heben. Die zuständige Bezirkshauptmannschaft hat Verkehrssicherheitsexperten beauftragt, die Schutzwege zu überprüfen, ob diese den technischen und gesetzlichen Anforderungen entsprechen.“
Andere Sicherheitsmaßnahmen
Aus dem Büro Resetar kommen weitere Erklärungen: In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hätte sich im Straßen-bzw. Siedlungsbau einiges getan, weshalb es nun dazu kommen kann, dass Zebrastreifen auch wieder entfernt werden.
Manchmal müsse man die Beleuchtung erneuern, das Tempolimit heruntersetzen oder die Querungsmöglichkeit ändern, um dem Fußgänger mehr Schutz und Sicherheit zu bieten.
Nun fordern die Jennersdorfer Bürger einen „Runden Tisch“.
Meinung:
Wiehern Zebras?
In ländlichen Gemeinden sind sie ja eine eher rare Spezies, die so genannten Zebrastreifen. Umso mehr bedürfen sie der Schonung, Hege und Pflege. Ihr lustiger Name hat die, in der Savanne Afrikas weithin sichtbare, gestreifte Fellzeichnung von Zebras zum Vorbild. Die schwarz-weiß gehaltene Färbelung quer über die Straße soll dazu dienen, den Fußgängern ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln - sie quasi auf einer Zebra-Schutzdecke quer über die Verkehrssavanne der Ortschaft wandeln zu lassen. Nun hat man die Jennersdorfer Zebras zum Teil ihrer Streifen beraubt - und schon herrscht schwarz-rote Uneinigkeit darüber, wer diesen Frevel an der (Verkehrs-) Natur begangen hat. Schuld daran wird wohl das jeweilige Zebra selbst sein. Was muss es auch - in versteckten Ecken ruhend - die Unschuldsfarbe Weiß tragen? An rot-schwarzen Zebrastreifen hätte sich garantiert noch niemand vergriffen! Nur gäbe es dann keinen so lustigen Namen für eine derart (über-)lebenswichtige Einrichtung.
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