Gemeinde Jennersdorf setzt den Sparstift an
Angesichts der aktuellen Finanzsituation wird die Sanierung des Rathauses verschoben, die Schulrenovierung auf mehrere Jahre aufgeteilt.
Der "Kassasturz", den der seit Herbst amtierende neue Bürgermeister Reinhard Deutsch (JES) in Auftrag gegeben hat, macht es deutlich. Die finanzielle Situation der Stadtgemeinde Jennersdorf lässt keine großen Sprünge mehr zu. Bei der Gemeinderatssitzung in Grieselstein, wo der Bericht des Wirtschaftsprüfers Martin Schmidt präsentiert wurde, kündigte Deutsch einen Sparkurs an.
Siebenstellige Tilgungssummen
"Das Jahresbudget umfasst rund neun Millionen Euro. Aber allein die Tilgungen der Darlehen, die in den Vorjahren aufgenommen wurden, machen heuer 1,36 Millionen Euro aus", begründete Deutsch die geplanten Maßnahmen. Auch für die Jahre 2020 bis 2024 sieht der Tilgungsplan pro Jahr jeweils mehr als eine Million Euro Rückzahlungen vor.
Rathaus-Sanierung wird verschoben
Laut Budget für 2018 waren ursprünglich Kreditaufnahmen von 2,4 Millionen Euro vorgesehen. Davon entfällt eine Million für ein neues Gemeindeamt. Daraus wird nun nichts. Den seinerzeit ins Auge gefassten Neubau lehnen JES, FPÖ, SPÖ und Grüne ab, auch der für heuer stattdessen vorgesehenen Beginn der Sanierung "ist kein Thema mehr", so Deutsch. Die Arbeiten sollen verschoben und auf zwei Jahre verteilt werden. Deutsch geht derzeit von einem Finanzbedarf von 1,3 bis 1,4 Millionen Euro aus.
Schulsanierung wird erstreckt
Der zweite Teil des Sparkurses betrifft die Neue Mittelschule. "Der ursprüngliche Sanierungszeitraum von drei Jahren ist nicht mehr haltbar und wird gestreckt", kündigte Deutsch an. "Vorrang haben absolut notwendige Arbeiten wie die Sanierung der Elektroinstallationen und des Daches."
Demnächst will der Bürgermeister über den Sanierungsplan mit seinen Amtskollegen der umliegenden Schulsprengelgemeinden konferieren. "Mit denen wurde in der Vergangenheit überhaupt nicht geredet. Und allein kann Jennersdorf das Projekt nicht derheben."
Neuer Bauhof
Was heuer hingegen auf jeden Fall begonnen wird, ist der neue Bauhof. Die Kosten für das neue Gebäude, das am südlichen Stadtrand in der Nähe des Abfallsammelzentrums errichtet wird, betragen laut Budget 700.000 Euro. Den alte Bauhof-Lagerplatz wurde verkauft, hier wird die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft Wohnungen errichten.
Immobilien verkaufen
Um Geld für spätere Investitionen zu lukrieren, denkt Deutsch außerdem daran, Immobilien, die im Besitz der Stadt stehen und keine Einnahmen abwerfen, zu verkaufen.
Der Kassasturz sei absolut notwendig gewesen, betonte Deutsch gegenüber dem Gemeinderat. "Bei der Erstellung des Budgets für 2018 haben wir all dieses Wissen nicht gehabt."
Außenstände der Gemeinde
Die Summe der offenen Kreditrückzahlungen lag zu Jahresende 2017 bei rund 12,6 Millionen Euro. Davon entfallen 70 % auf den Kanalbau, 18 % auf Wasserleitungen und 12 % auf sonstige Projekte wie den Hochwasserschutz, das Kulturzentrum und die Dorferneuerung.
Mit Leasingverbindlichkeiten und Krediten der Beteiligungsgesellschaften summieren sich die Außenstände auf 16,26 Millionen Euro.
Auf jeden Einwohner umgelegt beträgt der Schuldenstand der Stadtgemeinde 3.030 Euro pro Kopf. "Das übersteigt den durchschnittlichen Schuldenstand vergleichbarer Gemeinden um das Doppelte", machte Wirtschaftsprüfer Martin Schmidt aufmerksam.
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