Irmengard Knitl: Ein Leben an der Orgel
Irmengard Knitl erhielt den Titel "Josefstädterin des Jahres" für ihr Lebenswerk. Sie gibt immer noch regelmäßig Konzerte zugunsten des Musikinstruments in der Altlerchenfelder Kirche.
JOSEFSTADT. "Ob ich die Renovierung der Hörbigerorgel noch erleben werde, das ist die Frage", sagt Irmengard Knitl. Denn obwohl sie im Dezember bereits ihr 105. Orgelkonzert zugunsten des Musikinstruments in der Altlerchenfelder Kirche gegeben habe, sei das Geld noch lange nicht zusammen, wie sie meint. "Ich spiele regelmäßig Konzerte in der Kirche, dabei werde ich immer wieder von anderen Musikerinnen unterstützt. Das Spielen strengt mich mittlerweile schon an, aber solange ich kann, werde ich diese Konzerte geben", so die Organistin. Das nächste Konzert findet bereits am 6. Februar um 19.15 Uhr in der Altlerchenfelder Kirche statt. "Ich spiele auf der Truhenorgel, außerdem gibt es eine Lesung", so Knitl.
Aus musikalischer Familie
Knitl wurde in eine musikalische Familie hineingeboren. "Meine Mutter hat Klavier und Laute gespielt, mein Vater Violine", so die Musikerin. Mit sechs Jahren hat sie begonnen, Klavier zu lernen. Im Laufe der Zeit kamen noch Violine, Zither und Akkordeon dazu. Studiert hat sie am Konservatorium der Stadt Wien. Mittlerweile spielt Knitl nur mehr die Orgel. Zwei- bis dreimal die Woche übt sie zu Hause, denn sie ist stolze Besitzerin einer eigenen Hausorgel.
Auch ein Bösendorfer und ein Pianino stehen in ihrer Wohnung in der Lerchengasse, aber: "Am Bösendorfer spiele ich noch ab und zu, aber das Pianino ist kaputt und nicht mehr zu reparieren. Ich benutze es als Abstellplatz." Darauf steht derzeit ein Korb mit 96 Weihnachtskarten, die sie aus der ganzen Welt erhalten hat. "Ich schreibe jedes Jahr einen persönlichen einseitigen Jahresrückblick, den ich an 220 Menschen in aller Welt schicke", so Knitl. Kennengelernt hat sie ihre Brieffreunde auf ihren rund 520 Konzertreisen, unter anderem nach Japan, Mexiko und in die USA.
Fit durch Üben und Turnen
"Ich habe als Musiklehrerin gearbeitet, zuerst in der Bundeserziehungsanstalt, dann in der Musikschule in Schwechat. Meine Chefin hat mich sehr unterstützt, damit ich trotz des Unterrichts auf meine Konzert-reisen gehen konnte", so Knitl, die immer wieder gerne nach Hause in ihre Wohnung in der Josefstadt zurückgekehrt ist. "Ich wohne seit 78 Jahren hier, es ist die Wohnung meiner Eltern. Mit fünf Jahren bin ich hier eingezogen. Solange es geht, möchte ich hier bleiben", so die rüstige 83-Jährige, die sich geistig und körperlich fit hält. "Jeden Tag in der Früh mache ich meine Turnübungen im Bett. Und ich mache am Vorzimmerkastl auch Übungen im Sitzen."
Das Spielen an der Orgel hält sie vor allem geistig fit – damit sie noch viele Jahre ihre Benefizkonzerte zugunsten der Hörbigerorgel geben kann. Das ist auch einer der Gründe, warum sie die Auszeichnung "Josefstädterin des Jahres" für ihr Lebenswerk erhalten hat. Nicht ihre einzige – unter anderem hat sie 1985 den Professorentitel verliehen bekommen.
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