Jagoda Lessel: "Meine Welt ist voller Farben"
Mit ihren bunten Bildern feiert die Künstlerin Jagoda Lessel ihren 50-jährigen Aufenthalt in Wien. "Man kann hier alles schaffen", sagt die Künstlerin.
JOSEFSTADT. Jagoda Lessel wurde in Mađere, einem kleinen Städtchen bei Prokuplje in Serbien, geboren. Sich mit Farben auszudrücken, wild und frei, wie es ihr in den Sinn kam, begann schon als Kind. "Ich habe zu Hause alles angemalt, sogar die Fensterläden und die Türen", erzählt sie. Sie machte die Matura, wurde Diplomkrankenschwester und stellte mit 19 fest, dass es in ihrer Heimat keine Arbeitsstelle für sie gab. Das war 1968. "Aber am Wiener AKH wurden Krankenschwestern gesucht und ich bewarb mich." Keine leichte Entscheidung, schließlich sprach sie damals kein Wort Deutsch, aber das herzliche Willkommen in Wien trug schnell dazu bei, Wien als neuen Lebensmittelpunkt zu empfinden.
Eine Erfahrung, die Lessel seit vielen Jahren als Zeitzeugin der frühen Zuwanderung Kindern und Jugendlichen an Schulen vermittelt. "Ich will ihnen deutlich machen, dass man es hier schaffen kann, alle Chancen hat, wenn man nur will und fleißig ist und auf seine innere Stimme und Talente hört", betont sie.
Experimente wagen
1995 begann Lessel, neben ihrem Beruf als Physiotherapeutin am AKH ihre frühe Leidenschaft für das Malen und Experimentieren mit Farbe bei Professoren in Seminaren und Workshops zu perfektionieren. "Da war plötzlich wieder diese Sehnsucht, mich künstlerisch auszudrücken, Freude, Trauer, Ängste in der Malerei zu verarbeiten."
Ihre größte Inspiration sei das Leben selbst – mit all seinen Höhen und Tiefen, sagt Lessel, die seit 1983 in der Josefstadt lebt. Schon als Kind habe sie der Wechsel der Jahreszeiten in all seiner Farbenpracht beeindruckt. "Schließlich bin ich auf dem Land aufgewachsen, da spürt man die Kraft der Natur besonders intensiv. Und ich bin bis heute neugierig geblieben und liebe die Veränderung."
50 Jahre Wien
Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen der Mensch und sein "In-der-Welt-Sein". Das "nur" Gegenständliche ist nicht ihr Fall, ihre Werke sind expressiv, abstrakt, dominiert von starken Farben und dynamischer Bewegung. Deshalb auch Werktitel wie "Der windige Weg" oder "Fluss der Zeit". "Ich erinnere mich gern an meine erste Ausstellung 1999. Das Feedback war großartig. Eine Bestätigung, meinen künstlerischen Weg weiterzugehen." Mittlerweile hat Lessel ihre Gemälde nicht nur in Österreich, sondern auch im Ausland in zahlreichen Ausstellungen präsentiert.
Zur Sache
Vom 12. Juni bis 12. Juli präsentiert Jagoda Lessel in der Galerie in der Sechsschimmelgasse 14 im 9. Bezirk "50 Impressionen – Fluss der Zeit", eine Hommage an 50 Jahre Wien. Die Vernissage ist am 12. Juni um 19 Uhr. Es gibt auch ein Künstlergespräch mit Jagoda Lessel. Mehr Infos auf www.jagodalessel.com oder www.sechsschimmelgalerie.com
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