Rudolf Robin im Interview:
"Ich bin ein Feuerwehrmann wie jeder andere"

Landesfeuerwehrkommandant Rudolf Robin
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Landesfeuerwehrkommandant Rudolf Robin über die aktuelle Situation, geplante Projekte am Gelände des Kärntner Landesfeuerwehrverbandes in Klagenfurt und Persönliches.

KÄRNTEN. Im Herbst steht die Wahl zum Kärntner Landesfeuerwehrkommandanten an. Mit welchen Vorzeichen sich Rudolf Robin wieder aufstellen lassen wird, erzählt er der WOCHE im Interview. Zudem gibt der gebürtige Köstendorfer Einblicke in die aktuelle Situation der Kärntner Feuerwehren und spricht exklusiv über die Ausbaupläne am Standort des Kärntner Landesfeuerwehrverbandes in der Klagenfurter Rosenegger Straße.

Herr Robin, wie geht es den Kärntner Feuerwehren ohne Veranstaltungen und deren Einnahmen? 
Rudolf Robin: Die Veranstaltungen wurden auf Null heruntergefahren. Das heißt, dass es Einnahmenrückgänge bei den Feuerwehren gibt. Jede Feuerwehr hat ein, zwei Feste im Jahr. Wir reden hier über rund acht Millionen Euro, die über solche Veranstaltungen kärntenweit generiert werden können. Von dem Geld werden dann zwischen 80 und 90 Prozent in die Beschaffung von Gerätschaften, damit in die Sicherheit der Kärntner Bevölkerung investiert. Das ist jetzt weggebrochen, wir konnten weniger Gerätschaften ankaufen. Wobei man sagen muss, dass es eine Covid 19-Förderung des Bundes gibt, über die die Hälfte der Kärntner Feuerwehren rund 1,5 Millionen Euro lukrieren konnte.

Ein seltener Anblick: Die Fahrzeuge der Bezirkskommandanten versammelt beim Feuerwehrverband in Klagenfurt | Foto: RMK
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Bleiben wir beim Thema Geld: Ein Dauerthema ist die Mehrwertsteuer-Befreiung für die Feuerwehren.
Die Mehrwertsteuer muss weg oder mit einem Zuschuss derselben Höhe ausgeglichen werden. Das ist eine ganz klare Forderung. Auch der Katastrophenfonds des Bundes muss angepasst werden. Dann sehen wir die Möglichkeit, dass wir das Feuerwehrsystem in Kärnten in einem Regeljahr positiv budgetieren können. Dass man für ein Gerät, das anderen Menschen hilft, noch Steuer zahlt, das verstehen weder die Feuerwehrleute noch die Bürgermeister. Das Gerät zahlt ja ohnehin jeder Bürger. Der jährliche Aufwand für die Steuer beträgt in Kärnten zwei Millionen Euro, die kann man sicher effizienter einsetzen.

Der Landesfeuerwehrverband Klagenfurt wird ausgebaut. Vor Ort entsteht ein Katastrophen- und Ausbildungszentrum. | Foto: RMK
  • Der Landesfeuerwehrverband Klagenfurt wird ausgebaut. Vor Ort entsteht ein Katastrophen- und Ausbildungszentrum.
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Wie läuft es mit den Impfungen der Feuerwehrmitglieder? 
Die ersten 1.200 Feuerwehrmitglieder wurden letztes Wochenende geimpft. Alle weiteren Kameraden, die sich vorab nicht angemeldet hatten, können sich über die Plattform „Kärnten impft“ weiterhin für eine Impfung anmelden.

Das neue Feuerwehrgesetz ist in Kraft. Es soll für jede Gemeinde einen Gefahrenabwehrplan geben. Gibt es hierfür einen Zeitplan? 
Wir haben 119 Gemeinden in Kärnten evaluiert. Elf Gemeinden sind noch offen. Das Gefahrenpotenzial der Gemeinden wird dem jeweiligen Ausrüstungsstand der Feuerwehren gegenübergestellt. Die Bürgermeister, Amtsleiter und alle Feuerwehrkommandanten der Gemeinde kommen dann zu uns in den Landesfeuerwehrverband, hier wird das Gefahrenpotenzial und die Ausrüstungssituation je nach Gemeinde erörtert und letztlich ein Ausrüstungskonzept für die nächsten 10 Jahre festgelegt. Aufgrund der Evaluierungen steht fest, dass Kärnten gut ausgerüstet ist, wir aber laufend nachschärfen müssen. Es gibt u.a. eine Verschiebung bei den Fahrzeugen, von Lösch- hin zu multifunktionellen Mehrzweckfahrzeugen.

Im Landesfeuerwehrkommando soll es heuer bauliche Investitionen geben. Was ist konkret geplant? 

Aufgrund der Anforderungen wird ein Katastrophen- und Ausbildungszentrum errichtet. Im nördlichen Bereich des Kärntner Landesfeuerwehrverbandes wurde hierfür bereits vor vielen Jahren ein Industrieareal angekauft. Es wird ein Teich errichtet, wo die Löschbehälterbefüllung von Hubschraubern trainiert werden kann, wo Ölsperren aufgezogen werden. Wir werden in Zusammenarbeit mit der Asfinag ein Autobahnteilstück von 60 Metern mit sämtlichen Einbauten nachbauen. Mit der ÖBB wird eine ca. 100 Meter lange Schienenanlage positioniert, wo es einen beschrankten Bahnübergang und eine Oberleitungsanlage geben wird. Der Kärntner Landesfeuerwehrverband wird dafür rund 600.000 Euro investieren. Die Landesfeuerwehrschule Kärnten ist das Kompetenzzentrum für die Heißausbildung in Österreich. Um auch hier einen zukunftsorientierten Standort zu erhalten, wird der Brandsimulationscontainer für 160.000 Euro erweitert.

Robin: "Ich bin ein Feuerwehrmann wie jeder andere." | Foto: RMK
  • Robin: "Ich bin ein Feuerwehrmann wie jeder andere."
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Auch ein Dauerthema in Kärnten: Digitalfunk ja oder nein? 
In Kärnten wird das Analogfunksystem verwendet. Dieses funktioniert bei der Feuerwehr zu 98, 99 Prozent. Wenn das Land Kärnten den Digitalfunk einführt, dann sind wir selbstverständlich sehr dankbar dafür und werden uns darauf einstellen. Der Leitstellenverbund ist auf diese neuen Systeme vorbereitet. Aus Sicht der Feuerwehr ist es jedoch nicht überlebensnotwendig, auf den Digitalfunk oder andere Systeme umzustellen.

Laut dem neuen Feuerwehrgesetz könnten Sie Ihren Job künftig Vollzeit ausüben. Werden Sie sich wieder der Wahl stellen? Wenn ja: Vollzeit oder weiterhin neben Ihrem Zivilberuf? 
Klare Aussage: Ich werde für die nächste Funktionsperiode wieder als Landesfeuerwehrkommandant zu Verfügung stehen. Ich bin sehr dankbar, dass es die beiden Möglichkeiten gibt. Die hauptamtliche, weil die Aufgaben sehr umfassend und vielfältig sind. Aber andererseits auch die Möglichkeit des ehrenamtlichen Landesfeuerwehrkommandanten. Wenn ich gewählt werde, werde ich den Bereich des ehrenamtlichen Feuerwehrkommandanten wählen. Einerseits weil ich in meiner beruflichen Situation bei meinem Dienstgeber als Sachverständiger in einer gewissen Verpflichtung stehe. Anderseits ist das Ehrenamt ganz wesentlich. Ich bin ein Feuerwehrmann wie jeder andere. Wenn ich um zwei Uhr in der Früh im Einsatz bin und um sechs Uhr wieder zur Arbeit gehe, sehe ich das auch für meine Person. Mir ist es wichtig, dass auch ich als oberster Feuerwehrfunktionär des Landes meine Tätigkeit ehrenamtlich durchführe.

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