Kärntner Polizei-Direktorin: "Kärnten ohne Dealer ist eine Illusion"

Polizei-Direktorin Michaela Kohlweiß greift mit Beamten "steuernd" in die Kärntner Drogenszene ein: "Festnahmen schrecken ab."
  • Polizei-Direktorin Michaela Kohlweiß greift mit Beamten "steuernd" in die Kärntner Drogenszene ein: "Festnahmen schrecken ab."
  • hochgeladen von Gerd Leitner

KÄRNTEN. In den letzten Wochen forderten einige & – darunter auch Kärntner Landespolitiker – eine Aufstockung des Personals der Kärntner Polizei und den entschiedenen Kampf gegen Drogendealer. Sogar vom "Garaus" für Händler von Suchtmitteln war die Rede. In der WOCHE nimmt Polizei-Direktorin Michaela Kohlweiß Stellung.
"Wir haben seit zehn Jahren einen Tiefstand bei Straftaten und einen Höchststand bei der Aufklärung", sagt Kohlweiß einmal mehr. Auch die Zahlen des ersten Halbjahres sprechen diese Sprache: Die Anzeigen gingen um 3,9 Prozent zurück, die Aufklärungsquote liegt mit knapp 55 Prozent deutlich über den Bundesschnitt. Kohlweiß: "Sogar die Dämmerungseinbrüche sind massiv rückläufig."

Höchststand an Beamten in Kärnten

Der Forderung nach mehr Beamten kann sie dennoch etwas abgewinnen – grundsätzlich. "Eine Polizei-Direktorin, die sich nicht mehr Polizisten wünscht, ist fehl am Platz", so Kohlweiß. Allerdings: Es gebe einen Stellenplan, an den man sich halten müsse. "Dieser wurde um 100 Stellen aufgewertet."
Das Problem sei, dass dieses Mehr an Beamten nicht sofort spürbar wird. "Wir können erst dann mit der Ausbildung beginnen, wenn die Planstelle fix ist", erklärt Kohlweiß.
Insgesamt sind nicht so viele Beamte im Dienst, wie der Plan vorsieht – das liege in der Natur der Sache. Kohlweiß: "Es gibt immer wieder Krankheit, Karenzzeiten oder Zuteilungen zur Cobra."
Kohlweiß zeigt Verständnis dafür, dass sich Politiker um die Sicherheit kümmern – auch, wenn es im Wahlkampf ist. "Es gibt aber auch eine Verantwortung", warnt sie vor der Verbreitung von Angst oder unerfüllbaren Hoffnungen. Vor allem bei den Drogendelikten zeigt sich das.

"Garaus ist eine Illusion"

"Wir machen Dealern ständig den Garaus", sagt sie klar. Sämtliche zu erwischen, sei allerdings illusorisch. "Wenn wir Banden einen Kopf abschlagen, wächst an anderer Stelle ein neuer nach", umschreibt sie die Situation. "Es wird nie null Kriminalität geben."
In der Drogenszene macht der Kärntner Polizei ein anderer Umstand zu schaffen: "Das Suchtgift-Problem wird immer breiter", erklärt Kohlweiß. Zum einen: "Kokain und Heroin werden fast schon zu Alltagsdrogen mit besserer Qualität – was sie noch gefährlicher macht." Zum anderen gebe es immer mehr "Erstkonsumenten", die obendrein immer jünger werden.
Dazu kommt: "Menschen kommen immer leichter an Drogen – auch ohne Handel auf der Straße", sagt Kohlweiß. Viele bestellen online im sogenannten "Darknet". Deshalb könne sich die Polizei nicht mehr auf Hotspots in städtischen Gebieten konzentrieren, sondern müsse sämtliche Gebiete in Kärnten bearbeiten. "Drogen werden auch zu einem ländlichen Problem." Kohlweiß ist überzeugt: Das Drogen-Problem kann man nicht nur mit Festnahmen beherrschen. "Die Prävention ist entscheidend", mahnt sie, "und die beginnt im Kindesalter."

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