AK Kärnten
Lehrlinge litten besonders unter Lockdown

Die Lernmotivation hat sich durch die Fernlehre bei jedem zweiten Lehrling verschlechtert während der Arbeitsaufwand größer geworden ist. | Foto: Pixabay/nastya_gepp
  • Die Lernmotivation hat sich durch die Fernlehre bei jedem zweiten Lehrling verschlechtert während der Arbeitsaufwand größer geworden ist.
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Die AK Kärnten hat gemeinsam mit der FH Kärnten eine Studie zum Thema „Lehrlinge im Lockdown" durchgeführt. Das Ergebnis: Lehrlinge leiden vor allem unter den fehlenden Sozialkontakten, zudem hat sich das Freizeitverhalten der Lehrlinge besorgniserregend verändert. 

KÄRNTEN. Mund-Nasenschutzmasken, Abstand, Lockdown. Schlagwörter, die den Umgang sowie den persönlichen Kontakt mit anderen Menschen seit vergangenem Jahr stark verändert und geprägt haben. Besonders betroffen: Die rund 7.000 Lehrlinge in Kärnten. In Zusammenarbeit mit der FH Kärnten erhob die Bildungsabteilung der AK Kärnten mittels Online-Fragebogen die Situation der Kärntner Lehrlinge im Lockdown. Die Hauptgruppe der 217 Befragten waren Verwaltungsassistenten, Elektrotechniker, Metalltechniker, Maurer und Köche. Die Erhebung wurde von November bis Anfang Februar durchgeführt. 

Freizeitverhalten besorgniserregend

Für 77 Prozent der Lehrlinge hat sich das Leben seit dem Lockdown erheblich verändert. „Sieht man sich das Freizeitverhalten während des Lockdowns an, dann ist das besorgniserregend“, so Christoph Appé, Referatsleiter für Lehrlinge und Jugend in der AK und verweist auf die veränderten Gewohnheiten der Lehrlinge: 64,1 Prozent sahen vermehrt fern (Streaming), 65 Prozent verbrachten mehr Zeit mit Sozialen Medien und 52,5 Prozent kauften mehr online ein. Mit 36 Prozent wurde auch mehr Zeit mit Computerspielen verbracht. 32,7 Prozent griffen mehr zum Alkohol und der Konsum von Zigaretten stieg laut Befragten auf 28,6 Prozent. Hinzu kommt ein veränderter Tagesrhythmus – 58 Prozent gehen später schlafen und stehen auch später auf. Sport hingegen wird nur von 31,4 Prozent der Lehrlinge regelmäßig betrieben. „Die Folgen der Pandemie für Lehrlinge könnten im psychosozialen Bereich nicht schlimmer sein“, so Appé und verweist auf die Ergebnisse zu den Gemütszuständen der Lehrlinge: Kärntens Lehrlinge sind müder und antriebsloser, gereizter und aggressiver.

Organisation der Fernlehre positiv bewertet

95 Prozent der Lehrlinge hatten während des Lockdowns eine Fernlehre. Die Hälfte davon war mit „In den eigenen vier Wänden“-Schulbetrieb nicht zufrieden – „Nicht aus technischen Gründen, sondern weil keine Ruhe zum Lernen zu Hause herrschte und der Kontakt zu Lehrern und Mitschülern fehlte“, so Appé. Ein Drittel der Befragten hatte Probleme bei der Vermittlung des Lehrstoffes, da dieser alleine erarbeitet werden musste und sich für viele als schwierig herausstellte. Die Lernmotivation hat sich bei jedem zweiten Lehrling verschlechtert und der Arbeitsaufwand ist größer geworden. „Das Distance Learning verursacht viel mehr Aufwand auf beiden Seiten. Schlechtere Schüler tun sich in dieser Situation besonders schwer, wohingegen gute Schüler diese sehr gut meistern“, betonte Appé. 77 Prozent der Lehrlinge beurteilten die schulische Organisation der Fernlehre jedoch als positiv, da der Stundenplan beibehalten und die Aufgaben zeitgerecht in das Kollaborationstool geladen wurden. Im Allgemeinen sind die Lehrlinge auch technisch gut für die Fernlehre ausgestattet. 

Forderungen der AK Kärnten zur Situation der Lehrlinge

  • In den Betrieben sollte eine Sensibilisierung für die Situation der Auszubildenden stattfinden und Betriebsräte wie auch Sicherheitsvertrauenspersonen müssen dafür geschult werden.
  • Zusätzlich sollte der Ausbau schulpsychologischer Dienste sowie das Nachhilfeangebot verstärkt werden. „Eine Digitalisierungsoffensive muss gestartet werden, damit Jugendliche nicht zurückbleiben. Im Lehrplan sollte „Digitale Bildung“ als fester Bestandteil des Unterrichts installiert werden“, bekräftigte Goach.
  • Der Ausbau der Sozialen Arbeit sollte forciert werden, damit benachteiligte Jugendliche bzw. junge Erwachsene eine gelingende berufliche Integration ermöglicht werden kann.
  • Lehrlingsmilliarde ist gefordert: Unternehmen sollen ein Prozent der Bruttolöhne in einen Topf einzahlen, der Betriebe fördert, die Lehrlinge ausbilden.
  • Die Öffnung von Sportstätten unter Einhaltung entsprechender Maßnahmen für Jugendliche ist gefordert.

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