Tabuthema Suizid: Maßnahmen dringend notwendig

Einem Suizidversuch geht oft eine depressive Phase voraus - Foto: https://pixabay.com/de/frau-verzweifelt-traurig-tr%C3%A4nen-1006102/ | Foto: Pixabay/Counselling
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KÄRNTEN. Aktuelle Zahlen zu Suizid-Fällen alarmieren: Jährlich sterben österreichweit ca. 1.300 Personen durch Selbstmord, zweieinhalb Mal so viele wie durch Verkehrsunfälle. Kärnten führt die traurige Statistik gemeinsam mit der Steiermark an. Von 1. Jänner bis 6. September 2018 gab es in unserem Bundesland schon 94 Fälle. 

Am meisten Fälle in Wolfsberg und Villach Land

Vor allem Männer begehen Suizid, der Anteil heuer liegt bei 72 Prozent. Während Frauen häufig eine Vergiftung durch Medikamente als "Ausweg" wählen (Wahrscheinlichkeit der Rettung höher), tendieren Männer zu aggressiveren Selbstmordarten.
In den Bezirken Wolfsberg und Villach Land gibt es nach derzeitigem Stand die meisten Suizid-Fälle (13 und zehn), die wenigsten in Hermagor und Feldkirchen. Betroffen sind vor allem 45- bis 49-Jährige.

Bündel an Maßnahmen

Am Montag, 10. September, ist Welttag der Suizidprävention. Dazu findet im Parkhotel Villach eine Fachtagung statt, zu der es hunderte Anmeldungen gibt. Das zeigt, wie wichtig es ist, sich des Themas anzunehmen.
"Wir wollen den Welttag der Suizidprävention nutzen, um gezielt auf dieses weitgehend tabuisierte Thema aufmerksam zu machen, Bewusstsein zu schaffen und Stigmata zu beseitigen", sagt Gesundheitsreferentin LH-Stv. Beate Prettner. Kärnten habe auch ein "Bündel an Maßnahmen im Kampf gegen Depression und Suizid" geschnürt.

Flächendeckende Versorgung

Häufig folgt ein Suizidversuch nämlich auf eine depressive Phase und jeder fünfte Österreicher erkrankt heute in seinem Leben an einer Depression, jeder dritte ist von einer psychischen Krankheit betroffen. Tendenz steigend.
Erwähnte Maßnahme ist etwa der Psychiatrieplan 2020: Bis 2020 soll in Kärnten eine flächendeckende psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung ausgerollt werden. Vorgesehen sind sechs Ambulatorien in den Regionen sowie mobile Teams.

Bewusstsein schaffen

Weiters hat sich Kärnten - nach Tirol und Niederösterreich - dem europäischen "Bündnis gegen Depression" angeschlossen, Projektträger ist pro mente Kärnten. Hierbei stehen drei Bereiche im Fokus: die Erstellung einer Datenbank, um anhand der Daten Strategien zu entwickeln, Maßnahmen in der schulischen und außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit sowie Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, um Bewusstsein zu schaffen.

Gezielte Information

Im Rahmen des Bündnisses habe man bereits Vorbereitungen für die SUPRA-Initiative (Suizidprävention Austria) gesetzt, es gibt auch eine Koordinationsstelle des Landes. So gab es schon 20 Vorträge zum Thema "Depression und Suizidalität" in den Gesunden Gemeinden und zwölf Multiplikatoren-Schulungen zum Thema "Suizidprävention". Gezielt informiert wurden alle praktischen Ärzte, Apotheker, Polizeistationen, Bezirkshauptmannschaften, Bürgermeister, Pflegedienste usw.

Datenbank-Erkenntnisse

Erste Schlüsse aus der Datenbank, in der seit 2017 jeder Suizid-Fall analysiert wird, erläutert Prim. Herwig Oberlerchner: "Wir wissen mittlerweile, dass die dritthäufigste Suizidmethode in Kärnten das Springen aus großen Höhen ist. Wir wissen von den ,Hot Spots', an denen das passiert, und können sie nun adäquat absichern."
Das gelinge etwa durch Sicherungsnetze an Brücken und Türmen sowie Hinweisschilder, auf denen Kontaktinfos zu Not- und Krisendiensten stehen.
 

Zusätzliche Kassenstelle für psychiatrische Versorgung

Für die Villacher Primaria Christa Rados, Präsidentin der österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, ist die Enttabuisierung des Themas zentral. Es gehe darum, psychische Erkrankungen zu erkennen. Dann könne man auch reagieren. Rados: Auch auf administrativer Ebene wird das Thema Suizid neu bewertet, wie das Vorhaben, eine zusätzliche Kassenstelle für psychiatrische Versorgung in Kärnten einzurichten, beweist."

Kontakt zum psychiatrischen Not- und Krisendienst (PNK):

  • PNK Ost in Klagenfurt: 0664/300 7007, täglich von 0 bis 24 Uhr
  • PNK West in Villach: 0664/300 9003, täglich von 0 bis 24 Uhr
  • Online: www.kabeg.at
Einem Suizidversuch geht oft eine depressive Phase voraus - Foto: https://pixabay.com/de/frau-verzweifelt-traurig-tr%C3%A4nen-1006102/ | Foto: Pixabay/Counselling
Setzen auf Prävention: Herwig Oberlerchner, Beate Prettner und Christa Rados | Foto: Büro LH-Stv. Prettner

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