Corona-Virus
Arbeitsmarktpaket: Mittel im Territorialen Beschäftigungspakt werden um 20,9 Millionen Euro aufgestockt

Land Kärnten und AMS haben verschiedene Maßnahmen-Pakte vorgestellt, um die Folgen der Corona-Krise am Arbeitsmarkt abzufedern. | Foto: Vanessa Pichler
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Im Territorialen Beschäftigungspakt werden die Mittel aufgestockt, um arbeitsmarktpolitische Maßnahmen in der Corona-Krise zu setzen. Die Kernpunkte: überbetriebliche Lehrlingsausbildung, neuer Call im EU-Sozialfonds, Förderprogramm für Ältere und Langzeitarbeitslose in Kooperation mit den Gemeinden, Arbeitsstiftungen und Qualifizierungsförderung.

KÄRNTEN. Landeshauptmann-Stellvertreterin Gaby Schaunig und AMS-Geschäftsführer Peter Wedenig präsentierten heute das Corona-Arbeitsmarktpaket für Kärnten. Wedenig zeigte zuerst nochmal die derzeitige Situation auf. Eine solche – mit rund 30.000 Kärntnern auf Arbeitssuche und 64.000 in Kurzarbeit – habe es noch nie gegeben. Die Corona-Krise habe alle Branchen erreicht, am stärksten Beherbergungsbetriebe, Gastronomie und Handel. "Wir wollen nun vom Krisenmodus in den Zukunftsmodus kommen", so Wedenig.

20,9 Millionen Euro mehr im TEP

Das soll durch eine Aufstockung der Mittel des Territorialen Beschäftigungspakts (TEP) gelingen. Das Instrument von AMS und Land unterstützt Maßnahmen am Arbeitsmarkt und soll nun auch in der Krise helfen. Für 2020 waren 41,9 Millionen Euro vorgesehen – dies wird nun um 20,9 Millionen Euro auf 62,8 Millionen Euro aufgestockt. 
Zur budgetären Bedeckung sieht das Land Kärnten im Nachtragsvoranschlag 2020 zusätzlich 5,25 Millionen Euro vor und im Landesvoranschlag 2021 sechs Millionen Euro zusätzlich. 
Investiert wird das Geld in mehrere Maßnahmen, man setzt auf bewährte Erfolgsmodelle, so Schaunig:

Überbetriebliche Lehrlingsausbildung

Im Rahmen der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung nimmt man in einem ersten Schritt den Tourismus als Schwerpunkt. "Im Tourismus haben Lehrlinge momentan schlechte Karten. Sollte keine Vermittlung möglich sein, besteht die Gefahr, dass wir künftige Facharbeiter verlieren", zeichnet Schaunig ein düsteres Bild. Daher wir die überbetriebliche Lehrlingsausbildung ab dem dritten Quartal 2020 ausgebaut – man verdoppelt von 50 Plätzen derzeit auf 100.
Ziel sei, die Teilnehmer so rasch wie möglich in ein reguläres Lehrverhältnis zu bringen. Die Vermittlungsquote liege bei guten 65,5 Prozent. Das Fördervolumen für diese Maßnahme beträgt 2,4 Millionen Euro (eine Million vom Land, 1,4 vom AMS). 

EU-Sozialfonds: neuer Call

Man will auch aus dem EU-Sozialfonds Mittel lukrieren und schreibt noch im Juni einen neuen Call aus. "Wir versuchen, Träger zu finden, die sich zu bestimmten Projekten melden. Hier geht es vor allem um Projekte für jene, die von der Corona-Krise schwer betroffen sind: Ältere und Menschen mit Handicap", erklärt Wedenig. Er hofft, dass sich Träger zu Projekten melden. 

Förderprogramm für Langzeitarbeitlose und Ältere

Ein spezielles Förderprogramm ist für Langzeitarbeitlose und jene über 50 Jahren vorgesehen. Zu den derzeit 228 Förderplätzen kommen laut Schaunig 300 Maßnahmenplätze hinzu – in Kooperation mit den Kärntner Gemeinden, unterstützt vom zuständigen Referenten Landesrat Daniel Fellner. Das Budget dafür: 3,6 Millionen Euro vom AMS und 1,35 Millionen Euro vom Land. Dies ist eine Anlehnung an die ehemalige "Aktion 20.000". Es geht darum, Betroffene bei Kommunen, gemeinnützigen Trägern oder Gemeindeverbänden zu beschäftigen. Schaunig appelliert an den Bund, auch Maßnahmen in diese Richtung zu setzen.

AMS-Geschäftsführer Peter Wedenig und Landeshauptmann-Stellvertreterin Gaby Schaunig präsentierten das Arbeitsmarktpaket in Corona-Zeiten. | Foto: Büro LH-Stv. Schaunig
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Kärntner Arbeitsstiftungen

Im Rahmen der Kärntner Arbeitsstiftungen, die von Land und AMS gemeinsam mit den Sozialpartnern getragen werden, will man für "beide Seiten des Marktes" etwas anbieten. Hier ist der Ansatz der Vorsorge zentral. Für den Fall, dass Kärntner Firmen kurzfristig viele Personen freisetzen (z. B. bei Insolvenz), werden 550 Plätze in Outplacement-Stiftungen geschaffen. Ehemalige Mitarbeiter, die in diese Stiftungen eintreten, haben die Möglichkeit der Neuorientierung durch konkrete Weiterbildungsmaßnahmen. Wedenig erklärt die Vorteile gegenüber klassischen Weiterbildungskursen: "Diese Personen können bis zu drei, vier Jahre die Maßnahme in Anspruch nehmen. Das bedeutet, sie können eine komplette Ausbildung machen."
Zugleich sollen aber auch Implacement-Stiftungen forciert werden. Wenn Betriebe Personalbedarf haben, der vom AMS nicht sofort gedeckt werden kann, wird bedarfsgerecht ausgebildet. 
Schaunig: "Die Vermittlungsquote bei Stiftungen ist herausragend. Wir sind hier nahe an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes."

Qualifzierungsförderung

Eine weitere Maßnahme ist, aktiv Menschen zu qualifizieren. Das AMS bietet ein Weiterbildungsprogramm für Über-45-Jährige, nun wird dieses Projekt auf Unter-45-Jährige ausgeweitet. Das Projekt nennt sich "Absicherung der Beschätigung", es bezieht sich also auf Personen mit aufrechtem Arbeitsverhältnis – als Qualifzierungsförderung, um bestehende Beschäftigungsverhältnisse abzusichern. Schaunig spricht hier vor allem Qualifizierungsmaßnahmen im Bereich der Digitalisierung an. 

Programm nur "erster Schritt"

All diese Maßnahmen sind laut Wedenig nur ein "erster Schritt": "Es wird neue Ideen geben müssen, neue Problemgruppen werden entstehen." Für Schaunig liegt der Fokus bei den Maßnahmen – wie schon seit Jahren – auf der Beschäftigung junger Menschen: "Sie brauchen eine Perspektive, das ist auch in diesem Programm der Fokus."
Auch die Baubranche sei von der Corona-Krise stark betroffen, geben die beiden zu bedenken. Hier setze man allerdings auf Konjunkturpakete, hofft Schaunig auch auf Signale des Bundes in diese Richtung. "In anderen Branchen helfen Konjunkturpakete nicht, da ist aktive Arbeitsmarktpolitik – wie mit diesem Programm – sinnvoll."

Reaktion der Arbeiterkammer

In einer ersten Reaktion begrüßt Arbeiterkammer-Präsident Günther Goach das Paket mit 1.320 zusätzlichen Maßnahmen- und Stiftungsplätzen für Kärnten. Er sieht AK-Forderungen darin abgebildet. "Wir unterstützen die Schwerpunktsetzung für Lehrlinge, junge Menschen und ältere Arbeitslose. Besonders die Altersgruppen bis 25 und über 50 Jahre hatten es bereits in wirtschaftlich besseren Zeiten schwer am Arbeitsmarkt, daher brauchen sie auch jetzt besondere Unterstützung. Jeder Cent für Bildung ist eine nachhaltige Investition."

Reaktion der Kärntner FPÖ

Die Kärntner FPÖ begrüßt alle Maßnahmen gegen die Rekord-Arbeitslosigkeit. Es werden aber zwei Punkte vermisst. Man fordert eine Kostenübernahme der Lohnkosten für Lehrlinge im ersten Lehrjahr durch das Land. Zweitens geht es der FPÖ um den Pflegekräfte-Mangel. Hier seien neue Angebote nötig, um den Beruf attraktiver zu machen. Das Land solle das Schulgeld der Sozialbetreuungsschulen der Caritas und Diakonie ab sofort übernehmen. Rund eine Million Euro wäre dafür nötig.

Reaktion der Industriellenvereinigung

Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Kärnten, freut vor allem die Qualifizierungsförderung für Beschäftigte. "Fortbildungen für Personen unter 45 Jahren waren bisher nur eingeschränkt förderbar. Hier wurden jetzt im neuen von Arbeitsmarktreferentin Gaby Schaunig und AMS-Kärnten-Geschäftsführer Peter Wedenig vorgestellten Maßnahmenpaket klare thematische Schwerpunkte gesetzt, welche die Beschäftigten und die Betriebe wettbewerbsfähiger machen sollen."
Er glaubt, dass dieses Angebot von den Betrieben gut angenommen wird. Für Springer sind solche Fortbildungen vor allem in Digitalisierung, Industrie 4.0 und Informationstechnologie wichtig. Er fordert eine rasche und unbürokratische Umsetzung und eine entsprechende Dotierung des Fördertopfes.

Unternehmer-Paket von 30 Millionen Euro
Fünf Personen in Kärnten mit dem Corona-Virus infiziert – 398 genesen
Land Kärnten und AMS haben verschiedene Maßnahmen-Pakte vorgestellt, um die Folgen der Corona-Krise am Arbeitsmarkt abzufedern. | Foto: Vanessa Pichler
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