Interview
Das Herz der Gemeinde schlägt kräftig
Bürgermeister Christian Dörfel aus Steinbach an der Steyr informiert im Interview mit der BezirksRundschau über das aktuelle Geschehen in seiner Gemeinde.
Herr Dörfel, normalerweise findet am Nationalfeiertag die beliebte Steinbacher Schmankerlroas statt. Wie schaut es denn heuer damit aus?
Dörfel: Wie haben die Entwicklungen rund um das Coronavirus schon seit Längerem beobachtet und uns vor wenigen Tagen dazu entschlossen, diese Veranstaltung heuer nicht durchzuführen. Wir hätten sie in sehr abgespeckter Form umsetzen müssen, das hätte nichts gleichgeschaut.
Was heißt das in weiterer Folge für den Steinbacher Advent?
Wir gehen davon aus, dass er ohne wesentliche Einschränkungen stattfinden kann – außer die Dinge entwickeln sich so, dass überhaupt keine Adventmärkte mehr stattfinden dürfen. Wir sind im Austausch mit Steyr und St. Wolfgang sowie natürlich mit der BH. Ein Corona-Konzept ist erforderlich, welches wir den Vereinen am 2. November präsentieren.
Ich stelle mir vor, dass das für manche Vereine eine fixe Einnahmequelle ist.
Ja natürlich, manche bauen ihr Budget auf diese Veranstaltungen auf. Auch die Steyrtalbahn erzielt damit rund die Hälfte ihres Jahresumsatzes. Darum probieren wir es jedenfalls.
Mit welchen Vorhaben beschäftigen Sie sich in der Gemeinde derzeit außerdem?
Wir haben drei Hauptthemen. Eines davon nennt sich "Steinbach2030". Dieser Bürgerbeteiligungsprozess setzt sich mit der zukünftigen Entwicklung der Gemeinde auseinander und will die Frage beantworten, wie Steinbach im Jahr 2030 ausschauen soll. Uns ist wichtig, dass wir nicht nur Konzepte entwickeln, sondern umsetzungsorientiert arbeiten wollen. Das ist auch der Wunsch der Leute, die sich am Prozess beteiligen.
Worum geht´s dabei?
Aus einer Unmenge von Vorschlägen haben wir fünf Hauptbereiche herausgesucht, von der Nahversorgung über Klimaschutz bis hin zur digitalen Gemeinde (siehe rechts). Interessant ist, dass keine Themen wie Kinderbetreuung, Straße usw. gekommen sind. Was die Grundbedürfnisse betrifft, sind wir offensichtlich gut aufgestellt.
Sie sprachen von drei Hauptthemen. Welche gibt es noch?
Das zweite aktuelle Thema ist der Wasserleitungsbau am Berg und im Zentrum, um die Qualität der Trinkwasserversorgung weiterhin zu sichern. Und der dritte Bereich betrifft die anstehende Übersiedelung des Gemeindeamts in das Gebäude der Raiffeisenbank.
Bedeutet das, dass es künftig keine Bank mehr gibt?
Nein, die Bankstelle mit Bankomat, Zahlscheinautomat usw. bleibt bestehen. Die Mitarbeiter sind jedoch nicht mehr permanent vor Ort. Man muss ehrlich sagen, dass die Bank heutzutage eine andere Bedeutung hat als früher. Das meiste wird von zu Hause aus erledigt. Wir werden das Raiba-Gebäude kaufen, adaptieren und Anfang 2022 dorthin übersiedeln. Gebaut wird ein barrierefreies modernes Dienstleistungszentrum.
Und was ist dann mit dem "alten" Gemeindeamt?
Das bisherige Gebäude soll ein "Home-office-Zentrum" werden, so lautet der Arbeitstitel.
Also ein Co-Working-Space.
Es soll kein klassischer Co-Working-Space werden. Wir verfolgen vielmehr einen neuen Ansatz, den wir allerdings noch weiter ausfeilen werden. Ich denke, Home-office wird in gewissem Ausmaß die Arbeitsform der Zukunft werden. Manche werden zwar vom Arbeitgeber die Möglichkeit dafür bekommen, können das daheim aber nicht umsetzen. Wir bieten daher unsere bisherigen Büros als Home-office-Plätze an. Es ist alles vorhanden, was man in irgendeiner Form benötigt, von der Küche übers Besprechungszimmer bis hin zur Breitbandversorgung.
Wo liegen die größten Herausforderungen in nächster Zeit?
Die größte ist ein lebendiges Ortszentrum, weil es das Herz einer Gemeinde ist. Gastronomie und Lebensmittelgeschäft sind wichtige Frequenzbringer. Wir sind eine Wohngemeinde, daher müssen wir die Nahversorgung und die Lebensqualität vor Ort sicherstellen.
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